Bernhard Tilg

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Bernhard Tilg (2015)

Bernhard Tilg (* 1. September 1967 in Zams, Bundesland Tirol) ist ein österreichischer Politiker. Er war von 2008 bis 2021 13 Jahre lang Landesrat in Tirol.

Biografie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach dem Schulbesuch in Landeck und Innsbruck studierte er Elektrotechnik in Graz, schloss dieses Studium 1991 als Diplomingenieur ab und wurde 1995 zum Doktor der Technischen Wissenschaften promoviert. Nach einem Forschungsaufenthalt an der University of California von 1998 bis 1999 wurde er 1999 zunächst Universitätsdozent an der Technischen Universität Graz. 2000 erhielt er den Start-Preis, den höchstdotierten Wissenschaftspreis Österreichs für Nachwuchsforscher unter 35 Jahren.

2002 wurde er zum Universitätsprofessor an die UMIT TIROL - Private Universität für Gesundheitswissenschaften und -technologie in Hall in Tirol berufen sowie wenig später zum Vizerektor ernannt. Zwischen 2004 und 2008 war er schließlich Rektor und Geschäftsführer der UMIT TIROL. Im Februar 2022 wurde er zum Vizerektor für Forschung und strategische Entwicklung der UMIT bestellt.[1]

Bernhard Tilg ist der Bruder von Herbert Tilg.[2][3]

Politik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Am 1. Juli 2008 wurde Tilg, der Mitglied der Österreichischen Volkspartei (ÖVP) ist, von Landeshauptmann Günther Platter zum Landesrat in die Tiroler Landesregierung gewählt. In dieser Funktion legte er 2009 ein neues Landesrettungsgesetz vor.[4]

Am 24. Mai 2013 wurde Tilg vom Tiroler Landtag ein weiteres Mal zum Landesrat gewählt. Seine Ressortzuständigkeiten in der Landesregierung Platter II umfassen

  • Gesundheitspolitik; Gesundheitswesen einschließlich des Gemeindesanitätsdienstes, des Rettungswesens und des Leichen- und Bestattungswesens; Kurorte, natürliche Heilvorkommen; Nahrungsmittelkontrolle; medizinischen Strahlenschutz; krankenanstaltenbezogene Suchtangelegenheiten und Suchtpräventionsstelle des Landes; schulärztlichen Dienst; Angelegenheiten der Gesundheitsberufe; Krankenanstaltenwesen; Personalangelegenheiten der Bediensteten bei der TILAK; Beteiligungen des Landes an der TILAK und der ELGA GmbH;
  • Gesundheits- und Sozialsprengel; Pflegegeld; Heimangelegenheiten;
  • Universitätsangelegenheiten; Fachhochschulen; Fonds zur Förderung der Wissenschaft.

Tilg war von 2008 bis 2015 Mitglied der Jungen Kurie der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW).[5]

Kritik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In seiner Funktion als Tiroler Gesundheitslandesrat stand Bernhard Tilg gemeinsam mit Franz Hörl (ÖVP) wegen der COVID-19-Pandemie massiv unter Kritik. Der Vorwurf lautete, den Betrieb der Skigebiete trotz der Gefahr einer Ausbreitung des SARS-CoV-2-Virus aus wirtschaftlichen Interessen nicht rechtzeitig gestoppt und entsprechende Maßnahmen ergriffen zu haben. Daher kam es laut Kritikern zu einer Ausbreitung von COVID-19 innerhalb der Skigebiete. Durch infizierte Gäste und Tourismusmitarbeiter gelangte das Virus in viele andere Länder Europas.[6] Gesundheitslandesrat Tilg lehnte im Mai einen Rücktritt ab und behauptete, „alles richtig gemacht zu haben“.[7] Eine Untersuchungskommission unter dem Vorsitz des ehemaligen OGH-Vizepräsidenten Ronald Rohrer[8] legte am 12. Oktober 2020 ihren Endbericht vor.[9][10]

Anfang Mai 2021 gab er seinen Rücktritt als Landesrat der Landesregierung Platter III bekannt.[11] Dieser steht im Zusammenhang mit der Vergabe eines Auftrags des Landes Tirol an das Unternehmen HG Pharma im Wert von 8 Millionen Euro, welche ohne Ausschreibung erfolgte. Dem Chef von HG Pharma, Ralf Herwig, wurde zudem ein Berufsverbot ausgesprochen, nachdem er wegen versuchter Steuerhinterziehung verurteilt worden war und ein Verfahren wegen mehrfacher Körperverletzung in seiner Tätigkeit als Urologe anhängig ist. Am 5. Mai 2021, gleichzeitig mit der Bekanntgabe von Tilgs Nachfolgerin Annette Leja als Landesrätin, kündigte Günther Platter an, auch den Vertrag mit HG Pharma aufzulösen.[12][13]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Ex-Landesrat Tilg wird UMIT-Vizerektor. In: ORF.at. 18. Februar 2022, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 18. Februar 2022; abgerufen am 18. Februar 2022.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/tirol.orf.at
  2. Wissenschaft. Die endlose Skandalchronik der Medizin-Universität Innsbruck. In: profil.at. 19. November 2011, abgerufen am 10. November 2023.
  3. Innere Medizin an Uni-Klinik richtet zwei neue Kliniken ein. In: Tiroler Tageszeitung. 15. Dezember 2012, abgerufen am 10. November 2023.
  4. LR Bernhard Tilg präsentiert Tiroler Rettungsdienstgesetz 2009
  5. Ehemalige Mitglieder Junge Akademie . (Memento des Originals vom 31. August 2020 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.oeaw.ac.at In: oeaw.ac.at. Abgerufen am 17. März 2020.
  6. "Alles richtig gemacht": Tiroler Gesundheitslandesrat Tilg in der „ZiB 2“ – derStandard.at. Abgerufen am 24. März 2020 (österreichisches Deutsch).
  7. tirol ORF at/Agenturen red: LR Tilg (ÖVP) denkt nicht an Rücktritt. 11. Mai 2020, abgerufen am 12. Mai 2020.
  8. tirol ORF at red: Ischgl-Untersuchungskommission steht. 3. Juni 2020, abgerufen am 6. Juni 2020.
  9. ORF at/Agenturen red: „Fehleinschätzungen“: Expertenbericht zu Ischgl wirbelt Staub auf. 12. Oktober 2020, abgerufen am 5. Mai 2021.
  10. tagesschau.de: Experten sehen schwere Versäumnisse
  11. Nach Zoller-Frischauf: Auch Gesundheitslandesrat Tilg tritt zurück. In: Tiroler Tageszeitung. 4. Mai 2021, abgerufen am 4. Mai 2021.
  12. PCR-Test-Skandal: Tirol stellt Zusammenarbeit mit HG Pharma ein. Abgerufen am 5. Mai 2021 (österreichisches Deutsch).
  13. Christoph Rauth: Causa HG Pharma sorgt für Aufregung bei Tiroler Opposition, Land verteidigt Labor. 4. Mai 2021, abgerufen am 5. Mai 2021.