Burg Gamburg

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Burg Gamburg
Alternativname(n) Gamberg, Oberes Schloss, castrum Gamburg
Staat Deutschland
Ort Gamburg
Entstehungszeit Mitte des 12. Jh.
Burgentyp Höhenburg, Gipfellage
Erhaltungszustand Erhalten
Ständische Stellung Erzbischöfe, Grafen, Freiherren
Bauweise Sandstein
Geographische Lage 49° 42′ N, 9° 36′ OKoordinaten: 49° 41′ 46″ N, 9° 36′ 10,2″ O
Höhenlage 242,5 m ü. NHN
Burg Gamburg (Baden-Württemberg)
Burg Gamburg (Baden-Württemberg)

Die Gamburg ob der Tauber, heute offiziell Burg und Burgpark Gamburg, auch Burg Gamburg genannt, ist eine im 12. Jahrhundert erbaute Gipfelburg in Gamburg, einem Ortsteil der Gemeinde Werbach im Main-Tauber-Kreis in Baden-Württemberg.

Lage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Höhenburganlage liegt direkt über Gamburg auf dem 242,5 m hohen Schlossberg oberhalb der Tauber. Der historische Begriff Oberes Schloss entstand zur Unterscheidung der von 1568/77 bis 1806/07 getrennten Herrschaft des Unteren Schlosses Gamburg.[1] Die Burg befindet sich seit 1546 in Privateigentum und wird bewohnt.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Talperspektive der Burg

Die Burg wurde Mitte des 12. Jahrhunderts von den Erzbischöfen von Mainz erbaut, erstmals 1157 als „castrum Gamburc“ erwähnt und ging gleichzeitig als Lehen von Erzbischof Arnold von Selenhofen in den Besitz des Edelfreien Beringer von Gamburg, welcher dafür dem Erzbischof die villula Brunnenbach, den heutigen Schafhof bei Bronnbach, überließ.[2] Die Herren von Gamburg starben bereits 1219 aus und die Burg wurde danach als Amtssitz mit Burgmannen besetzt. Für 1292 und 1315 war Rudolf von Wertheim als Erbburgmann beurkundet.[3] 1339 wurde Edelknecht Ludwig von Rieneck als Burgmann gewonnen.[4] 1347 wurde die Burg an Henrich genannt von Salza und seiner Frau Gute verpfändet, dies eigentlich im Tausch von Burg (Schloss Dryburg) und Stadt Salza, die dieser zwei Jahre zuvor an den gleichnamigen Mainzer Erzbischof Heinrich III. von Virneburg verkauft hatte.[5] 1358 werden je ein Drittel Anteile der Burg an die Herren von Grumbach und 1359 an die von Stettenberg verpfändet.[6] Weitere Belehnungen, teils vom Streubesitz um die Gamburg, folgen. 1546 erwarb Eberhard Rüdt von Collenberg die Burg vom Mainzer Erzbischof durch Tausch. Danach erbten die Burg Dietrich von Hattstein (1568), Eberhard Brendel von Homburg (1570), die Vettern Hartmut der Ältere und der Mittlere von Cronberg (1590), Hartmut der Ältere von Cronberg alleine (1592), die Herren (später Freiherren) von Dalberg (1606) sowie die Freiherren (später Reichsgrafen) von Ingelheim (1722). 1936 ging die Burganlage an Emanuel Graf von Westerholt-Gysenberg.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden hier Heimatvertriebene untergebracht. 1947 vermietete Graf von Westerholt-Gysenberg Teile der Burg dem Caritasverband; als Untermieter wurden 1949 die ländliche Heimvolkshochschule für Nordbaden und 1957 eine Förderschule für Aussiedler aufgenommen. Seit 1980 ist die Burg im Eigentum der Familie von Mallinckrodt.

Anlage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Darstellung der Gamburg mit Ort (um 1530)

Im Zentrum der Burganlage mit beinahe ovalem Grundriss steht der romanische Bergfried mit einer Grundfläche von ca. 10 × 10 Metern und einer Mauerstärke von ca. 3 Metern; anders als viele Türme gleicher Zeitstellung weist er kein Buckelquaderwerk, sondern glatte Außenwände auf, die ursprünglich verputzt waren. Um den Innenhof gruppieren sich die ehemaligen Stallungen, das so genannte Försterhaus sowie das gegenüberliegende „Schloss“, bestehend aus dem Kapellenturm, dem Palas, dem Mittleren Bau sowie dem Hinteren Bau, in dem sich seit 1921 eine Kapelle befindet. Die Kernburg umgab eine Zwingeranlage mit sechs halbrunden Schalentürmen, einem runden Eckturm, einem äußeren Tor mit zwei Rundtürmen sowie der später zu einem barocken Burgpark gestaltete Halsgraben.

Im Gegensatz zu vielen anderen Burgen wurde die Gamburg zwar, wie z. B. in der Renaissance, einige Male umgebaut, doch wurde sie nie zerstört und war allzeit bewohnt. Auch im Bauernkrieg blieb sie dank des persönlichen Einschreitens Götz von Berlichingens als eine der wenigen Burgen unversehrt.

