Bohmshof

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Bohmshof ist ein Wohnplatz im Ortsteil Retzow der Stadt Lychen im Landkreis Uckermark (Brandenburg). Die kleine Siedlung wurde um/vor 1825 aufgebaut.

Lychen und Umgebung auf dem Urmesstischblatt 2745 Lychen von 1825

Lage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Wohnplatz Bohmshof liegt knapp drei Kilometer Luftlinie westlich von der Altstadt von Lychen an der L 15 Richtung Fürstenberg/Havel. Knapp 300 Meter östlich vom Wohnplatz Bohmshof liegt der inoffizielle Wohnplatz Ausbau. Etwa 500 Meter südwestlich lag der heute nicht mehr existierende Wohnplatz Neukrug, ebenfalls an der heutigen L 15. Die 1858 zu Bohmshof gehörende, heute nicht mehr existierende Ziegelei lag knapp 1,5 km westlich von Bohmshof, nur etwa 400 Meter südöstlich der Siedlung Sähle, ein zum Ortsteil Retzow gehörender Gemeindeteil der Stadt Lychen.

Der Wohnplatz Bohmsdorf gehört zum Ortsteil Retzow der Stadt Lychen. Er liegt auf etwa 69 m ü. NHN.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Um/Vor 1825 baute der Mühlenmeister Carl Gottlob Bohm († 1832[1]) von der Lychenschen Mühle auf seinem Land ein neues Etablissement auf, das 1828 offiziell Bohmshoff genannt wurde.[2] Es ist bereits im Urmesstischblatt 2745 Lychen von 1825 verzeichnet.

1837 gehörte das Etablissement Bohmshof einem Müller Bohm, wohl der Sohn des obigen Gründers.[3] In der Topographisch-statistische(n) Uebersicht des Regierungs-Bezirks Potsdam und der Stadt Berlin von 1841 ist das Etablissement verschrieben als Bohmsdorf verzeichnet.[4]

1847 beabsichtigte Gutsbesitzer Foth bei Bohmsdorf eine Ziegelei anzulegen.[5] 1854 gibt Berghaus das Areal des Bohmshofes mit 27 Morgen 1 Quadratrute an.[6]

1860 standen zwei Wohnhäuser und zehn Wirtschaftsgebäude (einschließlich der Ziegelei), in denen 9 Menschen wohnten.[7] 1864 hatte Bohmshof 14 Einwohner.[8]

1867 wurde der dem Gutsbesitzer Rudolf Heinrich Wilhelm Kortum gehörige, auf 10.667 Taler 15 Groschen taxierte Bohmshof versteigert.[9] 1871 hatte Bohmshof zwei Wohngebäude und 8 Einwohner. 1867 waren es noch 16 Einwohner gewesen.[10] 1879 gehörte Bohmshof einem Ökonomen namens Kritz.

1880 wurde der Bau der Chaussee von Lychen nach Ravensbrück begonnen, die an Bohmshof vorbei führte.[11] Ab 1896 war Bohmshof mit dem Gut Sähle verbunden. Besitzer dieses Dominiums hieß J. B. Löser, der besonders das Reine Ostfriesische Rindvieh züchtete.[12] 1907 gehörte Sähle (Bohmshof ist leider nicht extra vermerkt) immer noch dem J. B. Löser.

Ab 1910 gehörte Bohmshof wie auch Sähle und Neukrug dem Max Bourzutschky in Berlin. Die Größe wird summarisch zusammen für Sähle, Neukrug und Bohmshof angegeben. Das Dominium hatte nach den Angaben von 1910 eine Gesamtgröße von 557,90 ha, davon 227,08 ha Acker, 32,05 ha Wiesen, 17,06 ha Wald, 8,03 ha Unland und 274,05 ha Wasser. Der Grundsteuerreinertrag ist mit 1851 Mark abgegeben.[13]

1914 hatte das Dominium eine Gesamtgröße von 546 ha, davon waren 164 ha Acker, 32 ha Wiesen, 76 ha Wald und 2 ha Hofgelände und 272 ha Unland, Wege und Wasser. Verwalter war ein C. Klempnow. Der Grundsteuerreinertrag betrug 1833 Mark. Der Tierbestand ist mit 15 Pferden, 56 Stück Rindvieh, davon 28 Milchkühen und 8 Schweinen angegeben.[14]

Für 1923 sind die Zahlen identisch. Besitzer war weiterhin Max Bourzutschky in Berlin. Als Verwalter hatte er nun Max Erfurth angestellt.[15] Max Bourzutschky hatte in Wittenberg und Magdeburg je eine Fa. zur Herstellung von Branntwein.[16]

1929 gehörte das Dominium Sähle mit Bohmshof den Brüdern Fritz und Conrad Bourzutschky in Wittenberg bzw. Crailsheim. Verwalter war immer noch Max Erfurth. Das Dominium insgesamt hatte nur noch 391 ha, davon 150 ha Acker, 18 ha Wiesen, 3 ha Weide, 105 ha Wald und 115 ha Wasser. Der Tierbestand betrug 18 Pferde, 84 Stück Rindvieh, davon 25 Kühe und 80 Schweine.[17]

