Camilla Warnke

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Camilla Warnke (* 1931) ist eine deutsche Wissenschaftsphilosophin.

Leben und Wirken[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Camilla Warnke zog 1950 aus Sachsen nach Ost-Berlin, um zunächst Germanistik und dann von 1951 bis 1956 an der Humboldt-Universität Philosophie zu studieren.[1] 1958 erhielt sie wegen Teilnahme an einer parteifeindlichen Debatte in einem Parteiordnungsverfahren eine Parteistrafe und musste bis 1960 zur sogenannten Bewährung in der Produktion im VEB Stern Radio als Montiererin arbeiten.[2] 1960 wurde sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Akademie der Wissenschaften der DDR angestellt, wo sie sich 1968 am Zentralinstitut für Philosophie mit einer Untersuchung zu den Beziehungen zwischen Medizin und Philosophie in der griechischen Antike promovierte. Dann arbeitete sie zu den Implikationen der Anwendung der Systemtheorie in den Sozialwissenschaften. 1976 ernannte sie Manfred Buhr zur Leiterin des zuvor von Günter Klimaszewsky geführten Bereichs Dialektischer Materialismus am Zentralinstitut für Philosophie. Seit dieser Zeit arbeitet sie eng mit Peter Ruben zusammen, der stellvertretender Leiter in ihrem Bereich war. 1980 habilitierte sie sich zum Thema Dialektik und Systemdenken in der Gesellschaftserkenntnis und stand kurz vor der Berufung zur Professorin.[3] 1981 wurde sie wie ihr Mitarbeiter Peter Ruben wegen angeblichem Revisionismus aus der SED ausgeschlossen. „In einem Akt totaler Willkür versetzte das Regime sie an das Zentralinstitut für Alte Geschichte und Archäologie, um ihre wissenschaftliche Arbeit zu sabotieren.“[3] Bis 1990 war sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin an diesem Institut der Akademie der Wissenschaften tätig, um dann 1990 ins Zentralinstitut für Philosophie zurückzukehren.[2] 1991 ging sie in den Vorruhestand, aus dem heraus sie mehrere Analysen zum Zustand der Philosophie und der wirtschaftswissenschaftlichen Forschung in der DDR veröffentlichte. Zu DDR-Zeiten gehörte sie zu den Mitarbeitern des Philosophischen Wörterbuchs, das von Manfred Buhr und Georg Klaus herausgegeben wurde. Nach 1990 publizierte sie mehrfach gemeinsam mit Peter Ruben und besorgte in den 2010er und 2020er Jahren dessen Gesammelte philosophische Schriften, in denen auch einige ihrer eigenen Beiträge abgedruckt sind.

Veröffentlichungen (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Autorenschaft[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Beziehungen zwischen Medizin und Philosophie in der griechischen Antike. (Dissertation.) Berlin 1968.
  • Die ‚abstrakte‘ Gesellschaft: Systemwissenschaft als Heilsbotschaft in den Gesellschaftsmodellen Parsons', Dahrendorfs und Luhmanns. Verlag Marxistische Blätter, Frankfurt am Main 1974, ISBN 3-88012-258-X.
  • mit Peter Ruben: Philosophische Schriften I. Aarhus, Paris, Florenz 1981 (Raubdruck)
  • Analytik und Dialektik. Anmerkungen zu Peter Rubens Philosophiekonzeption. In: Erhard Crome und Udo Tietz (Hrsg.): DialektikArbeitGesellschaft. Festschrift für Peter Ruben. WeltTrends, Potsdam 2013, ISBN 978-3-941880-73-3, S. 9–27.
  • mit Peter Ruben: Das Arbeitskonzept und das Verhältnis zwischen Gemein- und Privateigentum. In: Konturen des Gemeinsinns. Festschrift. Peter Furth zum 65. Geburtstag. Hrsg. v. S. Lahrem und O. Weißbach in Verbindung mit B. Heidtmann und P. Ruben. Ges. f. sozialwiss. Forschung und Publizistik GmbH, Berlin 1995, S. 111–130. Wiederabdruck in: Peter Ruben: Zu philosophischen Fragen von Wirtschaft und Gesellschaft (=Gesammelte Philosophische Schriften. Bd. 2. Hg. von Ulrich Hedtke und Camilla Warnke.) Verlag am Park, Berlin 2022, S. 272–289.
  • mit Peter Ruben: Aktenzeichen I/176/58, Strafsache gegen Langer u. a.: Ein dunkles Kapitel aus der Geschichte der DDR-Philosophie. Akademische Verlagsanstalt, Leipzig 2021, ISBN 978-3-946281-12-2.
  • mit Peter Ruben: Zum philosophischen Denken in der DDR. (= Peter Ruben: Gesammelte Philosophische Schriften. Bd. 4. Hrsg. von Ulrich Hedtke und Camilla Warnke). Verlag am Park. Berlin 2022, ISBN 978-3-89793-338-5.[4]

