Brüstungsorgel

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Brandenstein-Orgel der Klosterkirche des Klosters Weltenburg, ausgeführt als Brüstungsorgel

Eine Brüstungsorgel, auch Brüstungswerk oder Brüstungspositiv genannt, ist eine kleine oder mittlere selbstständige Orgel, die mit der Brüstung der Orgelempore eine Einheit bildet.

Definition[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Oft findet sich bei Orgeln ein Rückpositiv. Hierbei handelt es sich nur um Teilwerk einer Orgel und fällt daher im engeren Sinn nicht unter den Begriff Brüstungsorgel, obwohl es in manchen Regionen trotzdem landläufig so bezeichnet wird.

Entwicklungsgeschichte und Besonderheiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Brüstungsorgeln finden sich oft in Klosterkirchen des Barock, bei denen die Musikempore auch die Funktion des „Betchores“ beinhaltet. An diesem Platz wird das Chorgebet verrichtet. Die Orgel steht unmittelbar an der Emporenbrüstung; sie ist daher entweder „hinterspielig“, d. h. der Spieltisch befindet sich an der Rückwand der Orgel, oder „seitenspielig“, d. h. der Spieltisch befindet sich an einer Seite der Orgel, ausgeführt. Der Prospekt ist meist kunstvoll, passend zum Innenraum gestaltet. Gelegentlich wurde auch ein zweiter, etwas schlichterer Prospekt auf der Seite des Betchores ausgeführt. Die Orgel kann so eine Doppelfunktion ausfüllen.

In anderen Kirchen wurde diese Bauart auch bei sehr flachen oder auch sehr tiefen Emporen gewählt. Diese Aufstellung begünstigt immer eine gute Klangabstrahlung eines kleinen Instrumentes in den Kirchenraum.

Nachteile[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Sicht und der Klang eines musizierenden Ensembles zum Kirchenraum hin wird manchmal deutlich eingeschränkt. Für den Organisten ist es schwierig, bei der hinterspieligen Ausführung dem gottesdienstlichen Geschehen zu folgen. Gelegentlich gibt es kleine Schächte in Richtung Altar, um überhaupt einen Sichtkontakt zu ermöglichen. Ferner ist die Größe einer Brüstungsorgel, besonders bei einem üppigen Dispositionswunsch, durch den knapp vorhandenen Platz deutlich eingeschränkt und umfasst maximal zwei Manuale.

Brüstungsorgeln (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ort Gebäude Bild Orgelbauer Jahr Manuale Register Bemerkungen
Blankenhagen Dorfkirche Blankenhagen
Arp Schnitger 1686 II/p 12 Orgel der Dorfkirche Blankenhagen
Campen Altreformierte Kirche Paul Ott 1948 I/P 6 Renovierung durch Bartelt Immer (1995/1996)
Eenum in Eemsdelta Dorfkirche Eenum
Arp Schnitger 1704 I/p 10 Orgel der Dorpskerk Eenum
Kloster Frauenzell Klosterkirche in Frauenzell Armin Ziegltrum 2004 II/P 15 hinter Prospekt von Johann Konrad Brandenstein (1752)
Pesch in Korschenbroich St. Marien
Romanus Seifert & Sohn 2003 II/P 14
Regensburg Klosterkirche Heilig-Kreuz Georg Jann 1978 II/P 17 Im Gehäuse von Siemann, verborgen seitlich hinter dem Chorgitter im Nonnenchor eingebaut
Vals Wallfahrtskapelle St. Maria
unbekannt 1766 I 3
Weltenburg Klosterkirche Weltenburg
Johann Konrad Brandenstein 1728 I/P 13 mehrfach umgebaut, 1992/1993 von Georg Jann restauriert
Wien Rochuskapelle
Joseph Effinger 1794 I/P 9
Deutschlandsberg, Steiermark Pfarrkirche St. Oswald in Freiland
Friedrich Werner 1879 I/P 6 noch im Originalzustand, Renovierung 2022 eingeleitet

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]