Kommunale Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bei der Gründung von Bohmsdorf war das Gut ein selbständiges Etablissement. 1873 wurde Bohmshof noch unter den nicht incommunalisierten Wohnplätzen aufgeführt.[10] Bis 1874 war Bohmsdorf dem Gutsbezirk Sähle angegliedert worden.[18] Mit der Bildung der Amtsbezirke in der Provinz Brandenburg 1874 wurde der Gutsbezirk Sähle mit Bohmsdorf und Neukrug dem Amtsbezirk 21 Himmelpfort des Kreises Templin zugewiesen. Zum Amtsvorsteher wurde der Gutsbesitzer Julius Leopold Eyssenhardt in Ravensbrück, zu seinem Stellvertreter der Gutsbesitzer Baer auf Neuthymen bestimmt.[18]

Vor 1897 wurde der Gutsbezirk Sähle (mit dem Etablissement Bohmshof) mit dem Forstgutsbezirk Neuthymen vereinigt.[19] 1929 wurde Bohmshof in die Gemeinde Retzow eingegliedert. 1931 und 1951 war Bohmsdorf ein Wohnplatz in der Gemeinde Retzow, 1961 wurde Retzow in die Gemeinde Rutenberg eingemeindet. Zum 6. Mai 1984 wurde die Eingemeindung rückgängig gemacht. Im Zuge der Ämterbildung schloss sich Retzow mit Beenz, Rutenberg und der Stadt Lychen zum Amt Lychen zusammen. Mit der Kreisreform nach der Wende in Brandenburg ging der Kreis Templin im neuen Landkreis Uckermark auf. Zum 31. Dezember 2001 wurde Retzow zusammen mit Beenz und Rutenberg in die Stadt Lychen eingegliedert und ist seither ein Ortsteil der Stadt Lychen. Bohmsdorf hat den Status eines Wohnplatzes.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Amtsblatt der Königlichen Regierung zu Potsdam und der Stadt Berlin, Extrablatt zum 22. Stück des Amtsblatts vom 1. Juni 1832, S. 120 Google Books.
  2. Amtsblatt der Königlichen Regierung zu Potsdam und der Stadt Berlin, 6. Stück vom 8. Februar 1828, S. 28.
  3. Kammergericht (Hrsg.): Topographie der Untergerichte der Kurmark Brandenburg und der dazugeschlagenen Landesteile. Oehmigke, Berlin 1837, S. 300; 312 S., Textarchiv – Internet Archive.
  4. August von Sellentin: Topographisch-statistische Uebersicht des Regierungs-Bezirks Potsdam und der Stadt Berlin: Aus amtlichen Quellen zusammengestellt. Verlag der Sander’schen Buchhandlung, 1841, S. 220; 292 S., urn:nbn:de:kobv:109-opus-104971
  5. Amtsblatt der Königlichen Regierung zu Potsdam und der Stadt Berlin, Oeffentlicher Anzeiger zum 47. Stück des Amtsblattes vom 19. November 1847, S. 557 Google Books.
  6. Heinrich Karl Wilhelm Berghaus: Landbuch der Mark Brandenburg und des Markgrafthums Nieder-Lausitz in der Mitte des 19. Jahrhunderts; oder geographisch-historisch-statistische Beschreibung der Provinz Brandenburg, auf Veranlassung des Staatsministers und Ober-Präsidenten Flottwell. Zweiter Band. Druck und Verlag von Adolph Müller, Brandenburg 1855, S. 284; 650 S., Textarchiv – Internet Archive.
  7. Richard Boeckh: Ortschafts-Statistik des Regierungs-Bezirks Potsdam mit der Stadt Berlin. Verlag von Dietrich Reimer, Berlin 1861, S. 18/19; 276 S., Google Books
  8. Königliches Finanzministerium (Hrsg.): Die Ergebnisse der Grund- und Gebäudesteuerveranlagung im Regierungsbezirk Potsdam. Königliche Staatsdruckerei, Berlin 1867; Google Books, hier S.
  9. Königlich Preußischer Staats-Anzeiger, 1867; Google Books
  10. a b Königlich Statistisches Bureau (Hrsg.): Die Gemeinden und Gutsbezirke des Preussischen Staates und ihre Bevölkerung. Nach den Urmaterialien der allgemeinen Volkszählung vom 1. Dezember 1871. II. Die Provinz Brandenburg. Verlag des Königlich Statistischen Bureau, Berlin 1873, S. 16; Google Books
  11. Amtsblatt der Königlichen Regierung zu Potsdam und der Stadt Berlin, 22. Stück vom 28. Mai 1880, S. 197.
  12. Paul Ellerholz, Ernst Kirstein, Traugott Müller, W. Gerland, Georg Volger: Handbuch des Grundbesitzes im Deutschen Reiche. Mit Angabe sämmtlicher Güter, ihrer Qualität, ihrer Grösse und Culturart; ihres Grundsteuerreinertrages; ihrer Besitzer, Pächter, Administratoren etc.; der Industriezweige; Post-, Telegraphen- und Eisenbahn-Stationen; Züchtungen spezieller Viehrassen; Verwerthung des Viehbestandes etc. I. Das Königreich Preussen. I. Lieferung: Provinz Brandenburg. 3. verbesserte Auflage. Nicolaische Verlagsbuchhandlung, Berlin 1896, S. 268–269; 310 S.
