Borzęcino (Barwice)

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Borzęcino (deutsch Borntin) ist ein Dorf in der polnischen Woiwodschaft Westpommern. Es gehört zur Stadt- und Landgemeinde Barwice (Bärwalde) im Powiat Szczecinecki (Neustettiner Kreis).

Geographische Lage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Dorf liegt in Hinterpommern, an der Persante, etwa 35 Kilometer nordwestlich von Neustettin und zwölf Kilometer nordwestlich von Barwice (Bärwalde).

Dorfstraße

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Erbherr auf Borntin war am Anfang des 18. Jahrhunderts der Landrat Caspar Heinrich von Zastrow († 1737).[1] Besitzer des Landguts Borntin um 1783 war George Heinrich von Zastrow, und es hatte ein Vorwerk, eine Wassermühle, acht Bauern, fünf Kossäten, drei Büdner, eine Gastwirtschaft, eine Schmiede, einen Schulmeister, eine zum Kirchspiel von Groß Krössin gehörige Filialkirche und insgesamt 24 Feuerstellen (Haushaltungen); zum Gutsbezirk gehörten auch das etwa 3 ½ Kilometer südwestlich des Dorfkerns gelegene Vorwerk Nemrin (Vierhof), ein ehemals Kleistsches Lehen, das 1762 dem Hauptmann Friedrich Wilhelm von Zastrow erblich verkauft worden war, und das etwa zwei Kilometer östlich davon gelegene Vorwerk Jungfernhof.[2]

Um 1857 gehörte das Allodial-Rittergut Borntin den Geschwistern von Borwitz, die es seit 1854 in Besitz hatten.[3]

Im Jahr 1865 erhob der preußische Fiskus in der Landgemeinde Borntin eine Grundsteuer in Höhe von 38 Reichstalern, elf Silbergroschen und neun Pfennigen und im Gutsbezirk Borntin eine Grundsteuer von 148 Reichstalern, sieben Silbergroschen und neun Pfennigen.[4]

Das Rittergut Borntin mit Branntweinbrennerei, Ziegelei und Molkerei besaß um 1892 und noch 1896 der Landschaftsrat und Hauptmann a. D. Moritz Snethlage.[5][6]

Am 1. April 1927 betrug die Flächengröße des Ritterguts Borntin 1219 Hektar, und am 16. Juni 1925 hatte der Gutsbezirk 257 Einwohner.[7]

Die Gemeinde Borntin hatte um 1930 eine Flächengröße von 13,9 km². In der Gemarkung des Orts standen insgesamt 52 bewohnte Wohnhäuser an fünf verschiedenen Wohnstätten:[8]

  1. Birkenhain
  2. Borntin
  3. Jungfernhof
  4. Karlsdorf
  5. Nemrin

Im Jahr 1945 gehörte die Landgemeinde Borntin zum Landkreis Neustettin im Regierungsbezirk Köslin der preußischen Provinz Pommern des Deutschen Reichs. Borntin war dem Amtsbezirk Groß Krössin zugeordnet.

Im Frühjahr 1945 wurde Borntin von der Roten Armee besetzt. Nach Beendigung der Kampfhandlungen wurde die Region seitens der sowjetischen Besatzungsmacht zusammen mit ganz Hinterpommern und der südlichen Hälfte Ostpreußens der Volksrepublik Polen zur Verwaltung überlassen. Es wanderten nun Polen zu. Borntin wurde unter der Ortsbezeichnung ‚Borzęcino‘ verwaltet. In der Folgezeit wurde die einheimische Bevölkerung von der polnischen Administration aus Borntin vertrieben.

Demographie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bevölkerungsentwicklung bis 1945
Jahr Einwohner Anmerkungen
1783 adeliges Dorf mit einem Vorwerk im Dorf, einer Wassermühle, zwei weiteren Vorwerken und 24 Feuerstellen (Haushaltungen), im Besitz der Familie Zastrow befindlich[2]
1818 136 Kirchdorf, adelige Besitzung[9]
1825 146 Ortschaft mit den Vorwerken Jungfernhof und Nemrin (sonst Vierhof) sowie einer Wassermühle[10]
1852 498 Dorf[11]
1864 513 am 3. Dezember, Gemeindebezirk und Gutsbezirk zusammen[12]
1867 506 am 3. Dezember, davon 267 in der Landgemeinde und 239 im Gutsbezirk[13]
1871 454 am 1. Dezember, davon 223 in der Landgemeinde (sämtlich Evangelische) und 231 im Gutsbezirk (sämtlich Evangelische)[13]
1885 297 am 1. Dezember, davon elf in der Landgemeinde (sämtlich Evangelische) und 286 im Gutsbezirk (sämtlich Evangelische)[14]
1910 236 am 1. Dezember, Gutsbezirk[15][16]
1925 379 davon 367 Evangelische und zwölf Katholiken[8]
1933 335 [17]
1939 347 [17]

