Burg Nidberg (Sachsen)

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Burg Nidberg
Blick von Osten über Vor- und Hauptburg,
im Vordergrund rechts ein mutmaßliches Turmfundament

Blick von Osten über Vor- und Hauptburg,
im Vordergrund rechts ein mutmaßliches Turmfundament

Staat Deutschland
Ort Zöblitz
Entstehungszeit um 1150
Burgentyp Höhenburg, Spornlage
Erhaltungszustand Fundamente
Geographische Lage 50° 40′ N, 13° 13′ OKoordinaten: 50° 39′ 42,5″ N, 13° 13′ 3,4″ O
Burg Nidberg (Sachsen)
Burg Nidberg (Sachsen)

Die Burg Nidberg war eine mittelalterliche Spornburg etwa 1 Kilometer westnordwestlich von Zöblitz auf einem nach Westen gerichteten Bergsporn über der Schwarzen Pockau. Sie gehörte damit zum Typus der Spornburgen und wurde um 1150 erstmals erwähnt. Von ihr ist heute nur noch ein mutmaßliches Turmfundament erhalten.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Am 23. Juli 1292 wurde von Heinrich, Abt des Klosters Hersfeld, eine Urkunde ausgestellt, die Markgraf Friedrich von Meißen (der Freidige) erbeten hatte, um seine Position lehensrechtlich zu festigen. In der Urkunde werden dem Wettiner seine Rechte am Landbesitz des Klosters im mittleren Erzgebirge bestätigt, für den folgende Grenzbeschreibung gegeben wird:

„Der Besitz der Hersfeldischen Kirche fängt an wo die Große Striegis entspringt, entlang dem Laufe jenes Flusses bis zur Mulde und muldenabwärts bis zur Zschopau und die Zschopau aufwärts bis zum alten böhmischen Steig, der das Besitztum (der Klöster) Chemnitz und Hersfeld trennt, und jenen Steig entlang bis zur Pockau, die Pockau aufwärts bis nach Nidberg, das Werner gebaut hatte, und von dem Fluss, der vor Nidberg vorbeifließt, bis zur Striegis ....“[1]

Mitte des 12. Jahrhunderts begann im westlichen und mittleren Erzgebirge die Erschließung des Reichslandes Pleißen, mit dessen Errichtung die Zentralgewalt unter Kaiser Friedrich Barbarossa der aufstrebenden Landesherrschaft der Markgrafen von Meißen zu begegnen versuchte. Die Besiedlung neuen Bodens erfolgte hier zielgerichtet von der Reichsburg Altenburg aus geplant, in königlichem Auftrag. Reichsministeriale lenkten die Landnahme und sicherten durch den Bau von Burgen politische Macht und wirtschaftlichen Einfluss.

Für den Landesausbau im Raum um Zöblitz spielte ein alter Fernweg eine Rolle, der von Rochlitz und Chemnitz über Zschopau – Zöblitz – Rübenau nach Böhmen führte und in der schriftlichen Überlieferung als alter böhmischer Steig erscheint. Die Hersfelder Grenzbeschreibung mit der Erwähnung der Burg ist somit ein Zeugnis für die kurz nach der Mitte des 12. Jahrhunderts bis zum Kamm des Erzgebirges vorstoßende Besiedlungswelle, wobei der böhmische Steig die Leitlinie bildete. Als Teilstück dieses Fernweges kann der Hohlweg am westlichen Ende der Schloßbergstraße in Zöblitz angesehen werden, der die Nordflanke des Bergspornes mit dem „Löwenkopf“ begleitet.

Der als Erbauer der Burg Nidberg genannte Werner von Neidberg gehört in die pleißenländische Reichsministerialenfamilie von Erdmannsdorff, die im Gebiet um Zöblitz noch bis an die Wende vom 13. zum 14. Jahrhundert nachweisbar ist: 1299 in Forchheim und 1304 in Lauterstein.[2]

Die Burg Nidberg war Ministerialensitz, und ihre Verbindung mit dem böhmischen Steig weist sie zugleich als Anlage des Straßenschutzes aus. Gemeinsam mit der im Tal am gegenüberliegenden Ufer der Schwarzen Pockau liegenden Siedlung Schwedengraben, bildete Nidberg einen Burg-Siedlungs-Komplex, welcher mit der Kolonisation des Gebietes im 12. Jahrhundert in Verbindung steht. Dieser diente dem Schutz des Steiges am Übergang über den Fluss sowie der Lenkung des Siedlerstroms.[3]

In Funktion und Bedeutung stand sie hinter der etwa gleich alten Burg Lauterstein zurück, die sich zum Herrschaftsmittelpunkt mit einem entsprechenden Feudalbezirk entwickelte. Im Zusammenhang damit dürfte Nidberg aufgegeben worden sein.

Bilder[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Thomas Gerlach, Wanda Gawlowska: Die Ausgrabungen an den Burgen Lauterstein und Nidberg bei Marienberg im Jahre 1977. In: Ausgrabungen und Funde Bd. 24 (1979) S. 47–51.
  • Volkmar Geupel: Die Ausgrabungen an den Burgen Lauterstein und Nidberg bei Marienberg im Jahre 1976. In: Ausgrabungen und Funde Bd. 23 (1978) S. 31–37.
  • Volkmar Geupel: Rätselhafte Geschichte der verschollenen Burg Nidberg. In: Erzgebirgische Heimatblätter Jg. 1, Nr. 1, Marienberg 1979, S. 18 ff (Abschrift (Memento vom 21. Dezember 2007 im Internet Archive)).
  • Joachim Seyffarth: Die rätselhafte Geschichte der verschollenen Burg Nidberg. In: Der Heimatfreund für das Erzgebirge. 1972, S. 57 ff.
  • Volkmar Geupel: Burg-Siedlungs-Komplex Nidberg bei Zoblitz. In: Archäologische Feldforschungen in Sachsen. Berlin, DDR, 1988.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Burg Nidberg – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. M. Kästner, J. Schiller: Zwischen Chemnitz und Freiberg. Ein Heimatbuch für Schule und Haus. 1. Der Heimatboden und seine Besiedlung. Frankenberg 1928, S. 36–37.
  2. M. Kobuch: Die Burgruine Lauterstein. In: Sächsische Gebirgsheimat. Kalender 1978, Blatt 25. September 1978.
  3. Gerhard Billig, Volkmar Geupel: Entwicklung, Formen und Datierungen der Siedlungen in der Kammregion des Erzgebirges. In: Siedlungsforschung. Archäologie – Geschichte – Geographie, Band 10, Verlag Siedlungsforschung Bonn 1992, S 177. ISSN 0175-0046