Carlo Giuseppe Testore

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Geigenzettel von Carlo Giuseppe Testore und Carlo Antonio Testore

Carlo Giuseppe Testore (* ca. 1660 in Novara[1]; † nach 1737 in Mailand)[2] war ein italienischer Geigenbauer.

Leben und Wirken[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Giovanni Bottesini mit einem Testore-Bass von 1716

Carlo Giuseppe Testore gilt als der Stammvater und bedeutendster Vertreter einer der führenden italienischen Geigenbauerfamilien des 17. und 18. Jahrhunderts.[3] Er ließ sich 1687 in Mailand nieder, heiratete 1689[4] und war Schüler von Giovanni Batista Grancino, dessen Werk er fortführte.[5] Speziell für seinen Lehrmeister hat er 1693 noch eine fünfsaitige Violine gefertigt.[6] Die Instrumente der Geigenbauerfamilie Testore nahmen sich überwiegend die Streichinstrumente von Amati, aber auch jene von Stradivari und Guarneri zum Vorbild.[7] Sie werden heute hoch geschätzt und gehandelt,[8][9] ohne allerdings das Spitzenniveau der Meisterinstrumente aus Cremona (Amati, Guarneri und Stradivari) zu erreichen.[10]

Weitere bekannte Geigenbauer dieser Familie sind vor allem:

  • Carlo Giuseppes ältester Sohn: Carlo Antonio Testore (ca. 1690–1765). Auch er gilt als bedeutender Geigenbauer. Im Alter arbeitet er gemeinsam mit seinem Sohn Giovanni Testore (1724–1765).  Er wohnte in der Contrada Larga und hatte – wie sein Vater – ein Ladenschild: Zum Adler, weshalb er auch auf Geigenzetteln – vor allem aber beim Brandstempel – einen Adler verwendete.[3]
  • Nicht ganz so bedeutend wird der jüngere Sohn von Carlo Giuseppe: Paolo Antonio Testore (ca. 1700–1767) eingeschätzt. Dieser arbeitete zunächst mit seinem älteren Bruder Carlo Antonio zusammen, spezialisierte sich dann aber auf den Bau von Lauten und Gitarren.[3] Auch dessen Sohn Gennario Testore wird als Geigenbauer nicht ganz so hoch bewertet. Beide sparten oft bei der Holzqualität und verzichteten häufig auf das Einfügen der Einlagen am Boden,[3] die sie durch schwarze Linien vortäuschten, was aber den Klang nur geringfügig beeinflusste.

Instrumente der Familie Testore wurden oder werden gespielt u. a. von: Paolo Andreoli,[11] Yuri Abramovich Bashmet,[12] Lara Boschkor, Giovanni Bottesini, Martin Collin, Julia Fischer,[13] Amanda Forsyth, Justus Grimm, Sara Kim,[14] Maria Kouznetsova,[15] Vera Laporeva,[16] Tatjana Masurenko, Raimar Orlovsky, Franziska Pietsch.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Albert Fuchs: Taxe der Streichinstrumente, 17. Auflage, Friedrich Hofmeister Musikverlag, Leipzig  2017, ISBN 978-3-87350-043-3
  • Karel Jalovec: Italienische Geigenbauer, Artica Verlag, Prag 1957
  • Willibald Leo von Lütgendorff-Leinburg: Die Geigen- und Lautenmacher vom Mittelalter bis zur Gegenwart. Keller, Frankfurt 1904 (Digitalisat im Internet Archive); 3., erweiterte Auflage, Frankfurter Verlags-Anstalt, Frankfurt 1922 (2 Bände; Digitalisat von Band 2 im Internet Archive); Unveränderter Nachdruck der 6., durchgesehenen Auflage, Schneider, Tutzing 1975, ISBN 3-7952-0061-X (mit einem Ergänzungsband von Thomas Drescher, 1990, ISBN 3-7952-0616-2).

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Cremona. Eine Charakteristik der italienischen Geigenbauer und ihrer Instrumente : Niederheitmann, Friedrich : Free Download, Borrow, and Streaming : Internet Archive S. 172
  2. Andere Quellen nennen Mailand als Geburtsort. Auch die Geburts- und Sterbedaten der Familienmitglieder lassen sich durchweg nur schätzen.
  3. a b c d Die Geigen und Lautenmacher vom Mittelalter bis zur Gegenwart : Lütgendorff, Willibald Leo, Freiherr von, 1856-1937 : Free Download, Borrow, and Streaming : Internet Archive S. 508 f.
  4. Nationaal Muziekinstrumenten Fonds. Abgerufen am 4. August 2021 (niederländisch).
  5. The Violin Shop: The Violin Makers of Milan - Elite Artisans or Cheapjacks? Abgerufen am 4. August 2021.
  6. Bowed Stringed Instruments Made Before 1800 at the National Music Museum. Abgerufen am 4. August 2021 (NMM 3353).
  7. Jalovec S. 398
  8. Maker Profile. In: Tarisio. Abgerufen am 4. August 2021 (amerikanisches Englisch).
  9. Fuchs Taxe S. 232
  10. Jalovec S. 20
  11. Paolo Andreoli (Violin). Abgerufen am 4. August 2021 (englisch).
  12. Yuri Bashmet – the Sexiest Violist Alive – Viola Central. Abgerufen am 4. August 2021.
  13. nmz-red/leipzig: Stradivari & Co. an junge Meister zu vergeben | nmz - neue musikzeitung. In: nmz.de. 14. Februar 2007, abgerufen am 16. März 2024.
  14. Sich selbst durch sein Instrument kennen lernen | Ausgabe: 7/13 | nmz - neue musikzeitung. Abgerufen am 4. August 2021.
  15. Archivierte Kopie (Memento des Originals vom 4. August 2021 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.kamermuziekshertogenbosch.nl
  16. Erasmus. Abgerufen am 4. August 2021.