Bettina Borrmann Wells

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Bettina Borrmann Wells, abgebildet in einer Zeitschrift (New-York Tribune, Januar 1907)

Bettina Borrmann Wells (* 30. Mai 1879[1] in Nürnberg, Bayern; † nach 1917) war Teil der englischen Suffragettenbewegung und reiste als Organisatorin und Vortragende durch die Vereinigten Staaten.

Frühes Leben und Ausbildung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bettina Borrmann Wells war eine Tochter von E. G. Borrmann. Sie studierte an der Universität Genf[2] und legte 1914, 1915 und 1916 an der Columbia University[3][4] Bachelor- und Masterabschlüsse in den Fächern Wirtschaftswissenschaften und Psychologie ab. Der Titel ihrer 1915 abgeschlossenen Masterarbeit lautete The economic basis of the present feminist movement.[5]

Suffragettenbewegung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Aus: The World To-Day, März 1907

Borrmann Wells war Mitglied der Women’s Social and Political Union.[6] Nach Behinderung eines Polizeibeamten[7] im Zusammenhang mit einer Protestaktion verbüßte sie im November 1908 eine dreiwöchige Haftstrafe im Gefängnis Holloway.[8] Sich selbst beschrieb Wells als Suffragette und ihre Lebensmaxime darin, für die Sache der Bewegung zu sterben.[9] Ab 1910 distanzierte sich Wells immer mehr von der Seitenbewegung unter Emmeline Pankhurts.[10] Sie wurde jedoch immer aktiver in der in Manchester ansässigen Women’s Freedom League[11] und erhielt vermehrt mediale Aufmerksamkeit. Eine amerikanische Zeitschrift bezeichnete sie sogar als Leiterin der Propagandaabteilung der Women’s Federation League von England.[12]

Wirken in den Vereinigten Staaten von Amerika[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Jahr 1908 organisierte sie unter anderem mit Maud Malone, Christine Ross Barker und Sophia Loebinger Versammlungen der Progressive Woman Suffrage Union. Die Veranstaltungen fanden unter freiem Himmel und an verschiedenen Orten wie dem Madison Square, der Wall Street in Harlem und in Brooklyn statt.[13][14] Damit stießen sie jedoch auf Widerstand in der Gesellschaft.[15][16][17] Ohne Genehmigung führten Wells und Malone die Suffragettenbewegung in New York im Frühjahr 1908 an.[18] Ein Aufeinandertreffen zwischen Wells und weiteren Suffragetten mit Theodor Roosevelt im Oyster Bay wurde im selben Jahr durch den amerikanischen Geheimdienst verhindert.[18]

Nach ihrem Aufenthalt in New York City reiste Wells mit ihrem Mann durch weitere Teile der Vereinigten Staaten und Kanada.[19] Dort traf sie sich in verschiedenen Städten mit Suffragetten,[20] um militärische Protestmethoden nach britischen Vorbild aufzubauen[21]. In einer Broschüre über deren Aktivitäten meinte sie, Frauen würden nur dann das Wahlrecht erlangen, wenn sie es schafften, die Männer davon zu überzeugen, nicht aber, indem sie Tee servierten.[19] Unter dem Titel „America and Woman Suffrage“ veröffentlichte Wells eine Broschüre, die sich mit den Suffragettenaktivitäten in Wyoming, Utah, Colorado und Idaho beschäftigt.[21]

Wells notierte in Briefen sowohl in Großbritannien als auch in den Vereinigten Staaten,[22] dass man sicher auch ohne die Stimmen von Frauen gute Entscheidungen treffen könnte, dass man so aber länger brauche, um Veränderungen zu bewirken. Sie verglich dies mit einem Fußmarsch nach Kalifornien, den man vermutlich gegen ein schnelleres Transportmittel eintauschen würde.[23] Dabei verweist sie auf das Frauenwahlrecht, welches erst seit 1920 offiziell in der amerikanischen Verfassung verankert ist.[24] Im Jahr 1917 beteiligte sie sich an Mahnwachen in Washington D.C. vor dem Weißen Haus rund um die dort stattfindenden Proteste als „Silent Sentinels“.[25]