Herausgeberschaften[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • mit Gerhard Huber (Hrsg.): Zur Kritik der deutsch-deutschen Ökonomie: Konzeptionen, Positionen und Methoden wirtschaftswissenschaftlicher Forschung in Ost und West. Metropolis Marburg 1996, ISBN 3-89518-068-8.
  • mit Gerhard Huber (Hrsg.): Die ökonomische Theorie von Marx – was bleibt? Reflexionen nach dem Ende des europäischen Kommunismus. Metropolis Marburg 1998, ISBN 3-89518-158-7.
  • mit Ulrich Hedtke (in Verbindung mit Karl Benne und Hrsg.): Peter Ruben: Gesammelte philosophische Schriften. Band 1–4. Verlag am Park. Berlin 2022.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Camilla Warnke: Der junge Wolfgang Harich – Seine Vorlesungen zur Geschichte der Philosophie 1951–1954. In: Volker Gerhardt, Hans-Christoph Rauh (Hrsg.): Anfänge der DDR-Philosophie: Ansprüche, Ohnmacht, Scheitern. Ch. Links Verlag, 2001, ISBN 3-86153-225-5, S. 469 (google.de [abgerufen am 1. August 2022]).
  2. a b Hans-Christoph Rauh: Philosophie aus einer abgeschlossenen Welt: zur Geschichte der DDR-Philosophie und ihrer Institutionen. Ch. Links Verlag, Berlin 2017, ISBN 978-3-86153-882-0, S. 695.
  3. a b Mensch über Bord. In: Der Spiegel. 18. März 1990, ISSN 2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 1. August 2022]).
  4. enthält von Warnke „Kommunistische Parteiherrschaft und Wissenschaft – Zur gescheiterten Emanzipation des Gesellschaftswissenschaftlichen Grundstudiums an der Berliner Humboldt-Universität 1956–1958“ (1995) (PDF), „‚Ich lasse auf Hegel nicht scheißen!‘ Wolfgang Harichs Vorlesungen zur Geschichte der Philosophie 1951–1954“ (2000), „Das Problem Hegel ist längst gelöst - Eine Debatte in der DDR-Philosophie der 50er Jahre“ (2001), „Der junge Harich und die Philosophiegeschichte“ (2001), „Abschied von den Illusionen – Wolfgang Heise in den 60er Jahren“ (2005), „Nicht mit dem Marxismus-Leninismus vereinbar!- Der Ausschluss von Peter Rubens Philosophiekonzept aus der DDR-Philosophie 1980/1981“ (2009) „Zur Geschichte des Zentralinstituts für Philosophie an der Akademie der Wissenschaften der DDR“ (2017), sowie von Ruben/Warnke: „Arbeit – Telosrealisation oder Selbsterzeugung der menschlichen Gattung?“ (1979). Diese Arbeiten wurden z. T. zuvor bereits andernorts veröffentlicht.