Brüderstraße (Köln–Siegen)

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Die Brüderstraße im Königsforst.

Als Brüderstraße (alde Broederstraiß) wurde der Abschnitt einer mittelalterlichen Höhenstraße zwischen Köln und Siegen bezeichnet.

Beschreibung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Brüderstraße war Teil der Brabanter Straße, die von Flandern nach Leipzig verlief. Sie war die wichtigste Verbindung des Oberbergischen Landes mit dem angrenzenden Siegerland und dem Rhein. Die Straße folgte den Pfaden und Saumwegen, die zur Zeit der fränkischen Besiedlung entstanden waren und meistens über Höhen führten. Sie hat nur wenige Flusseinschnitte wie beispielsweise die Agger bei Overath. Die Täler waren früher versumpft und noch nicht trockengelegt, so dass nur über die Höhen eine Wegführung möglich war. Die Höhen hatten eine natürliche Entwässerung durch das Hanggefälle und ermöglichten verhältnismäßig trockene und feste Wege. Aus unterschiedlichen Gründen entstanden mit der Zeit leicht abweichende Trassenführungen – so zum Beispiel auf Nümbrechter Gebiet, dem historisch eigenständigen „Homburger Ländchen“. Die alten Handelswege waren dennoch bis in die Neuzeit in sehr schlechtem Zustand; nur im Hochsommer konnten sie mit Wagen oder Karren dauernd befahren werden. Mit dem Bau erster „Kunststraßen“ wurde erst in der Zeit der französischen Fremdherrschaft unter Napoleon begonnen. Mit dem Bau der Köln-Olper Chaussee (Bauzeit 1823 bis 1834) verlor die Brüderstraße ihre Bedeutung.

Verlauf[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Brüderstraße hatte folgende Wegführung:

Weitere Gabelungen verbanden die Brüderstraße mit anderen Handelswegen ins Märkische Land oder über die Nutscheidstraße, mit der die Brüderstraße bei Hülstert östlich von Waldbröl zusammenlief, zur Sieg und ins Rheintal.[5] Ein Abzweig bei Oberwiehl erreichte über Sinspert die Silberkuhle (Silber- und Bleigewinnung). Auch andere Strecken dieser von Köln oder Bonn ausgehenden Fernverbindungen tragen den Namen Brüderstraße, vermutlich deshalb, weil auf ihnen Missionare und Mönche ins Land zogen.

Funktion als Pilgerweg[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Brüderstraße war auch Pilgerweg. Ein Reiseitinerar berittener Aachenpilger aus Hildesheim verzeichnet 1489 die Strecke mit Übernachtungen in Siegen, Overath und Köln sowie einer Mittagsrast in Denklingen. In der A.-Mercator-Karte von 1575 sind die alten Handelswege verzeichnet.

Sühnestein von 1636

Östlich von Frankenforst, kurz nachdem die Brüderstraße zu einem Wirtschaftsweg im Königsforst wird, steht am nördlichen Wegrand ein alter Sühnestein aus dem Jahre 1636 mit folgender Inschrift:[6]

1636 den 1 dezember
ist dirich rutger
der junger zu drolshagen
hier ermord
DXP (= Gib ihm durch Christi Kreuzestod den Frieden)

2007 wurde die Brüderstraße als Bestandteil eines durchgehenden Pilgerweges, als Teil des Jakobsweges, von Görlitz nach Aachen ausgewiesen. In entgegengesetzter Richtung wurde sie von Köln nach Marburg zum Grab der hl. Elisabeth von Thüringen als Elisabethpfad gekennzeichnet.

Bergbau[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Schon in ältester Zeit hat man im Königsforst Bergbau betrieben. Entlang der Brüderstraße entstanden in der Mitte des 19. Jahrhunderts die Bergwerke Grube Consolidierte Catharina II, Grube Galilei, Grube Julien, Grube Werner, Grube Leopold von Buch, Grube Felix, Grube Grünewald, Grube Napoleon und Grube Lüderich.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • E. Rosenkranz, in: Oberbergisches Heimatbuch. (o. J.).
  • Eugen Schubach: Die Gemeinde Bielstein/Rheinland ehem. Drabenderhöhe. (o. J.).
  • Landschaftsverband Rheinland/Landschaftsverband Westfalen-Lippe (Hrsg.): Jakobswege. Wege der Jakobspilger in Rheinland und Westfalen. Band 5: In 7 Etappen von Marburg über Siegen nach Köln. Köln 2007, ISBN 978-3-7616-2065-6.
  • Elisabethphad e.V. (Hrsg.): Pilgerführer von Stern zu Stern. Elisabethpfad 3 von Köln nach Marburg / Jakobsweg von Marburg nach Köln. Marburg 2023, ISBN 978-3-00-074449-5.
  • Herbert Nicke: Die Brüderstraße. Aus der Geschichte der alten Landstraße von Köln nach Siegen (Land und Geschichte zwischen Berg, Wildenburg und Südwestfalen, Band 4). Wiehl 2000.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Grob entsprechend dem Verlauf der heutigen Landstraßen 342 (Siegener Straße, Kölner Straße), 512 (Freudenberger Straße) und 564 (Siegener Straße).
  2. Ohrndorfer Schlag in Freudenberg-Büschergrund, siegen-wittgenstein.info
  3. Die nassauische Grenzsicherung an der alten Brüderstraße bei Hohenhain, Heimatverein Hohenhain
  4. heute: Krottdorfer Straße
  5. Der Nutscheid vom Heimatverein Bödingen; abgerufen am 8. August 2018
  6. Inschrift des Sühnesteins bei Bensberg

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Koordinaten: 50° 57′ 4,1″ N, 7° 9′ 6,9″ O