Castello di Cly

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Castello di Cly
Castello di Cly

Castello di Cly

Staat Italien
Ort Saint-Denis
Entstehungszeit 11. Jahrhundert
Burgentyp Höhenburg
Erhaltungszustand Ruine
Bauweise Bruchstein
Geographische Lage 45° 45′ N, 7° 34′ OKoordinaten: 45° 44′ 57,2″ N, 7° 33′ 37,1″ O
Höhenlage 770 m
Castello di Cly (Aostatal)
Castello di Cly (Aostatal)

Das Castello di Cly ist die Ruine einer mittelalterlichen Höhenburg im gleichnamigen Ortsteil des Dorfes Saint-Denis im Aostatal.

Beschreibung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Luftbild des Castello di Cly

Die Burg folgt der Typologie der sogenannten „einfachen“ Burgen, bestehend aus einem Turm in der Mitte, oft mit quadratischem Grundriss, umgeben von einem großen Mauerring, der andere Gebäude mit einschließt.

Ihre ursprüngliche Funktion war die der Verteidigung, wie man aus ihrer Lage erkennt: Sie liegt auf einem Felsvorsprung in 780 Meter Höhe und ist daher leicht zu verteidigen. Von dort aus beherrscht man das Dorf Chambave und den Talgrund von Aosta bis Saint-Vincent.

Aus petrologischer Sicht liegt die Burg von Cly auf einem Relief von Zeolith-Fazies, bestehend aus amphibolitischen Beulen, genauer „nutzt sie den ersten Felsvorsprung am Rande der großen Instabilität des Abhangs, der sich bis zum Castello di Quart erstreckt“.[1]

Das Castello di Cly auf einer Lithographie von Édouard Aubert (1860)

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Gelände der mittelalterlichen Anlage war schon in ur- und frühgeschichtlicher Zeit besiedelt, wie archäologische Untersuchungen im Jahre 2006 ans Licht brachten.[2]

Die Burg wurde erstmals 1207 urkundlich erwähnt. In dem Dokument ist eine „capella sancti Mauricij de castro Cliuo“ unter den Gütern der Priorei Saint-Gilles in Verrès erwähnt.[3] Einige dendrologische Analysen, die an Holzstrukturen ausgeführt wurden, die im Inneren des Bergfriedes – vermutlich das älteste Gebäude der Burg - gefunden wurden, ermöglichten, diese auf das Jahr 1027 zu datieren.

In der ersten Zeit gehörte die Burg dem Cly-Zweig der Challants. Führer dieses Familienzweiges war vermutlich Bosone IV., Sohn des Vizegrafen von Aosta, Bosone III., der das Lehen und das Castello di Cly von den Grafen von Savoyen um die Mitte des 13. Jahrhunderts erhalten hatte. Das Lehen bestand aus einem ziemlich großen Gebiet, zu dem die heutigen Gemeinden Chambave, Saint-Denis, Diémoz, Verrayes und Torgnon, sowie das ganze Valtournenche, gehörten. Bosone IV. ließ die Burg erweitern und befestigen, sodass sie ihre heutige Ausdehnung erhielt.

Nach dem Tod von Bosone IV. fiel die Burg an dessen Sohn, Bonifacio I. 1337 folgte Bonifacio I. dessen Sohn Pietro nach, ein cholerischer und herrschsüchtiger Mann, der seine Untertanen tyrannisierte und sich dem Grafen Amadeo IV. von Savoyen widersetzte. Dieser erkannte ihm schließlich den Titel ab und konfiszierte seine Güter. Ab 1376 wurde die Burg wieder direktes Eigentum derer von Savoyen, die beschlossen, sie aufgrund ihrer strategischen Bedeutung einige Jahre zu behalten.

