Camillo Hölzel

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Camillo Hölzel (* 6. Dezember 1908 in Sebnitz; † 11. September 1974 in München) war ein deutscher politischer Aktivist (KPD).

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Hölzel war eines von vier Kindern eines Arbeiters und einer Blumenarbeiterin. Während des Ersten Weltkriegs verzog die Familie von Sebnitz nach Tautewalde bei Bautzen. Hölzel erlernte nach dem Schulbesuch den Kaufmannsberuf.

Um 1928 wurde Hölzel Mitglied der KPD. Für diese übernahm er ab 1930 Aufgaben als Funktionär für die Partei, u. a. als Vortragsredner. Von 1932 bis 1933 war er Arbeitsgebietsleiter der KPD im Unterbezirk Bautzen.

Nach dem Machtantritt der Nationalsozialisten 1933 wurde Hölzel in die sogenannte Schutzhaft genommen und in das Bautzener Lager Kupferhammer gesperrt. Nach seiner Entlassung siedelte er in die Tschechoslowakei über. Zusammen mit anderen Exilkommunisten wie Gerhard Donath organisierte er bis 1935 die Einschleusung illegaler Literatur aus der Tschechoslowakei nach Berlin und andere Städte im Reichsgebiet: Die Einfuhr des verbotenen Schrifttums (so z. B. das Braunbuch über den Reichstagsbrand) wurde erfolgreich durchgezogen, indem man dieses als Gemüsetransporte tarnte.

1935 beauftragte die Führung der Exil-KPD Hölzel mit der Leitung des Grenzabschnittes Niedereinsiedel an der deutsch-tschechoslowakischen Grenze, d. h., er hatte die illegale Grenzarbeit der KPD in diesem Gebiet zu beaufsichtigen (nachrichtendienstliche Überwachung des Gebietes, Organisation von Grenzübertritten von Kurieren in oder aus Deutschland, Organisation des Grenzübertritts von kommunistischen Flüchtlingen aus dem Reichsgebiet in die Tschechoslowakei, Einschleusung von Propagandamaterial, Aufbau eines Verbindungsnetzwerkes usw.), wobei er unter dem Decknamen Hans agierte. Diese Aufgabe führte er bis 1938 aus.

Um 1935 geriet Hölzels ins Visier der nationalsozialistischen Polizeiorgane: Seine Mutter wurde zeitweise in Haft genommen, um seinen Aufenthaltsort zu eruieren. Um 1936 verübten deutsche Agenten in Rumburg ein Giftattentat auf ihn.

Anlässlich der deutschen Besetzung der Sudetengebiete im September 1938 floh Hölzel nach Prag, von wo er am 14. Januar 1939 nach Großbritannien ausgeflogen wurde.

Daraufhin stuften die Nationalsozialisten Hölzel als Staatsfeind ein: Im Frühjahr 1940 setzte das Reichssicherheitshauptamt in Berlin ihn auf die Sonderfahndungsliste G.B., ein Verzeichnis von Personen, die im Falle einer erfolgreichen Invasion und Besetzung der britischen Inseln durch die Wehrmacht von den Besatzungstruppen nachfolgenden Sonderkommandos der SS mit besonderer Priorität ausfindig gemacht und verhaftet werden sollten.[1]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Heinz Ruscher, Heinz Senenko: Antifaschisten sind niemals vergessen: biographische Skizzen zu antifaschistischen Widerstandskämpfern beiderseits der Grenze und Aktivisten bei der Schaffung der Grundlagen des sozialistischen Neuaufbaus. Kreisleitung Sebnitz der SED-Kommission zur Erforschung der Geschichte der Örtlichen Arbeiterbewegung 1987, S. 32–34.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Eintrag zu Hölzel auf der Sonderfahndungsliste G.B. (Wiedergabe auf der Website des Imperial War Museums in London).