  13. Reinhold Reichert, Königliche Behörden und Landwirtschaftskammer für die Provinz Brandenburg (Bearb.): Handbuch des Grundbesitzes im Deutschen Reiche. Provinz Brandenburg. 5. gänzlich umgearbeitete Auflage. Nicolaische Verlags-Buchhandlung R. Stricker, Berlin 1910, S. 362–363; I-LXXXVI (1-86), 376 S., + 24 S. (Ortsregister).
  14. Sähle. In: Ernst Seyfert (Hrsg.): Güter-Adreßbuch für die Provinz Brandenburg. Verzeichnis sämtlicher Rittergüter, Güter und größeren Bauernhöfe der Provinz mit Angabe der Guts-Eigenschaft, des Grundsteuer-Reinertrags, der Gesamtfläche und des Flächeninhalts der einzelnen Kulturen, des Viehbestandes, aller industriellen Anlagen und der Fernsprechanschlüsse, Angabe der Besitz, Pächter und Verwalter, der Post-, Telegraphen- und Eisenbahnstationen und deren Entfernung vom Gute, der evangelischen und katholischen Kirchspiele, der Standesamtsbezirke, der Stadt- und Amtsbezirke, der Oberlandes-, Land- und Amtsgerichte, einem alphabetischen Orts- und Personenregister, dem Handbuch der Königlichen Behörden sowie einer Karte der Provinz Brandenburg im Maßstabe 1:1000000. Reichenbach’sche Verlagsbuchhandlung, Leipzig 1914, S. 170–171; XLV, 433 S.
  15. Oskar Köhler (Bearb.), Kurt Schleising (Einleitung): Niekammer’s landwirtschaftliche Güter-Adreßbücher. Landwirtschaftliches Güter-Adressbuch der Provinz Brandenburg: Verzeichnis sämtlicher Rittergüter, Güter und grösseren Bauernhöfe der Provinz von ca. 30 ha aufwärts mit Angabe der Gutseigenschaft, des Grundsteuer-Reinertrages, der Gesamtfläche und des Flächeninhalts der einzelnen Kulturen, des Viehbestandes, aller industriellen Anlagen und der Fernsprechanschlüsse, Angabe der Besitzer, Pächter und Verwalter, der Post-, Telegraphen- und Eisenbahnstationen und deren Entfernung vom Gute, der evangelischen und katholischen Kirchspiele, der Standesamtsbezirke, der Stadt- und Amtsbezirke, der Oberlandes-, Land- und Amtsgerichte, einem alphabetischen Orts- und Personenregister, dem Handbuch der Königlichen Behörden und einer Landkarte im Maßstabe 1:175.0000. Reichenbach’sche Verlagsbuchhandlung, Leipzig 1923, S. 97; I-XXXII, 343 S.
  16. Franz F. Hauck: Beitrag zur Entwicklungsgeschichte des Schweizerischen Alkoholmonopols. Inaugural-Dissertation der Hohen philosophischen Fakultät der Universität Basel, Buchdruckerei Berger & Albrecht, Berlin 1899, hier S. 162.
  17. Neu Thymen. In: Ernst Seyfert, Hans Wehner, Alexander Haußknecht, Ludwig Hogrefe (Hrsg.): Landwirtschaftliches Adreßbuch der Rittergüter, Güter und Höfe der Provinz Brandenburg: Verzeichnis sämtlicher Rittergüter, Güter und Höfe von ca. 20 ha aufwärts mit Angabe der Gutseigenschaft, der Gesamtfläche und des Flächeninhalts der einzelnen Kulturen, des Viehbestandes, der eigenen industriellen Anlagen und Fernsprechanschlüsse, Angabe der Besitzer, Pächter und Verwalter, der Post-, Telegraphen- und Eisenbahnstationen und deren Entfernung vom Gute, der Land- und Amtsgerichte, einem alphabetischen Orts- und Personenregister, einem Verzeichnis der wichtigsten staatlichen Behörden und Dienststellen, der landwirtschaftlichen Vereine und Körperschaften. 4. vermehrte und verbesserte Auflage. Verlag von Niekammer’s Adressbüchern, Leipzig 1929, S. 130 (Niekammer’s Güter-Adressbücher, Band VII); 464 S.
  18. a b Amtsblatt der Königlichen Regierung zu Potsdam und der Stadt Berlin, Extrablatt vom 6. Juni 1874, S. 181 Google Books
  19. F. Mauer: Alphabetisches Verzeichnis sämtlicher im Regierungsbezirk Potsdam belegenen Ortschaften und Ortsteile nebst einer Zusammenstellung der zugehörigen Oberförstereien und Bezirkskommandos. A. Stein’s Verlagsbuchhandlung, Potsdam 1897, S. 30; 296 S.

Koordinaten: 53° 12′ 34″ N, 13° 16′ 16″ O