Boystown

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Boystown war eine der weltweit größten Websites für Kinderpornografie im Darknet. Sie existierte mindestens seit Juni 2019 und zählte 400.000 Mitglieder.

Die Plattform wurde von drei Administratoren auf Servern betrieben, die bei einem Hostingprovider in der Republik Moldau registriert waren.[1]

Einschätzung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach Auffassung von Hans-Joachim Leon, Leiter der Gruppe Gewalt- und Sexualdelikte beim Bundeskriminalamt, handelte es sich um eine „äußerst professionell organisierte“ Plattform.[2] Nach Untersuchung von STRG F wurde die Löschung der Inhalte von den Ermittlern nicht veranlasst.[3] Da die auf der Plattform verbreiteten Bilder und Videos oftmals bei externen Providern gespeichert waren, seien diese auch nach der Abschaltung der Server weiter zugänglich gewesen. Nachdem dies durch die Sendung öffentlich gemacht wurde, gingen die Ermittler in mehr als 600.000 Fällen auf Provider zu und ersuchten um Löschung der auf Boystown verbreiteten Aufnahmen.[4]

Ermittlungen und Strafverfolgung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kurz nach der Gründung der Plattform schleuste das deutsche Bundeskriminalamt einen verdeckten Ermittler ein, konnte jedoch keinen der Betreiber identifizieren. Amtshilfe des Ministeriums für Innere Sicherheit der Vereinigten Staaten und der niederländischen Polizei ermöglichte es den deutschen Behörden, die Daten eines der Administratoren wochenlang abzufangen.[4] Nach der Durchsuchung seines Hauses im April 2021 legte der Mann ein umfassendes Geständnis ab und identifizierte einen weiteren Administrator.[1]

An den Ermittlungen waren neben dem Bundeskriminalamt Polizeibehörden aus den Niederlanden, Schweden, Australien, Paraguay, Kanada und den USA beteiligt. Anfang Mai 2021 war die Plattform abgeschaltet. Vier Personen aus Deutschland wurden verhaftet, von denen drei mutmaßlich die Rolle von Administratoren gehabt haben, ein vierter Verdächtiger fiel durch viele Uploads auf.[2][5] Eine der Administration der Seite verdächtige Person wurde im Oktober 2021 von Paraguay zum Prozess nach Deutschland überführt.[6]

Der anschließende Prozess endete im Dezember 2022. Die vier Verdächtigen wurden wegen der Herstellung und der bandenmäßigen Verbreitung kinder- und jugendpornografischer Inhalte sowie zum Teil schweren sexuellen Missbrauchs von Kindern zu mehrjährigen Freiheitsstrafen verurteilt. Zwei von ihnen müssen anschließend in Sicherungsverwahrung. Die Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt am Main will die Ermittlungen zu Boystown weiter fortführen.[7][8]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b Kindesmissbrauch: Wie besessen | ZEIT ONLINE. 29. September 2022, archiviert vom Original am 29. September 2022; abgerufen am 13. Dezember 2022.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.zeit.de
  2. a b Sexueller Kindesmissbrauch. Darknet: Missbrauchsplattform "Boystown" zerschlagen. Deutsche Welle, 3. Mai 2021
  3. Pädokriminelle Foren: Warum löscht niemand die Aufnahmen?, STRG F vom 2. Dezember 2021; Zugriff am 7. Dezember 2022
  4. a b »Boystown«: Vier Männer stehen wegen Missbrauchsseite in Frankfurt vor Gericht - DER SPIEGEL. 7. Dezember 2022, archiviert vom Original am 7. Dezember 2022; abgerufen am 13. Dezember 2022.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.spiegel.de
  5. Police bust dark web child porn site used by more than 400,000 members. CBS News, 3. Mai 2021
  6. Kindesmissbrauch: Wie die Verhaftung des „Boystown“- Administrators in Paraguay ablief. In: correctiv.org. 13. September 2022, abgerufen am 18. September 2022.
  7. Urteil in Frankfurt Betreiber von Kinderporno-Plattform "Boystown" müssen mehrere Jahre in Haft, hessenschau vom 6. Dezember 2022; Zugriff am 7. Dezember 2022
  8. Sexuelle Misshandlung von Kindern – »Boystown«-Betreiber müssen lange in Haft, Spiegel Online vom 6. Dezember 2022; Zugriff am 7. Dezember 2022