CHRIS-Studie

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Institut für Biomedizin, Eurac Research
Logo
Gründung 2011
Sitz Bozen
Untersuchungszentrum: Schlanders
Zweck Kohortenstudie
Schwerpunkt Einflussfaktoren und Entstehen Volkskrankheiten
Methode Angewandte Forschung
Personen Peter P. Pramstaller (Institutsleiter)
Cristian Pattaro (Studienleiter)
Website www.chris.eurac.edu

Die CHRIS-Studie (Cooperative Health Research in South Tyrol – Kooperative Gesundheitsforschung in Südtirol) ist eine Kohortenstudie und Langzeitstudie im Vinschgau in Südtirol, bei der 13.393 volljährige Menschen zu ihren Lebensumständen und ihrer Krankheitsgeschichte befragt und medizinisch untersucht wurden. Die Studie begann im August 2011 und der Beginn der zweiten Untersuchung ist im April 2019. Ziel der Studie ist die detaillierte Erforschung häufiger Volkskrankheiten, mit Fokus auf neurologische Erkrankungen, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Stoffwechselerkrankungen.

Die Studie untersucht die Entstehung von Krankheiten inklusive der Risikofaktoren, die diese Entstehung begünstigen. Darüber hinaus soll ermittelt werden, welche Rolle Gene und Umwelteinflüsse, denen der Mensch ausgesetzt ist, sowie sein Lebensstil und soziale Faktoren spielen. Auf der Basis der Ergebnisse der Studie sollen Maßnahmen und Strategien zu einer verbesserten Vorbeugung, Früherkennung und Behandlung von Krankheiten entwickelt werden.

Trägerschaft und Finanzierung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Studie ist ein gemeinsames interdisziplinäres Vorhaben vom Institut für Biomedizin von Eurac Research in Zusammenarbeit mit dem Südtiroler Sanitätsbetrieb. Die CHRIS-Studie wird im Rahmen der Grundfinanzierung von Eurac Research durch die Abteilung Innovation, Forschung, Entwicklung und Genossenschaften der Autonomen Provinz Bozen – Südtirol finanziert.[1]

Erste Untersuchung (2011–2018)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Studie wurde im CHRIS-Zentrum im Krankenhaus Schlanders durchgeführt in dem täglich vormittags bis zu 10 Teilnehmer untersucht wurden. Nach der Terminvereinbarung wurde den interessierten Personen eine umfangreiche Aufklärung zur vorgesehenen Untersuchung und ein Ernährungsfragebogen zugesendet. Anhand dieser und weiterer Informationen (Informationsfilm) unterschrieb der Teilnehmer zu Beginn des Untersuchungstages eine Informierte Einwilligung. Anschließend wurde folgendes Untersuchungsprogramm durchgeführt:[2]

  • Blutabnahme und Urinprobe (es werden insgesamt 73 klinische Parameter gemessen)
  • Ausführliches Elektrokardiogramm,
  • Messen der Körpergröße, des Körpergewichts, der Körperzusammensetzung (Impedanzanalyse),
  • Messen des Blutdrucks,
  • Bestimmung der Druckschmerzschwelle,
  • Untersuchungen zu Bewegungsstörungen sowie zu altersbedingten Krankheiten,
  • Ausführliches Gespräch über den eigenen Gesundheitszustand, Lebensgewohnheiten (Bewegung, Ernährung, Umwelteinflüsse) und die Krankengeschichte.

Zweite Untersuchung (2019-)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Alle 13.393 Teilnehmer an der ersten Untersuchung sind eingeladen mit einem Mindestabstand zwischen den Untersuchungen teilzunehmen. Der genaue Ablauf wurde noch nicht veröffentlicht. Es ist geplant mehr instrumentelle Messungen durchzuführen, um mehr Informationen über den Gesundheitszustand der Teilnehmer zu erhalten.[3]

Wissenschaftliche Besonderheiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In Europa und international gibt es zahlreiche andere Bevölkerungsstudien. Die CHRIS-Studie weist folgende spezifischen Merkmale auf:

  • Homogenität des Einzugsgebietes in den Alpen und der Umweltfaktoren für die Zielbevölkerung,
  • Teilnehmer sind vor allem Familien, mehrere Generationen einer Familie, Homogenität der Abstammung der Zielbevölkerung,[4]
  • Nähe zwischen Forschern und Teilnehmern,
  • Enge Zusammenarbeit mit Hausärzten und Krankenhaus vor Ort,
  • Die Auswahl der Untersuchungen orientiert sich am Aufbau anderer europäischer Studien, um die Daten grundsätzlich vergleichbar zu machen,
  • Im Lauf der Studie werden alle Bioproben in der Biobank Südtirol gesammelt und gelagert und stehen für die wissenschaftliche Forschung zur Verfügung.[5]
  • Sehr hohe Beteiligung der Zielbevölkerung im Vinschgau mit 13.393 von etwa 30.000 Einwohnern (~ 44 %).

