Caesar Wollheim-Werft

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Die Caesar-Wollheim-Werft war ein Schiffbaubetrieb mit angegliederter Maschinenfabrik in Cosel (heute polnisch Kozanów), einem ehemaligen Vorort von Breslau in Schlesien. Die Werft gehörte dem Unternehmen Caesar Wollheim, Werft und Rhederei mit Sitz in Breslau, einer Tochtergesellschaft der 1862 von dem jüdischen Kaufmann Caesar Wollheim (1814–1882) gegründeten Berliner Kohlengroßhandlung Caesar Wollheim. Zum Transport der Kohle von den schlesischen Bergwerken nach Berlin betrieb das Handelshaus die eigene Reederei und baute eigene Schiffe. Die Werft entwickelte sich schnell zu einer der führenden Binnenschiffswerften Deutschlands.

Prospekt der Werft Caesar Wollheim

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Werft wurde 1901 als Bestandteil der Reederei gegründet. Erst 1913 wurde die Werft organisatorisch von der Reederei getrennt. Der Schiffbaubetrieb fertigte nicht nur Lastkähne, Rad- und Schraubenschlepper, sondern stellte auch Spezialfahrzeuge, vor allem Schwimmbagger und Tankschiffe, her. Die Werft nahm raschen Aufschwung und bald wurden die von ihr produzierten Binnenschiffe in die Türkei, nach Russland, Brasilien und Ostasien exportiert. Zweigbetriebe entstanden in Regensburg und Stettin-Stolzenhagen. An letzterem Standort wurden auch Fischtrawler gefertigt. Der Hauptsitz in Cosel verfügte über zwei Schiffsaufzüge und besaß eine Graugießerei, eine Metallgießerei und eine Schmiede mit zwei Hämmern. Dort waren in den Jahren des Ersten Weltkriegs rund 1000 Arbeiter beschäftigt. Bis zum Jahre 1921 hatte das Unternehmen bereits 540 Fahrzeuge produziert.

Während der Weltwirtschaftskrise ab 1929 musste sich die Werft auf Reparaturen beschränken. Der Betrieb litt offenbar auch unter der Rassenpolitik des Dritten Reichs und wurde schließlich im März 1939 stillgelegt.

Besonderheit[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1907 wurden auf der Werft zwei Serien von insgesamt 13 elektrisch angetriebenen Ziegel-Transportschiffen mit einer Tragfähigkeit von 200 t für eine Berliner Reederei gebaut. Diese Schiffe wurden zur Versorgung Berlins mit Ziegelsteinen zum Hausbau eingesetzt.

1919 lieferte die Werft den ersten Schlepper (Schweiz) für die neu gegründete Schweizerische Schleppschiffahrtsgenossenschaft.

Museal erhaltene Schiffe[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Johannes (1908)

Weitere Schiffe[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Johann Knipscheer XVIII (Baujahr 1905), Schlepper, erster Baselfahrer auf dem Rhein; in Fahrt bis 1945[1]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Wilhelm Treue: Caesar Wollheim und Eduard Arnhold. Die Geschichte einer Kohlengroßhandelsfirma von der Mitte des 19. Jahrhunderts bis zum Jahre 1925. II. Teil In: Tradition, Zeitschrift für Firmengeschichte und Unternehmerbiographie, Jahrgang 6 (1961), S. 97–115.
  • Bernd Schwarz, Sigbert Zesewitz: Caesar Wollheim Werft und Rhederei Cosel bei Breslau. Berlin 2011.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Hans Renker: Dampfschifffahrt auf dem Rhein. Die letzten Räderboote 1945–1967. Verlag Lautensack, Weiler bei Bingen 2008, ISBN 978-3-938184-06-6.