Besetzung des Justizpalasts

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Bei der Besetzung des Justizpalasts (Spanisch: Toma del Palacio de Justicia) handelt es sich um die Besetzung des Verfassungsgerichtshofs in Bogotá (Kolumbien) durch die Guerillagruppe M-19 am 6. November 1985.

Verlauf[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Am 6. November 1985 erstürmten 35 Guerilleros den Justizpalast. Sie kamen mit einem gestohlenen Bus. Bei der Erstürmung töteten sie den Verwalter des Gebäudes und mehrere Sicherheitsbeamte. Sie nahmen 300 Personen als Geiseln, darunter 24 Verfassungsrichter. Drei Stunden nach der Attacke befreiten die Sicherheitskräfte circa 200 Geiseln in den unteren drei Stockwerken.

Eine Radiostation empfing eine Nachricht der Guerillagruppe M-19, in der sie sich zu der Erstürmung bekannten. Über das Telefon des Justizpalastes forderten die Attentäter den kolumbianischen Präsidenten Belisario Betancur auf, sich im Gebäude einem Gerichtsverfahren zu stellen, was dieser aber verweigerte.

Die Angreifer verbrannten im vierten Stock eine Menge Akten, darunter sämtliche Auslieferungsakten.[1] Daher gibt es in Kolumbien Stimmen, die die Besetzung nicht politisch motiviert sehen, sondern als eine Aktion im Auftrag von Pablo Escobar, um eine Auslieferung in die Vereinigten Staaten zu verhindern und Verfassungsrichter zu beseitigen.[2]

Das Gebäude wurde schließlich von der Armee gestürmt, dabei starben Dutzende Menschen. Außerdem verschwanden elf Personen aus der Gerichtskantine.[3]

Opfer[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Getötete Magistrate[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Aufarbeitung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Am 8. Juni 2010 verurteilte ein Gericht in Bogotá den pensionierten Armeeoberst Alfonso Plazas Vega zu 30 Jahren Haft. Er war, nach Ansicht des Gerichts, für das Verschwinden der elf Personen aus der Kantine verantwortlich. Die ausführende Richterin war anschließend massiven Verfolgungen und Morddrohungen ausgesetzt. Sie flüchtete zeitweilig nach Deutschland. Außerdem gab der damalige Präsident Álvaro Uribe Vélez im Fernsehen bekannt, dass er zukünftig dafür sorgen werde, dass Armeeangehörige vor dem Zugriff der Justiz sicher seien.[3]

Quellen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Andrés Grillo: La Toma del Palacio. (Memento des Originals vom 12. Januar 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.colombialink.com
  2. Robin Kirk: More Terrible Than Death: Drugs, Violence, and America's War in Colombia. PublicAffairs, New York City 2003, ISBN 978-1-58648-207-7, S. 136
  3. a b Knut Heckel: Risikoberuf Richter. In: die tageszeitung. 15. Juli 2011, abgerufen am 15. Juli 2011.