Burg Stotel

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Burg Stotel
Panorama der Burgruine Stotel von einer Leiter gesehen

Panorama der Burgruine Stotel von einer Leiter gesehen

Staat Deutschland
Ort Stotel
Burgentyp Niederungsburg
Erhaltungszustand Mauerreste
Geographische Lage 53° 27′ N, 8° 36′ OKoordinaten: 53° 27′ 8,1″ N, 8° 36′ 2,1″ O
Burg Stotel (Niedersachsen)
Burg Stotel (Niedersachsen)
Fundament des Torgebäudes der Burg Stotel

Die Burg Stotel ist eine 2006 entdeckte Burgruine bei Stotel im niedersächsischen Landkreis Cuxhaven. Sie wird den Grafen von Stotel zugeordnet.

Geographische Lage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Ruine der Niederungsburg liegt am Ostrand vom Nordteil der naturräumlichen Haupteinheit Wesermarschen. Sie befindet sich rund 170 m nordöstlich der Stoteler Dorfkirche in einer Marschweide am Südabschnitt einer ehemaligen Schleife (Alte Lune) der Lune, einem Zufluss der 7 km westlich der Ruine verlaufenden Weser; den Nordteil der einstigen Flussschleife durchfließt vor seiner Mündung in die Lune der Unterlauf des Stoteler Randgrabens. Die künstlich begradigte Lune selbst verläuft etwa 400 m nordöstlich der im Flurstück Großer Hamm auf etwa m ü. NHN[1] gelegenen Ruine.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Forschungsgeschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Jahr 2006 wurde bei Verlegearbeiten eines Stromkabels im Boden eine Mauer aus Findlingsteinen entdeckt. Archäologische Grabungsarbeiten legten im Jahr 2013 einen nahezu kreisrunden Mauerzug frei mit 1,6 m Basisbreite und etwa 1,7 m Höhe.[2] Im Februar 2014 kam im Südteil des Mauerkreises der Fundamentbereich eines 7,65 m breiten Torbaues zutage, der außen 2,35 m und innen 1,90 m Durchgangsbreite hat.[2][3] Bei der Dendrodatierung von 13 Bauhölzern konnte das älteste in den Zeitraum 1150 bis 1160, die meisten aber in einen Zeitraum von 1225 bis 1245 datiert werden.[4]

Damit kann zumindest diese Ausbauphase der Burg dem Grafen Gerbert von Stotel (amtiert 1229–1267) zugeordnet werden, der urkundlich erstmals 1235 als comes de Stoltelbrocke und später mehrfach in der Form de Stoltenbroke vorkommt.[5] Da de Stoltenbroke „die Stolze [Burg] im Bruch (nasses Land/Marsch)“ bedeutet, dürfte dies der Name der 1235 neu oder wieder errichteten Burg gewesen sein.

2018 wurden die Fundamentreste dauerhaft gesichert, ergänzt, teilweise rekonstruiert und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.[6]

Politische Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nachdem Graf Rudolf von Stotel ohne männlichen Erben 1350 gestorben war, zog der Domdekan Moritz von Oldenburg, unterlegener Konkurrent (gegen Gottfried von Arnsberg) um den Posten des Bremer Erzbischofs, die Burg als erledigtes Lehen ein. Rudolfs Witwe jedoch täuschte eine Schwangerschaft vor und stellte an das Erzstift Bremen einen Anspruch auf Entschädigung. Um den begleichen zu können, verpfändete das Domkapitel die Burg zur Hälfte der Stadt Bremen. So setzten Domdekan, Kapitel und Bremer Rat 1365 einen gemeinsamen Amtmann ein.[7] Das war der erste Versuch der Stadt Bremen, über die unmittelbare Nachbarschaft hinaus Orte und Gebiete zu kontrollieren. Als Nächstes gewann sie 1376 Kontrolle über die Burg Langwedel (ebenfalls als Pfand) und zehn Jahre später über Stadland und Butjadingen.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Andreas Hüser, Constantin Müller, Ulrich Volkmann: Die Stolze im Bruch im neuen Erscheinungsbild – Sanierung der Burgruine in Stotel (Landkreis Cuxhaven). In: Berichte zur Denkmalpflege in Niedersachsen. März 2019, S. 140–143.
  • Andreas Hüser: Steingewordenes Dokument eines sozialen Aufstiegs - Zur Geschichte und Ausgrabung der Burg in Stotel. In: Wegweiser zur Vor- und Frühgeschichte Niedersachsens 33. Oldenburg 2020.
  • Publikationen im Niederdeutschen Heimatblatt
    • Dieter Riemer: Gerbert von Stotels „Stolze im Bruch.“ Ein Herrschergeschlecht und ihre Burgen in Stotel. In: Männer vom Morgenstern, Heimatbund an Elb- und Wesermündung e. V. (Hrsg.): Niederdeutsches Heimatblatt. Nr. 789. Nordsee-Zeitung GmbH, Bremerhaven September 2015, S. 1 (Digitalisat [PDF; 377 kB; abgerufen am 3. August 2020]).
    • Andreas Hüser: Zwei Burgen in Stotel. Eine archäologische Betrachtung. In: Männer vom Morgenstern, Heimatbund an Elb- und Wesermündung e. V. (Hrsg.): Niederdeutsches Heimatblatt. Nr. 833. Nordsee-Zeitung GmbH, Bremerhaven Mai 2019, S. 2–4 (Digitalisat [PDF; 3,2 MB; abgerufen am 14. Juni 2019]).

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Burg Stotel – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Topographische Karte u. a. mit dem Flurstück bei Großer Hamm der Burg Stotel (Memento vom 21. Oktober 2014 im Webarchiv archive.today) (siehe starke Vergrößerung der Karte), auf natur-erleben.niedersachsen.de.
  2. a b Ausgrabung einer mittelalterlichen Burg bei Stotel. In: www.landkreis-cuxhaven.de. 4. Juni 2014.
  3. Mittelalterliche Steinburg entdeckt. In: Weser-Kurier. 9. Juli 2014.
  4. Nordsee-Zeitung 22. Oktober 2014.
  5. Bernd Ulrich Hucker: Die Mobilität von Herrschaftszentren im Spätmittelalter, gezeigt am Beispiel der Grafenburg Stoltenbroke im friesisch-sächsische Grenzraum. In: Jahrbuch der Männer vom Morgenstern. Nr. 55 (1975/76), S. 41–61.
  6. Andreas Hüser/Constantin Müller/Ulrich Volkmann: Die Stolze im Bruch im neuen Erscheinungsbild In: Berichte zur Denkmalpflege in Niedersachsen. Nr. 3/2019, S. 140 ff.
  7. Thomas Hill: Die Stadt und ihr Markt: Bremens Umlands- und Aussenbeziehungen im Mittelalter (12.–15. Jahrhundert). (Digitalisat in der Google-Buchsuche)