Datenschutz und Ethik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Aufbauend auf den Erfahrungen in der GenNova-Studie (umgesetzt 2002/03, 1.300 Personen in Martelltal, Stilfs und Langtaufers[6][7][8]) wurde vor Beginn der Untersuchungen ein Ethikprotokoll[9] aufgesetzt, auf Basis dessen eine Einverständniserklärung (Informierte Einwilligung) und der Datenschutz umgesetzt sind. Die Rechte, Entscheidungen zu ändern, die Zustimmung zur Teilnahme zu widerrufen und die Daten oder Proben zu vernichten, sind im Ethikprotokoll definiert. Der Austausch mit Forschungspartnern innerhalb der internationalen Wissenschaftsgemeinschaft erfolgt ausschließlich nach Genehmigung einer vorheriger Anfrage gemäß den Regelungen für den Zugriff auf Daten und Proben.[10]

Aktivitäten und Initiativen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zur Information der interessierten Bevölkerung wurden in den Gemeinden von 2011 bis 2017 Informationsveranstaltungen abgehalten. In Zusammenarbeit mit Vertretern von Vinschger Verbänden wurde 2015 die Gesundheitsinitiative „Tu’s einfach!“ gegründet, welche im selben Jahr und 2017 einen Gesundheitstag abgehalten hat.[11] Zum Abschluss der ersten Studienphase und vor Beginn der zweiten Studienphase gab es Ende 2018 eine Informations-Tagung Gemeinsam für die Gesundheit aller!.[12][13]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Wer: Initiatoren, Partner – CHRIS Gesundheitsstudie. Abgerufen am 23. März 2018 (deutsch).
  2. Untersuchungen – CHRIS Gesundheitsstudie. Abgerufen am 23. März 2018 (deutsch).
  3. Mit 13.393 Vinschgauer Teilnehmern geht erste Phase zu Ende. In: CHRIS Studie. Eurac Research, Institut für Biomedizin, 21. Dezember 2018, abgerufen am 19. Januar 2019.
  4. Friederike Wellenzohn Theiner (92) ist Teil eines Forschungsprojekts (Memento vom 24. März 2018 im Internet Archive)
  5. Größte Biobank Südtirols eröffnet – CHRIS Gesundheitsstudie. 14. Dezember 2015, abgerufen am 23. März 2018 (deutsch).
  6. GenNova-Studie Vinschgau Südtirol: Bilanz. 31. Oktober 2013, abgerufen am 11. April 2018 (deutsch).
  7. Alice Riegler: Das Erbe der Einsamkeit. In: Quart Heft für Kultur Tirol Nr. 10/07. Markus Hatzer, Andreas Schett, 2007, abgerufen am 13. April 2018.
  8. Michael Hollinde: In Südtirols Alpentälern dem Krankheitsgen auf der Spur. In: Clinical & Molecular Neurogenetics. Lübecker Nachrichten, 23. Mai 2007, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 14. April 2018; abgerufen am 13. April 2018.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/neurogenetics-luebeck.de
  9. Rechte: Bioethik und Datenschutz – CHRIS Gesundheitsstudie. Abgerufen am 11. April 2018 (deutsch).
  10. Daten und Bioproben – CHRIS Gesundheitsstudie. Abgerufen am 11. April 2018 (deutsch).
  11. Info-News-Blog – Tu's einfach! Abgerufen am 12. Oktober 2018 (deutsch).
  12. „Gemeinsam für die Gesundheit aller!“ CHRIS-Tagung 2018 – CHRIS Gesundheitsstudie. Eurac Research, Institut für Biomedizin, abgerufen am 12. Oktober 2018 (deutsch).
  13. Josef Laner: „Vinschger Bevölkerung hat Großartiges geleistet“. In: Der Vinschger. Bezirksmedien GmbH, 20. November 2018, abgerufen am 14. Januar 2019.