Religionen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die bis 1945 anwesenden Dorfbewohner waren mit gelegentlichen Ausnahmen evangelisch und gehörten zu dem Kirchspiel Groß Krössin.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Borntin, Rittergut, Kreis Neustettin, Regierungsbezirk Köslin, Provinz Pommern. In: Meyers Gazetteer, mit Eintrag aus Meyers Orts- und Verkehrslexikon, Ausgabe 1912, sowie einer historischen Landkarte der Umgebung von Borntin (meyersgaz.org).
  • Ludwig Wilhelm Brüggemann: Ausührliche Beschreibung des gegenwärtigen Zustandes des Königl. Preußischen Herzogthums Vor- und Hinter-Pommern. Teil II, Band 2: Beschreibung der zu dem Gerichtsbezirk der Königl. Landescollegien in Cößlin gehörigen Hinterpommerschen Kreise. Effenbart, Stettin 1784, 744, Ziffer 11 (Google Books).

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Rolf Straubel: Grundbesitz und Militärdienst – Kurzbiograpien pommerscher Offiziere (1715–1806), Teil I, Böhlau 2021, S. 753.
  2. a b Ludwig Wilhelm Brüggemann: Ausührliche Beschreibung des gegenwärtigen Zustandes des Königl. Preußischen Herzogthums Vor- und Hinter-Pommern. Teil II, Band 2: Beschreibung der zu dem Gerichtsbezirk der Königl. Landescollegien in Cößlin gehörigen Hinterpommerschen Kreise. Effenbart, Stettin 1784, S. 744, Ziffer 11 (Google Books).
  3. K. Fr. Rauer (Hrsg.): Hand-Matrikel der in sämmtlichem Kreisen des Preussischen Staats auf Kreis- und Landtagen vertretenen Rittergüter, Berlin 1857, S. 151, Ziffer 20 (Google Books).
  4. Amts-Blatt der Königlichen Regierung zu Cöslin, No. 41, vom 11. Oktober 1865, S. 362, Ziffer 31–32 (Google Books).
  5. Pommersches Güter-Adressbuch, Friedrich Nagel (Paul Niekammer), Stettin 1892, S. 124–125 (Google Books).
  6. C. Leuchs: Adressbuch aller Länder der Erde. Band 12: Pommern, 9. Ausgabe, Nürnberg 1896, S. 334 (Google Books).
  7. Kurt Albrecht: Die preußischen Gutsbezirke, in: Zeitschrift des Preussischen Statistischen Landesamts, 67. Jahrgang, Berlin 1927, S. 344–477, insbesondere S. 399 (Google Books).
  8. a b Die Gemeinde Borntin im ehemaligen Kreis Neustettin in Pommern (Gunthard Stübs und Pommersche Forschungsgemeinschaft, 2011).
  9. Alexander August Mützell und Leopold Krug: Neues topographisch-statistisch-geographisches Wörterbuch des preussischen Staats. Band 1: A–F, Halle 1821, S. 153, Ziffer 3974 (Google Books).
  10. Friedrich von Restorff: Topographische Beschreibung der Provinz Pommern mit einer statistischen Uebersicht, Nicolaische Buchhandlung, Berlin und Stettin 1827, S. 304, Ziffer 10 (Google Books).
  11. Topographisch-statistisches Handbuch des Preußischen Staats (Kraatz, Hrsg.), Berlin 1856, S. 62 (Google Books).
  12. Preußisches Finanzministerium: Die Ergebnisse der Grund- und Gebäudesteuerveranlagung im Regierungsbezirk Köslin (6. Kreis Neustettin). Berlin 1866, S. 2–9, Ziffer 31–32 (Google Books).
  13. a b Königliches statistisches Bureau (Hrsg.): Die Gemeinden und Gutsbezirke der Provinz Pommern und ihre Bevölkerung. Nach den Urmaterialien der allgemeinen Volkszählung vom 1. December 1871 bearbeitet und zusammengestellt. Berlin 1874, S. 96–97, Ziffer 13 (Google Books) und S. 100–101, Ziffer 145 (Google Books).
  14. Königliches statistisches Bureau (Hrsg.): Gemeindelexikon für das Königreich Preußen. Aufgrund der Materialien der Volkszählung vom 1. Dezember 1885 und anderer Quellen. Band IV: Provinz Pommern, Berlin 1888, S. 106–107, Ziffer 18 (Google Books) und S. 112–113, Ziffer 143 (Google Books).
  15. Borntin, Rittergut, Kreis Neustettin, Regierungsbezirk Köslin, Provinz Pommern. In: Meyers Gazetteer, mit Eintrag aus Meyers Orts- und Verkehrslexikon, Ausgabe 1912, sowie einer historischen Landkarte der Umgebung von Borntin (meyersgaz.org).
  16. Landkreis Neustettin - gemeindeverzeichnis.de (U. Schubert, 2022)
  17. a b Michael Rademacher: Provinz Pommern – Landkreis Neustettin. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.

Koordinaten: 53° 50′ N, 16° 14′ O