Bethaus (Bergbau)

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Das Bethaus war im Bergbau ein Gebäude, das zu den Tagesanlagen gehörte, in dem die Bergleute der jeweiligen Bergwerke ihr Schichtgebet verrichteten.[1] Des Weiteren fand im Bethaus die tägliche Anwesenheitskontrolle statt und es wurden dienstliche Besprechungen mit den zuständigen Bergbeamten durchgeführt.[2] Die Bezeichnung Bethaus hat das Gebäude trotz der unterschiedlichen Nutzung, weil die Bergleute es für ihr Schichtgebet nutzten.[3]

Aufbau[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Bethaus der Bergleute im Muttental

Die Bethäuser der Bergleute waren meist als multifunktionale Gebäude mit mehreren Räumen erbaut.[2] Größere Bergwerke hatten meist ein eigenes Bethaus.[4] Kleinere Stollenzechen nutzten gemeinsam ein zentral gelegenes Bethaus für die sakralen Angelegenheiten der Bergleute.[3] Die Bethäuser wurden in der Regel aus Ziegeln gemauert.[2] Auf dem Dach war ein kleiner Glockenturm mit Glocke in das Gebäude integriert.[4] Mit der Glocke wurden die Bergleute zur Arbeit gerufen.[2] Zudem war an das Gebäude oftmals auch eine Uhr montiert.[4] Es gab aber auch Bergbauregionen, in denen es nur Betsäle für das morgendliche Schichtgebet und die Schichtkontrolle gab.[5] Insbesondere in den Bergrevieren, in denen keine eigenen Bethäuser vorhanden waren, wurden Räume von anderen Gebäuden zu Beträumen oder Betsälen umfunktioniert.[6] Oftmals nutzten die Bergleute, bei Nichtvorhandensein eines Bethauses, einen Raum des Huthauses als Betsaal.[7]

Nutzung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das ehemalige Zechenhaus des Kaiser-Wilhelm-Schachtes enthielt einen Betsaal für 400 Bergleute.

Neben dem eigentlichen Betsaal hatte das Bethaus auch weitere Räume, die von den Bergleuten unterschiedlich genutzt wurden.[2] Es gab Räume, die als Materiallager dienten,[4] des Weiteren Besprechungsräume, in denen die Bergleute mit den zuständigen Bergbeamten, z. B. dem Schichtmeister, die Arbeit und etwaige Schwierigkeiten bei der Arbeit besprechen konnten.[2] Im Betsaal herrschte während der Andacht eine strikte Sitzhierarchie, wobei der Obersteiger, die Steiger und die Ganghauer auf Stühlen um einen Tisch herum saßen, während die gewöhnlichen Hauer, die Bergknechte und die Grubenjungen auf Holzbänken ihren Platz hatten, die an den Wänden aufgestellt waren.[8] Nachdem in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts die Markenkontrolle in einigen Bergrevieren eingeführt wurde, schwand allmählich der betriebliche Nutzen der Bethäuser, insbesondere der Betsäle, so dass sie nur mehr sakralen Zwecken dienten.[9]

Beispiele von Bethäusern[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bet- und Zechenhaus von 1758 am Moschellandsberg

Von den damaligen Bethäusern sind heute nur noch wenige erhalten geblieben.[2] Im Freiberger Bergrevier gab es verschiedene Bergwerke, die ein separates Bethaus hatten, wie z. B. die Mordgrube.[4] Im Muttental bei Witten gab es auch an verschiedenen Bergwerken ein separates Bethaus,[ANM 1] von denen das bekannteste das zentral gelegene Bethaus ist, welches heute unter Denkmalschutz steht.[2]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Ernst Willkomm: Im Bann und Zauber von Leidenschaft und Wahn, von Ernst und Scherz. Zweiter Band, Licht und Nebelbilder, Theodor Thomas, Leipzig 1862, S. 12.
  2. a b c d e f g h Gerhard Koetter: Bergbau im Muttental. Geologie und Geschichte des Wittener Bergbauwanderwegs. G. Koetter, Witten 2001, ISBN 3-00-008659-5, S. 35–37.
  3. a b Kurt Pfläging: Die Wiege des Ruhrkohlenbergbaus. Verlag Glückauf GmbH, 4. Auflage, Essen 1987, ISBN 3-7739-0490-8, S. 100, 101.
  4. a b c d e Otfried Wagenbreth, Eberhard Wächtler (Hrsg.): Der Freiberger Bergbau. Technische Denkmale und Geschichte. 2. Auflage, Springer Verlag, Leipzig 1988, ISBN 978-3-662-44764-2, S. 224, 343.
  5. Gustav Adolf Wüstenfeld: Auf den Spuren des Kohlenbergbaus. Gustav Adolf Wüstenfeld-Verlag, Wetter-Wengern 1985, ISBN 3-922014-04-6, S. 2–3.
  6. A. Lengemann, H. Meinicke: Der Schacht Kaiser Wilhelm II. in: Zeitschrift für das Berg-, Hütten- und Salinenwesen im Preußischen Staate, Band XLIII für dem VI. Allgemeinen Deutschen Bergmannstag zu Hannover. Verlag von Wilhelm Ernst & Sohn, Berlin 1895, S. 8.
  7. M. von Süßmilch genannt Hörnig: Das Erzgebirge in Vorzeit, Vergangenheit und Gegenwart. Zweite wohlfeile Volks - Ausgabe, Hermann Grafer's Verlag, Annaberg 1894, S. 309.
  8. Eduard Heuchler: Album für Freunde des Bergbaues. Enthalten eine Folge von vierzehn bildlichen Darstellungen aus dem Berufsleben des Berg- und Hüttenmannes, Verlag von J. G. Engelhardt, Freiberg 1855, S. 4.
  9. Walter Buschmann: Zechen und Kokereien im rheinischen Steinkohlenbergbau, Aachener Revier und westliches Ruhrgebiet. Gebr. Mann Verlag, Berlin 1998, ISBN 3-7861-1963-5, S. 120, 121, 349, 612.

Anmerkungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Ein Bethaus stand in der Nähe des Schachtes Neptun und ein weiteres wurde von der Tiefbauzeche Marta im Jahr 1853 am Ausgang des Muttentales erbaut. (Quelle: Gerhard Koetter: Bergbau im Muttental.)