Carsten Stahl

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Carsten Stahl (* 30. Oktober 1972 in West-Berlin; bürgerlich Carsten Andreovits)[1][2] ist ein ehemaliger deutscher Laienschauspieler.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach eigenen Angaben wuchs Stahl in den 1970er Jahren in Berlin-Neukölln auf. Er gibt an, selbst Mobbingopfer gewesen zu sein.[3] Als Jugendlicher begann er mit Kraft- und Kampfsport. Er behauptet, Anführer einer kriminellen Gang in Neukölln gewesen zu sein. Nach der Geburt seiner Kinder habe er das kriminelle Milieu verlassen und sei als Türsteher und Personenschützer tätig gewesen.[4]

Über eine kleine Rolle bei RTL II nahm er an einem Casting teil und erhielt die Hauptrolle in der Serie „Privatdetektive im Einsatz“. Den stark tätowierten, muskelbetonten Chef einer Detektei verkörperte er von 2011 bis 2014 in insgesamt 289 Serienfolgen.[5]

Im Jahr 2014 gründete er die Bürgerinitiative Stoppt Mobbing!, um Berliner Schulrektoren anzubieten, mit Schulklassen über Gewalt im Alltag, Drogen, Diskriminierung und kriminelles Verhalten zu sprechen. Stahl gründete mit anderen den Trägerverein „Camp Stahl“ e. V. und wurde bundesländerübergreifend tätig.

Über das Bundesprogramm Demokratie leben! wurde nach lokaler Förderentscheidung in Erfurt die Einladung des Antimobbing-Trainers Stahl für sein jeweils mehrstündiges Gewaltpräventions-Programm mit Schülern und Lehrern aus Bundesmitteln mitfinanziert.[6]

Mitte April 2018 begann die Reality-TV-Serie „Stahl: hart gegen Mobbing“ auf RTL 2 mit Stahl, in der er wöchentlich eine Schule besucht.[7] Es wurden auch lokale Mobbing-Präventions-Stützpunkte gegründet.[8]

Ab April 2021 war Stahl Mitglied der Freien Wähler Berlin. Bei der Wahl zum Abgeordnetenhaus am 26. September 2021 kandidierte er auf der vom früheren FDP-Politiker Marcel Luthe angeführten Landesliste auf Platz vier.[9] Außerdem trat er unter dem Namen „Andreovits (Stahl), Carsten“ als Direktkandidat im Wahlkreisverband: Treptow-Köpenick, Wahlkreis Nr.: 1, an und erreichte bei der Wiederholungswahl am 12. Februar 2023 laut amtlichen Endergebnis 170 Erststimmen (0,8 %)[10]. Als die Partei für eine Covid-Impfpflicht eintrat, verließ Stahl die Freien Wähler 2022 wieder.

Stahl sprach sich in der Öffentlichkeit, in auf seinem YouTube-Kanal veröffentlichten Videos und während anderer Internetauftritte, mehrmals gegen eine allgemeine Covid-19-Impfpflicht aus und kritisierte einen, ihm zufolge existierenden, gesellschaftlichen Impfzwang. Außerdem bemängelte er die Enthaftung von Pharmaunternehmen wie Biontech, die Covid-19-Impfstoffe entwickelten, im Falle von Impfschäden und das Ignorieren von Impfschäden in der Politik.[11][12]

Stahl lebt mit seiner Familie in Berlin.

Kontroverse um Stahls Methoden[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Methoden von Stahl sind umstritten. Die Neuköllner SPD-Kommunalpolitikerin Mirjam Blumenthal schrieb auf Facebook, Stahl wende „verbale und psychische Erniedrigungen an“, und dass er „Schüler*innen Waffen an den Hals hält“, was Stahl bestritt.[13] Schulpsychologen der Stadt Düsseldorf äußerten die Bedenken, dass er die Betroffenen lediglich emotionalisiere, ihnen aber keine nachhaltigen Konzepte oder Strategien zum dauerhaften Umgang mit den Problemen anbiete. Im Vordergrund stehe für Stahl die Selbstinszenierung der eigenen Arbeit, nicht der Schutz von Mobbing-Opfern oder Selbsterkenntnis und Verhaltensänderung bei Tätern. Wegen der fehlenden Nachhaltigkeit seines Konzepts sowie der zu vermutenden Belastungsrisiken für die Betroffenen werde das „Camp Stahl“ weder gefördert noch den Schulen in Düsseldorf empfohlen.[14] Der Neuköllner Jugendhilfe-Ausschuss entschied im März 2019, nicht mit Stahls Anti-Mobbing-Projekt zusammenzuarbeiten.[13] Der Standard beschrieb Stahl in einem Artikel als „etwas pathetischer Motivationsguru mit rauer Street-Credibility“, das von ihm begründete „Bündnis Kinderschutz“ verletze durch seine Öffentlichkeitsarbeit den Opferschutz und trage zu Deanonymisierung und Retraumatisierung bei.[15]

Publikationen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Carsten Stahl privat:SO wurde der Muskelmann zum Kämpfer gegen Mobbing. Abgerufen am 30. März 2022.
  2. Treptow-Köpenick Wahlkreis 1. 17. Mai 2023, abgerufen am 21. Februar 2024.
  3. Mobbing an Schulen „Dann brennt bald die ganze Bude“, Spiegel Online vom 13. Juni 2018, abgerufen am 10. September 2018
  4. Carsten Stahl Kurzbiografie, Buchszene, abgerufen am 10. September 2018
  5. «Privatdetektive im Einsatz» siehe Fotomittelpunkt, Quotenmeter.de, Quotencheck, 7. April 2016, abgerufen am 10. September 2018
  6. „Stoppt Mobbing!“-Kampagne an Erfurter Schule, Thüringische Landeszeitung vom 7. September 2018, abgerufen am 10. September 2018
  7. RTL II: 'Stahlharte' Verluste für neue Mobbing-Sendung, Quotenmeter vom 17. April 2018, abgerufen am 10. September 2018
  8. Ein Zeichen gegen Mobbing und Gewalt in Oberhausen setzen, WAZ vom 10. Juli 2018, abgerufen am 10. September 2018
  9. Werner van Berber: Ex-FDP-Politiker Marcel Luthe tritt für die Freien Wähler an. In: Der Tagesspiegel Online. 17. April 2021, abgerufen am 18. April 2021 (deutsch).
  10. [1] Ergebnispräsentation Berliner Wiederholungswahlen 2023
  11. Carsten Stahl über Corona-Politik, Maßnahmen, Impfen, Lauterbach, Spahn, Drosten... Abgerufen am 3. November 2023 (deutsch).
  12. Impfschäden, Ignoranz & Korruption - Carsten Stahl rechnet mit Politik ab! Abgerufen am 3. November 2023 (deutsch).
  13. a b Julius Betschka, Nina Breher und Madlen Haarbach: Streit über Anti-Mobbing-Trainer Carsten Stahl eskaliert. tagesspiegel.de, 10. November 2019, abgerufen am 19. November 2019.
  14. Julia Schaaf: Kampf gegen Mobbing: „Ich bin einer von euch!“ F.A.S., abgerufen am 11. November 2019.
  15. "Bündnis Kinderschutz": Wer hinter den Missbrauchsjägern steckt. In: Der Standard. Abgerufen am 6. April 2023 (österreichisches Deutsch).