C/442 V1

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Komet
C/442 V1
Eigenschaften des Orbits (Animation)
Epoche: 6. Dezember 442 (JD 1.882.846,5)
Orbittyp nicht bestimmbar
Numerische Exzentrizität 1,0
Perihel 1,53 ± 0,05 AE
Neigung der Bahnebene 106 ± 5°
Periheldurchgang 15. Dezember 442 ± 30 Tage
Bahngeschwindigkeit im Perihel 34 ± 1 km/s
Geschichte
Entdecker
Datum der Entdeckung 9. November 442
Ältere Bezeichnung 442
Quelle: Wenn nicht einzeln anders angegeben, stammen die Daten von JPL Small-Body Database Browser. Bitte auch den Hinweis zu Kometenartikeln beachten.

C/442 V1 ist ein Komet, der in den Jahren 442 und 443 mit dem bloßen Auge gesehen werden konnte. Er wird aufgrund seiner außergewöhnlichen Helligkeit zu den „Großen Kometen“ gezählt.

Entdeckung und Beobachtung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die chinesische Chronik Chén Shū aus dem 7. Jahrhundert berichtet, dass ein „funkelnder Stern“ erstmals am Morgen des 10. November 442 (Ortszeit) gesichtet wurde, der im Sternbild Großer Bär stand. Er bewegte sich anschließend durch die Sternbilder Fuhrmann, Stier und Eridanus und verschwand wieder noch während des Winters.[1][2] Das Datum der letzten Beobachtung ist nicht genau zu ermitteln, denn auch die Chronik Sòng Shū aus dem 5. Jahrhundert berichtet nur davon, dass der Komet nach über hundert Tagen im Westen verschwand. Nur aus den Helligkeitsangaben kann das Datum der letzten Sichtung ungefähr abgeschätzt werden, I. Hasegawa nimmt dafür den 18. Februar 443 an.[3]

Auch mehrere europäische Quellen berichten von einem großen Kometen im Jahr 442. Der gallaekische Bischof und Historiker Hydatius berichtet in seiner Continuatio Chronicorum Hieronymianorum aus dem 5. Jahrhundert:

“(442) Cometae sidus apparere incipit mense Decembri: quod per menses aliquot visum subsequentis in pestilentia plagae, quae fere in toto orbe diffusa est, praemisit ostentum.”

„Ein Komet begann im Monat Dezember zu erscheinen, der in der Folge für einige Monate sichtbar und ein Vorzeichen einer Seuche war, die sich fast in der ganzen Welt ausbreitete.“

Hydatius: Continuatio Chronicorum Hieronymianorum[4]

Der oströmische Historiker Marcellinus Comes berichtete in seinem Chronicon aus dem 6. Jahrhundert auch vom Erscheinen eines Kometen im Jahr 442:[5]

“(442) X. Eudoxii et Dioscori. Stella quae crinita dicitur per plurimum tempus ardens apparuit.”

„[Indiktion] X. [Konsulat des] Eudoxius und Dioscorus. Ein Stern, der Komet genannt wird, erschien brennend für eine lange Zeit.“

Marcellinus Comes: Chronicon[6]

Eine lapidare Erwähnung in den irischen Annalen von Inisfallen („Ein Komet erschien“) bezieht sich wahrscheinlich auf den Bericht von Marcellinus.[7]

Der Komet erreichte um den 7. Dezember eine Helligkeit von 1–2 mag.[8]

Umlaufbahn[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Für den Kometen konnte von Hasegawa aus Beobachtungen über 100 Tage nur eine sehr unsichere parabolische Umlaufbahn bestimmt werden,[3] die um rund 106° gegen die Ekliptik geneigt ist.[9] Seine Bahn steht damit fast senkrecht zu den Bahnebenen der Planeten, er durchläuft seine Bahn gegenläufig (retrograd) zu ihnen. Im sonnennächsten Punkt der Bahn (Perihel), den der Komet um den 15. Dezember 442 durchlaufen hat, befand er sich mit etwa 230 Mio. km Sonnenabstand im Bereich zwischen den Umlaufbahnen von Mars und Erde. Bereits um den 6. Dezember könnte er der Erde bis auf etwa 90 Mio. km (0,58 AE) nahegekommen sein. Um den 31. Dezember könnte er sich noch dem Mars bis auf etwa 60 Mio. km genähert haben.[10]

Aufgrund der unsicheren Ausgangsdaten kann keine Aussage darüber getroffen werden, ob und gegebenenfalls wann der Komet in das innere Sonnensystem zurückkehren könnte.

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. A. G. Pingré: Cométographie ou Traité historique et théorique des comètes. Bd. I. Imprimerie Royale, Paris 1783, S. 312, 600–601 (PDF; 56,49 MB).
  2. J. Williams: Observations of Comets, from B.C. 611 to A.D. 1640. Strangeways and Walden, London 1871, S. 32 (PDF, 20,93 MB).
  3. a b I. Hasegawa: Orbits of Ancient and Medieval Comets. In: Publications of the Astronomical Society of Japan. Bd. 31, 1979, S. 257–270, bibcode:1979PASJ...31..257H (PDF; 284 kB).
  4. Hydatius Lemicus: Continuatio Chronicorum Hieronymianorum (469). In: Th. Mommsen (Hrsg.): Chronica Minora Saec. IV. V. VI. VII. Bd. II. Weidmann, Berlin 1894, S. 24 (online).
  5. G. W. Kronk: Cometography – A Catalog of Comets. Volume 1: Ancient–1799. Cambridge University Press, Cambridge 1999, ISBN 978-0-521-58504-0, S. 79–80.
  6. Marcellinus V. C. Comes: Chronicon (518). In: Th. Mommsen (Hrsg.): Chronica Minora Saec. IV. V. VI. VII. Bd. II. Weidmann, Berlin 1894, S. 80 (online).
  7. D. McCarthy, A. Breen: An Evaluation of Astronomical Observations in the Irish Annals. 1979, S. 4–5. (PDF; 76 kB)
  8. D. K. Yeomans: NASA JPL Solar System Dynamics: Great Comets in History. Abgerufen am 29. Juni 2016 (englisch).
  9. C/442 V1 in der Small-Body Database des Jet Propulsion Laboratory (englisch).
  10. A. Vitagliano: SOLEX 12.1. Abgerufen am 9. Juli 2020 (englisch).