Für diesen Zeitraum wurden einige genaue Kostenabrechnungen gefunden, die Informationen über den Inhalt der Burg und über die Kosten der durchgeführten Wartungsarbeiten enthalten. Darunter sind gewöhnliche Kosten, wie der Kauf von Holz oder Kalk zum Streichen der Wände, aber auch umfangreichere über die Reparatur von Mauern und Neueindeckung von Dächern. Eine wichtige Kostenabrechnung betrifft die Wasserversorgung der Burg, die fließendes Wasser über ein Holzleitungssystem erhielt, das eine Quelle am Hügel über der Burg anzapfte.

Die Savoyer verwalteten die Burg ungefähr zwei Jahrhunderte lang. In der Folge wurden Burg und umgebendes Lehen verschiedenen Familien zugeteilt, bis sie 1634 an die Familie Roncas aus Châtel-Argent fielen. Ende des 17. Jahrhunderts gab man die Burg auf und einen Teil der Bausteine nutzten die Roncas für den Bau eines komfortableren Wohnhauses in Chambave. Für die Burg war dies der Beginn eines Niedergangs bis zum heutigen ruinösen Zustand, unterbrochen nur Anfang der 1900er-Jahre, als der Geschichtswissenschaftler Tancredi Tibaldi das Gebäude auf Kosten der Gemeinde Saint-Dénis kaufte, deren Syndikus er war.

Die Burg, die auch heute noch der Gemeinde Saint-Dénis gehört, ist öffentlich zugänglich und im Sommer mit Führung zu besichtigen.

Johanneta Cauda: Die erste Hexe auf dem Scheiterhaufen im Aostatal[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Dokumente der Burg der Savoyer „Errores gazariorum“, ein Kompendium über die Hexerei in den Westalpen, berichten über die Geschichte der Johanneta Cauda, der ersten Frau, die in dieser alpinen Region der Hexerei beschuldigt wurde und insbesondere, zusammen mit einer Freundin ihre Enkelkinder verspeist zu haben. Zu dieser Zeit war die Burg das Verwaltungs- und Gerichtszentrum der Herrschaft und der Bergfried beherbergte die Gefängnisse: Dort verbrachte Johanneta Cauda 71 Tage, bevor sie in Chambave, in der Nähe der Burg, am 11. August 1428, dem Tag des Heiligen Laurentius, des Schutzpatrones des Ortes, öffentlich auf dem Scheiterhaufen verbrannt wurde. Der Kastellan stellte, wie es damals Sitte wurde, Holz und Gestrüpp für den Scheiterhaufen kostenlos zur Verfügung.[4]

Die Burg[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der quadratische Bergfried des Castello di Cly
Grundriss des Castello di Cly (Carlo Nigra)

Das Castello di Cly ist eine typische, „einfache“ Burg des Aostatals, die aus einem Bergfried in der Mitte, umgeben von einer weiten Ringmauer, besteht, die neben dem Bergfried auch eine Reihe anderer Gebäude einschließt. Im Falle des Castello di Cly ist die Ringmauer fast vollständig erhalten. Sie war von Zinnen gekrönt und schloss eine Fläche von etwa 2800 m² ein. Ihr westlicher Teil war stets frei von Gebäuden und bestand aus einer Esplanade, auf der die örtliche Bevölkerung im Falle eines feindlichen Angriffes Zuflucht fand. Die Fläche im Süden beherbergte dagegen Bauwerke, die in verschiedenen Epochen zwischen dem 11. und dem 14. Jahrhundert errichtet wurden, darunter der massive Turm in der Mitte, die Kapelle, die Küchen, die Viehställe, das Wächterhaus und die Wohnräume des Kastellans. In der Nordwestecke kann man die Reste eines Turms entdecken, unter denen sich eine unterirdische Zisterne zur Sammlung von Wasser befindet; sie wurde mit Opus signinum verputzt, damit ihre Wände wasserdicht waren.