Der Palas mit den romanischen Wandmalereien[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ende des 12. Jahrhunderts wurde auf der Gamburg ein Saalgeschossbau errichtet, der über dem Kellergeschoss zwei weitere repräsentative und ungeteilte Geschosse besaß. Bauherr war vermutlich Beringer der Jüngere von Gamburg um 1180. Der Saal im ersten Obergeschoss besitzt eine Grundfläche von 126 m². Er verfügte ursprünglich über eine Fußbodenheizung und ungewöhnlich weite romanische Doppelarkaden, die mit ihrer Bemalung teilweise erhalten sind.

Die 1986 entdeckten spätromanischen szenischen Malereibefunde des Palas gehören zu den ältesten erhaltenen profanen Wandmalereien nördlich der Alpen. Im Zusammenhang der Besitzergeschichte der Burg sind sie mit Sicherheit vor 1219 entstanden.[7] Die nur teilweise erhaltenen Wandmalereien sind mit lateinischen und deutschen Inschriften versehen und erzählen in Form einer fortlaufenden Bildergeschichte Begebenheiten aus dem Dritten Kreuzzug unter Kaiser Friedrich I. Barbarossa. Beringer d. J. von Gamburg war beim Dritten Kreuzzug mit dabei gewesen und ist als Auftraggeber der Malereien anzusehen. Er hatte sich den Truppen des Würzburger Bischofs Gottfried von Spitzenberg-Helfenstein angeschlossen, der zuvor kaiserlicher Hofkanzler gewesen war.

Weiteres[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Harald Wolter-von dem Knesebeck: Die Wandmalereien auf der Gamburg und ihr Bildprogramm im Kontext der profanen Wandmalerei des Mittelalters. In: Repräsentation und Erinnerung. Herrschaft, Literatur und Architektur im Hohen Mittelalter an Main und Tauber, hg. von Peter Rückert und Monika Schaupp in Verbindung mit Goswin von Mallinckrodt. Stuttgart 2016, S. 179–203.
  • Thomas Biller: Entdeckung eines Palas mit spätromanischer Ausmalung auf der Gamburg (Main-Tauber-Kreis). In: Burgen und Schlösser. 1990/II, S. 117–119 (Digitalisat).
  • Norbert Bongartz: Romanischer Palas in der Gamburg entdeckt. In: Die Denkmalpflege. 1994, Heft 1, S. 47–48.
  • Helga Fabritius: Die mittelalterlichen Wandmalereien der Gamburg. In: Burgen und frühe Schlösser in Thüringen und seinen Nachbarländern. Wartburg-Gesellschaft zur Erforschung von Burgen und Schlössern, München/ Berlin 2000, S. 253–264 (= Forschungen zu Burgen und Schlössern, Band 5).
  • Johannes Gromer: Der Palas der Gamburg. In: Burgen und Schlösser. 1995/I, S. 6–17. (Auszug hier online)
  • Johannes Gromer: Die Gamburg, ihr romanischer Palas. In: Burgen und frühe Schlösser in Thüringen und seinen Nachbarländern. Wartburg-Gesellschaft zur Erforschung von Burgen und Schlössern, München/ Berlin 2000, S. 243–252 (= Forschungen zu Burgen und Schlössern, Band 5).
  • Friedrich Wilhelm Krahe: Burgen des Deutschen Mittelalters. Flechsig, Würzburg (1998) 2000, ISBN 3-88189-360-1.
  • Volker Rödel: Die Gamburg: Burg, Geschlecht und Burgbesatzung im 12. und 13. Jahrhundert nach den Schriftquellen. Burgen und frühe Schlösser in Thüringen und seinen Nachbarländern. Wartburg-Gesellschaft zur Erforschung von Burgen und Schlössern, München/ Berlin 2000, OCLC 315945466, S. 231–242 (= Forschungen zu Burgen und Schlössern, Band 5).

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Burg Gamburg – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Gamburg. Gemeinde Werbach, abgerufen am 1. Juni 2015.
  2. Michael Geringhoff: Einer der schwersten Fehler meines Lebens. In: Wertheimer Zeitung. 29. Juni 2012.
  3. Ernst Vogt: RggEbMz Nr. 0255. In: Die Regesten der Mainzer Erzbischöfe. Aus: Ernst Vogt: Regesten der Erzbischöfe von Mainz 1289–1396. Erste Abteilung 1289–1353, Erster Band 1289–1328. ND der Erstausgabe Leipzig 1913, Berlin 1970; abgerufen am 13. November 2019
  4. Otto: RggEbMz Nr. 4441. In: Die Regesten der Mainzer Erzbischöfe. Aus: Heinrich Otto (Bearb.): Regesten der Erzbischöfe von Mainz von 1289–1396, Erste Abteilung, Zweiter Band 1328–1353. ND der Ausgabe Darmstadt 1932–1935, Aalen 1976; abgerufen am 13. November 2019
  5. Otto: RggEbMz Nr. 5582 und RggEbMz Nr. 5583. In: Die Regesten der Mainzer Erzbischöfe; abgerufen am 13. November 2019
  6. Vigener: RggEbMz Nr. 1073 und RggEbMz Nr. 1170. In: Die Regesten der Mainzer Erzbischöfe. Aus: Fritz Vigener (Bearb.): Regesten der Erzbischöfe von Mainz von 1289–1396. Zweite Abteilung (1354–1396), Erster Band 1354–1371, ND der Ausgabe Leipzig 1913, Berlin 1970; abgerufen am 13. November 2019
  7. Harald Wolter-von dem Knesebeck 2016.