Betrachtungssärglein

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Geschlossenes Betrachtungssärglein aus dem 18./19. Jahrhundert
Geöffnetes Betrachtungssärglein aus dem 18./19. Jahrhundert

Ein Betrachtungssärglein ist ein miniaturisierter Sarg, der als Meditationsobjekt dem Betrachter die eigene Vergänglichkeit ins Bewusstsein rufen soll (memento mori).

Betrachtungssärglein sind ab dem 17. Jahrhundert bis ins 19. Jahrhundert nachweisbar und gehen möglicherweise auf Miniatursärge aus den sogenannten Wunderkammern zurück.

Die Särglein aus Holz oder Metall wurden teilweise als Anhänger oder in der Tasche getragen, größere Exemplare dienten eher dem Aufstellen (sogenannte Tischsargl). Unabhängig von ihrer Größe waren sie mit beweglichem Deckel und einem Leichnam aus Wachs, später aus Holz, versehen, sowie Kröten, Schlangen usw. In manchen Fällen enthielten sie auch Miniaturen von Nonnen im Ornat, solche waren möglicherweise im Bayerischen Wald gebräuchlich.

Überhaupt fand man Betrachtungssärglein im Alpenraum – die Grödner Schnitzer waren bekannte Hersteller –, aber auch bis in den Norden Deutschlands hinein. Aus England sind aufwändig verzierte Exemplare bekannt.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Ulrike Neurath-Sippel, Jutta Schuchard, Reiner Sörries: Vergänglichkeit für die Westentasche: Miniatursärge und Betrachtungssärglein. [Ausstellungskatalog Museum für Sepulkralkultur.] Kassel, 2005. ISBN 3924447292
  • Reiner Sörries: Betrachtungssärglein im volksfrommen Brauchtum. In: Museum für Sepulkralkultur (Hrsg.): Vom Totenbaum zum Designersarg. Zur Kulturgeschichte des Sarges von der Antike bis zur Gegenwart. [Ausstellungskatalog Museum für Sepulkralkultur.] Kassel 1993. S. 77–82
  • Leo Runggaldier: Das Betrachtungssärglein. Eine alte Grödner Schnitzware. In: Der Schlern 9–10, 1959, 384–385