Das imposanteste Gebäude der Burg war sicherlich der Bergfried, der massive Turm in der Mitte. Es ist ein Donjon mit einer Grundfläche von etwa 9,4 Metern × 9 Metern und einer Höhe von 18 Metern, der auf einem Felsen erbaut wurde, damit er einer Unterminierung größeren Widerstand bot (Man grub einen kleinen Tunnel unter das Fundament des Turms, der dann plötzlich zusammenbrach). Der Turm hatte drei Stockwerke und sein Eingang lag etliche Meter über dem Erdboden, eine Verteidigungsmaßnahme, die man auch bei vielen anderen Donjons aus dieser Zeit beobachten kann, darunter dem des Castello di Graines und dem des Castello di Châtelard. Anfangs diente eine hölzerne Leiter als Zugangshilfe, später wurde sie durch eine steinerne Treppe ersetzt, die von einem fliegenden Strebepfeiler gestützt war, der zwischenzeitlich eingestürzt ist. Im Laufe der Jahre muss der Turm einigen Umbauten unterzogen worden sein, wie eine vermauerte Tür und einige vermauerte Fenster zeigen.

Fresken in der Apsis der Kapelle (Carlo Nigra)

An den Turm angelehnt finden sich die Reste der kleinen romanischen Kapelle, die dem Heiligen Mauritius geweiht war und vermutlich aus dem 11. Jahrhundert stammt. Die nach Osten ausgerichtete Apsis trug ursprünglich Fresken mit Engelsfiguren und solchen von Heiligen und Evangelisten, wie man an einigen Zeichnungen von Alfredo d’Andrade und den Skripten von Carlo Nigra vom Beginn des 20. Jahrhunderts sieht. Heute sind davon nur noch einige Fragmente erhalten.

Die Wohngebäude und das Wächterhaus, die im südlichsten Teil der Burg liegen, sind inzwischen zu Ruinen verfallen und kaum noch zu erkennen.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Francesco Prinetti: Andar per sassi. Le rocce alpine fra natura e cultura. Valle d’Aosta, Canavese, Valsesia. Musumeci, Quart 2010. ISBN 978-88-7032-857-8. S. 36–37.
  2. Philippe Curdy, Mauro Cortellazzo, Stefan Ansermet: Gamsen (Valais) et Château de Cly (Vallée d’Aoste): deux ateliers de production de bracelets en pierre ollaire à l’âge di Fer. In: Bulletin d’etudes prehistoriques et archeologiques alpines. Société valdôtaine de préhistoire et d’archéologie, 14. Oktober 2012, S. 421–424, archiviert vom Original am 22. Februar 2017; abgerufen am 14. Mai 2020 (französisch).
  3. Il castello di Cly. Inalto.org, abgerufen am 14. Mai 2020 (italienisch).
  4. Al castello di Cly Ezio Gerbore racconta la storia della “strega” Johanneta Cauda, arsa viva nel 1428. 12VDA.it, 4. August 2010, abgerufen am 15. Mai 2020 (italienisch).

Quellen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • E. E. Gerbore, B. Orlandoni: Il Castello di Cly – storia ed evoluzione di un castello valdostano. Le château, Aosta 1998, ISBN 88-87214-13-1.
  • Mauro Minola, Beppe Ronco: Valle d’Aosta. Castello e fortificazioni. Macchione, Varese 2002. ISBN 88-8340-116-6. S. 31.
  • André Zanotto: Castelli valdostani. Musumeci, Quart 2002 (1980). ISBN 88-7032-049-9.
  • Carlo Nigra: Torri e castelli e case forte del Piemonte dal 1000 al secolo XVI. La Valle d’Aosta. Musumeci, Quart 1974. S. 33.
  • E. E. Gerbore: Castello di Cly. Musumeci, Quart 2004. ISBN 88-7032-728-0.
  • Francesco Corni: Valle d’Aosta medievale. Tipografia Testolin, Sarre 2005.
  • Gabriele Sartorio: Cly: storia e restauro di un castello “in bilico”. In: Environnement: ambiente e territorio in Valle d’Aosta. Nr. 51, 2011 (italienisch, vda.it [abgerufen am 15. Mai 2020]).

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Castello di Cly – Sammlung von Bildern