Blaustirn-Pfuhlhuhn

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Blaustirn-Pfuhlhuhn
Systematik
Unterstamm: Wirbeltiere (Vertebrata)
Klasse: Vögel (Aves)
Ordnung: Kranichvögel (Gruiformes)
Familie: Rallen (Rallidae)
Gattung: Teichrallen (Gallinula)
Art: Blaustirn-Pfuhlhuhn
Wissenschaftlicher Name
Gallinula silvestris
(Mayr, 1933)

Das Blaustirn-Pfuhlhuhn (Gallinula silvestris, Syn.: Pareudiastes silvestris) ist eine extrem seltene Vogelart aus der Familie der Rallenvögel (Rallidae). Es ist auf der Insel Makira in den südöstlichen Salomonen endemisch.

Merkmale[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Angaben sind nur vom Holotypus, einem Männchen, bekannt, das 1929 gefangen wurde. Es misst 26,5 cm und hat ein Gewicht von 450 g. Die Flügellänge beträgt 149 mm, die Schwanzlänge 40 mm, die Schnabellänge (einschließlich Schild) 56 mm und die Fußwurzellänge 60 mm. Das Gefieder ist vollständig schlicht gefärbt. Kopf, Hals und Brust sind dunkel schieferblau. Kinn und Gesicht sind nahezu schwärzlich, abgesehen von einer nackten, gelben Gesichtshaut. Die Flügeldecken und Armschwingen sind bräunlichschwarz mit einer oliven Tönung. Der übrige Körper ist stumpf bräunlichschwarz. Die Iris ist schokoladenfarben. Beine, Füße und Schnabel sind leuchtend scharlachrot. Der Stirnschild oder Frontalschild ist dunkel graublau. Der Schwanz ist sehr kurz mit haarähnlichen Steuerfedern. Die Armschwingen sind weich und zersetzt. Der Schnabel ist kräftig und seitlich abgeflacht. Die Beine und Füße sind schlank.

Lebensraum[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Lebensraum des Blaustirn-Pfuhlhuhns ist das dichte Unterholz der montanen Urwälder auf den Steilhängen. Das Typusexemplar wurde in einer Höhe von 580 m entdeckt, die Berge in der Umgebung ragen bis in Höhenlagen von 1200 m auf. Die Region hat viele Bäche und Flüsse, die sich in die Berghänge schneiden, jedoch kein stehendes Wasser.

Lebensweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Über die Lebensweise des Blaustirn-Pfuhlhuhns ist kaum etwas bekannt geworden. Es flog nur sehr selten, wenn überhaupt. Einheimische berichteten, dass es sehr schnell durchs Unterholz lief und nur schwer einzufangen war. Daher verwendeten sie trainierte Jagdhunde, um die Pfuhlhühner aufzuspüren, wenn sie schwerfällig ins Gebüsch geflattert waren. Hinsichtlich der Nahrung liegen ebenfalls keine Informationen vor. Vergleiche mit dem möglicherweise ausgestorbenen Samoapfuhlhuhn (Gallinula pacifica) geben jedoch zur Vermutung Anlass, dass es sich in ähnlicher Weise von tierischer Kost ernährt.

Status[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die IUCN listet das Blaustirn-Pfuhlhuhn in der Kategorie „vom Aussterben bedroht“ (critically endangered). Neben dem Holotypus, der im Dezember 1929 im Zentralgebirge von Makira gesammelt wurde, gibt es nur eine bestätigte Sichtung aus den Felsschluchten unterhalb Wuranakumau in einer Höhenlage von ungefähr 450 m auf dem Naghasi-Kamm im Jahr 1953, wo das Blaustirn-Pfuhlhuhn von einem Teilnehmer der Oxford University Expedition als nicht selten beschrieben wurde. Jäger aus den Bergdörfern in der Nähe der Typuslokalität berichteten von der weiteren Existenz des Blaustirn-Pfuhlhuhns im Jahr 1974. Seitdem hat es trotz mehrwöchiger Suchen zwischen 1990 und 2006 nur unbestätigte Berichte gegeben, von einheimischen Jägern, die behaupten, vertraut mit dieser Art zu sein, wenn auch nur durch seltene Begegnungen. Im Jahr 2004 wurde von Rufen berichtet, die möglicherweise von dieser Art stammen. Die Töne ähnelten einem Miauen, waren schrill, sich wiederholend und fielen zum Ende hin ab. Eine zehntägige Expedition von Birdlife International, dem Critical Ecosystem Partnership Fund und dem Naturfotografen Mark O’Brien im August 2015 im Osten Makiras blieb ergebnislos, jedoch berichtete ein einheimischer Jäger von einem drei Jahre zuvor getöteten Vogel, auf dem die Beschreibung des Blaustirn-Pfuhlhuhn passen könnte.[1]

Birdlife International schätzt den Bestand auf weniger als 50 Exemplare. Die Ursachen für den Rückgang sind nicht eindeutig geklärt. So können eingeführte Beutegreifer beträchtliche Schäden an der Inselfauna anrichten, wie beispielsweise auf Guadalcanal, wo Katzen viele terrestrische einheimische Kleinsäuger ausgerottet haben. Auch der Lebensraumverlust durch Waldzerstörung könnte eine wesentliche Gefährdungsursache darstellen. Die seit 1974 auf Makira nachgewiesene Ameisenart Wasmannia auropunctata stellt ebenfalls eine erhebliche Bedrohung dar, da sie die Augen von am Boden lebenden Vögeln angreift, was schließlich zur Erblindung und Tod des Opfers führt.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Josep del Hoyo, Andrew Elliott, Jordi Sargatal: Handbook of the birds of the world. Band 3: Hoatzin to Auks.Lynx Edicions, Barcelona 1996, ISBN 84-87334-20-2, S. 199.
  • Sidney Dillon Ripley: Rails of the World - A Monograph of the Family Rallidae. Codline, Boston 1977, ISBN 0-87474-804-6, S. 269, 273.
  • P. Barry Taylor, Ber van Perlo: Rails. A Guide to the Rails, Crakes, Gallinules, and Coots of the World. Yale University Press, New Haven 1998, ISBN 0-300-07758-0, S. 489–490.
  • F. Danielsen, C. E. Filardi, K. A. Jønsson, V. Kohaia, N. Krabbe, J. B. Kristensen, R. G. Moyle, P. Pikacha, M. K. Poulsen, M. K. Sørensen, C. Tatahu, J. Waihuru und J. Fjeldså: Endemic avifaunal biodiversity and tropical forest loss in Makira, a mountainous Pacific island. In: Singapore Journal of Tropical Geography 31(1), 2010, S. 100–114.
  • Warren B. King on the behalf of the International council for bird preservation (ICBP) and the Survival service commission of IUCN (1978–1979): Red Data Book 2: Aves (2nd edition). IUCN, Morges, Switzerland. ISBN 0-87474-583-7
  • Ernst Mayr: Birds collected during the Whitney South Sea Expedition. 22. Three new genera from Polynesia and Melanesia. In: American Museum Novitates. Nr. 590, 1933, S. 1–6 (englisch, online [PDF; 548 kB; abgerufen am 11. November 2015]). (Erstbeschreibung als Edithornis silvestris auf S. 1)
  • Julian Pender Hume, Michael P. Walters: Extinct Birds. A & C Black, London 2012, ISBN 1-4081-5725-X, S. 119–120.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. BirdLife International: Search for the lost Makira Moorhen (Memento vom 8. November 2015 im Internet Archive)