Carl Clemm

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Carl Clemm 1865

Carl Friedrich Clemm (* 16. August 1836 in Gießen; † 20. Februar 1899 in Ludwigshafen am Rhein) war ein deutscher Chemiker, Unternehmer und Politiker. Er war Mitbegründer der Badischen Anilin- und Sodafabrik (BASF).[1]

Herkunft und Familie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Carl Clemm wurde als erstes Kind des Friedrich Ludwig Christian Clemm (1804–1889), Kanzleirat der Universität Gießen, und seiner Ehefrau Luise geb. Müller (1817–1881) geboren. Die Familie Clemm brachte eine Reihe von Wissenschaftlern, Unternehmern und Politikern hervor. Der Chemiker Christian Gustav Clemm war der Bruder seines Vaters. Carl Clemm war Bruder des Chemikers August Ritter von Clemm, des Geheimen Kommerzienrates Adolf Clemm sowie des Philologen Wilhelm Clemm.

Leben und Beruf[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Carl Clemm studierte Chemie am Polytechnikum Karlsruhe und an der Universität Gießen, wo er promoviert wurde. Er war Angehöriger des Weinheimer Corps Franconia Karlsruhe[2] und des Kösener Corps Hassia Gießen.[3]

Nach dem Studium war Clemm in der Chemischen Fabrik Wohlgelegen in Mannheim-Waldhof tätig, die seinem Onkel Carl Clemm-Lennig gehörte, ehe er 1861 mit Friedrich Engelhorn eine Fabrik für Anilinfarben gründete. 1865 gründete er mit seinem Bruder August Clemm, Engelhorn, Seligmann Ladenburg, Leopold Ladenburg, Friedrich Reiß und anderen die Badische Anilin- und Sodafabrik und übernahm die Direktion der anorganischen Betriebe, der Chromgrünherstellung und der Werkstätten in Ludwigshafen. Das Unternehmen stieg zur größten chemischen Fabrik in Deutschland auf und hatte 1884 Kapital von 16,5 Millionen Mark.[1]

Grab der Familie Clemm in Mannheim

Clemm sah sich in Konkurrenz einer anderen Gruppe in der Führung überstimmt und schied 1883 mit seinem Bruder sowie Friedrich Engelhorn aus der Leitung aus.[1] Ein Jahr später gründete er mit seinem Bruder Adolf Clemm sowie Carl und Rudolf Haas die Zellstofffabrik in Waldhof, die er 15 Jahre lang als technischer Direktor leitete. Darüber hinaus war er an vielen weiteren Unternehmen, wie der Deutsch-Ostafrikanischen Gesellschaft, und Banken beteiligt.[1]

Für seine Hilfe nach dem Hochwasser 1882/83 verlieh ihm Friesenheim 1884 die Ehrenbürgerwürde, die nach der Eingemeindung von der Stadt Ludwigshafen am Rhein übernommen wurde.

Das Grabmal auf dem Hauptfriedhof Mannheim, ein Tempel im griechischen Stil aus italienischem Marmor, wurde von Architekt G. A. Karch entworfen.[4]

Politik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Clemm war Vorsitzender der Nationalliberalen in Ludwigshafen und von 1885 bis 1894 Mitglied des Stadtrats. Von 1887 bis 1898 war er Abgeordneter im Reichstag, wo er den Wahlkreis Pfalz 1 (Speyer) vertrat.[5]

Privatleben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Clemm war mit Maria Hoff (1843–1906) verheiratet, einer Nichte von Friedrich Engelhorn. Das Paar hatte sechs Kinder, darunter Hans Clemm, Vorstand der Zellstoffabrik Mannheim.[6]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Wolfgang Zorn: Clemm, Carl. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 3, Duncker & Humblot, Berlin 1957, ISBN 3-428-00184-2, S. 286 f. (Digitalisat).[1]
  • Gustaf Jacob: Friedrich Engelhorn: Der Gründer der Badischen Anilin- und Soda-Fabrik. Mannheim 1959
  • Peter Ruf: Ludwigshafener Abgeordnete im Landtag, Reichstag und Bundestag. Ludwigshafen 1993, ISBN 3-924667-20-9
  • Stadtarchiv der Stadt Ludwigshafen am Rhein (Hrsg.): Geschichte der Stadt Ludwigshafen am Rhein: Bd. 1., Von den Anfängen bis zum Ende des Ersten Weltkrieges. Ludwigshafen am Rhein 2003, ISBN 3-924667-35-7
  • Lothar Klüter: Soziale Wohlfahrten der chemischen Industrie im 19. Jahrhundert. Eine kritische Analyse und Vergleich. (Ernst Abbe, Robert Owen, Heinrich Freese und Jean Leclaire mit BASF, Bayer AG, Höchst AG, E. Merck, Schering AG und Gehe). Dissertation. 2016. Seiten 218 ff.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c d Zorn, Wolfgang: Clemm, Carl. In: Neue Deutsche Biographie. 3. Auflage. 1957, S. 286–287 (deutsche-biographie.de).
  2. Bernd-Alfred Kahe: Corps Franconia : 1839–1989; eine Chronik. 1989
  3. Otto Gerlach: Kösener Corps=Listen 1930. Frankfurt am Main 1930, S. 345, 37-1010
  4. Haas/Münkel: Wegweiser zu den Grabstätten bekannter Mannheimer Persönlichkeiten, Hrsg. Stadt Mannheim, 1981
  5. Fritz Specht, Paul Schwabe: Die Reichstagswahlen von 1867 bis 1903. Eine Statistik der Reichstagswahlen nebst den Programmen der Parteien und einem Verzeichnis der gewählten Abgeordneten. 2. Auflage. Verlag Carl Heymann, Berlin 1904, S. 194.
  6. Müller-Clemm, Hellmuth: Hans Clemm. In: Tradition: Zeitschrift für Firmengeschichte und Unternehmerbiographie. 6. Jahrgang, Nr. 1. C.H.Beck, 1961, JSTOR:40696721.