Privates[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Am 5. September 1900[1] heiratete Bettina Borrmann den englischen Geschäftsmann Herbert James Clement Wells. Sie war Mitglied im Lyceum Club of London und in der Society of Women Journalists of London.[26]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b Wells, Mrs. Bettina Borrmann. In: The Suffrage Annual, and Women’s Who’s Who. Stanley Paul & Co., London 1913, S. 390 (Textarchiv – Internet Archive).
  2. Bettina Borrmann Wells 1908. In: The Inter Ocean. Chicago, Illinois 7. April 1908, S. 3 (newspapers.com [abgerufen am 27. März 2023]).
  3. Columbia College (New York N.Y.): Catalogue of the Officers and Students of Columbia College, for the Year … D. Van Nostrand, 1919 (books.google.com [abgerufen am 27. März 2023]).
  4. Georgetown University Princeton University: Catalogue. C.U., 1918 (archive.org [abgerufen am 27. März 2023]).
  5. The economic basis of the present feminist movement. Abgerufen am 27. März 2023.
  6. Mrs. B. Borrmann Wells: The Suffragette Movement. New York Times, 19. Februar 1907.
  7. Suffragists Invade Opposition Meeting. New York Times, 5. Dezember 1908.
  8. Allan L. Benson: The Hopes of the Suffragette in Amerika. New York Times, 13. Dezember 1908.
  9. In Fighting for Ballot. New York Tribune, 2. April 1909.
  10. Bettina Borrmann Wells 1910. In: Montreal River Miner and Iron County Republican. Hurley, Wisconsin 14. Januar 1910, S. 6 (newspapers.com [abgerufen am 27. März 2023]).
  11. Elizabeth Crawford: The Women’s Suffrage Movement: A Reference Guide 1866-1928. Routledge, 2003, ISBN 1-135-43402-6 (books.google.com [abgerufen am 27. März 2023]).
  12. Bettina Borrmann Wells 1911. In: The Central New Jersey Home News. New Brunswick, New Jersey 24. März 1911, S. 8 (newspapers.com [abgerufen am 27. März 2023]).
  13. Suffragists Lose Hearer. New York Times, 22. Januar 1908.
  14. Suffragettes Win the East Side Boys. New York Times, 22. März 1908.
  15. Suffragettes Protest. New York Times, 30. April 1908.
  16. Wall St. Derides the Suffragettes. New York Times, 28. Februar 1908.
  17. Bettina Borrmann Wells 1908. In: The Billings Gazette. Billings, Montana 29. April 1908, S. 8 (newspapers.com [abgerufen am 27. März 2023]).
  18. a b Linda J. Lumsden: Rampant Women: Suffragists and the Right of Assembly. Univ. of Tennessee Press, 1997, ISBN 1-57233-163-1 (books.google.com [abgerufen am 27. März 2023]).
  19. a b Bettina Borrmann Wells 1909. In: The Brooklyn Daily Eagle. Brooklyn, New York 22. Januar 1909, S. 3, 5 (newspapers.com [abgerufen am 27. März 2023]).
  20. Bettina Borrmann Wells 1908. In: The Pittsburgh Press. Pittsburgh, Pennsylvania 23. April 1908, S. 1 (newspapers.com [abgerufen am 27. März 2023]).
  21. a b B. B. (Bettina Borrmann) Wells: Pamphlet: America and woman suffrage. Wyoming. Colorado. Utah. Idaho. W. & G. Baird, London 7. November 1909 (omeka.net [abgerufen am 30. März 2023]).
  22. B. Borrmann Ann Wells: Women’s Suffrage. Llandudno Advertiser, 12. Februar 1910.
  23. B. Borrmann Wells: Votes for Women. New York Times, 20. Dezember 1908.
  24. 100 Jahre Frauenwahlrecht in den USA. In: FINK.HAMBURG. Abgerufen am 30. März 2023.
  25. Bettina Borrmann Wells 1917. In: The Washington Post. Washington, District of Columbia 26. Januar 1917, S. 2, 12 (newspapers.com [abgerufen am 27. März 2023]).
  26. Columbia University: Officers and Graduates … 1916 (books.google.com [abgerufen am 27. März 2023]).