Castrokultur

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Verbreitungsgebiet der Castrokultur

Castrokultur (portugiesisch: Cultura Castreja, galicisch: Cultura Castrexa, spanisch: Cultura Castreña) ist eine zusammenfassende archäologische Bezeichnung für eisenzeitliche Kulturen auf der nordwestlichen Iberischen Halbinsel, die seit dem Ende der Bronzezeit (1. Jahrtausend v. Chr.) bis ins 1. Jahrhundert v. Chr. bestanden. Zwischenzeitlich gab es Kritik an diesem Konzept.

Merkmale[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Castro de Coaña, Asturien, Spanien
Castro de Las Cogotas, Provinz Ávila, Spanien

Das charakteristische und namensgebende Merkmal dieser Kulturen waren auf Hügeln gelegene und mit einem Wall aus unbehauenen Steinen befestigte Siedlungen, die portugiesisch Castros (von lat. castrum) oder Citânias (Ausdruck für einen befestigten Wohnplatz) genannt werden. Plätze dieser Art finden sich in einem Gebiet, das sich im Osten bis zum Río Cares und im Süden bis zum Douro erstreckt. Im Norden des Verbreitungsgebietes (Spanien) herrschen Rundhütten/-häuser vor, im Süden sind die Gebäude(reste) rechteckig.[1] Weitere Merkmale, die das Verbreitungsgebiet der Castrokultur charakterisieren, sind u. a. eigentümliche lebensgroße Kriegerfiguren sowie stehende und sitzende männliche und weibliche Götterstatuen zum Beispiel Sendim (55 cm hoher Frauentorso aus Stein), Xinzo de Limia (aus Bronze in den 1970er Jahren gestohlen), Swastika-ähnliche Wirbelräder als Dekoration (Castro von Santa Trega), Omphaloi, Pedra Formosas, goldene Anhänger und Halsringe (Torques).

Schmuck der Castrokultur

Die Region Ave, die im Zentrum des Verbreitungsgebiets dieser Kultur liegt, weist größere Castros auf, die Citânias oder Cividades (von lat. civitas) genannt werden; bekannte Beispiele sind Citânia de Sanfins oder Cividade de Terroso.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Castrokultur begann sich am Ende der Bronzezeit aufgrund kultureller Einflüsse der zentraleuropäischen und mediterranen Kulturen zu entwickeln. In der anschließenden Periode, die bis ins 5. Jahrhundert v. Chr. reichte, breiteten sich die Castros vom Süden nach Norden und von der Küste ins Innere der Iberischen Halbinsel aus. Die Expansion setzte sich weiter fort bis im 2. Jahrhundert v. Chr. der Einfluss des Römischen Reiches stärker wurde. Der endgültige Niedergang wurde durch die römische Eroberung und die Errichtung der Provinz Gallaecia besiegelt. Im 4. Jahrhundert n. Chr. war die Castrokultur verschwunden.

Wirtschaft[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Wirtschaft der Castrokultur basierte im Wesentlichen auf der Landwirtschaft, auf Jagd und Fischerei.

Daneben spielte der Bergbau von Gold, Eisen, Kupfer, Zinn und Blei eine wichtige Rolle. Die zumeist minderwertigen Erze wurden von den Castro-Metallurgen geläutert und zu Werkzeugen, Schmuck und anderem verarbeitet.

Weiterhin sind Keramik-Arbeiten und Edelsteinbearbeitung überliefert.

Als Waffen wurden hauptsächlich Schwerter und Dolche hergestellt und verwendet.

Beispiele[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Lusitanische Kriegerstatue aus dem Castro de Lesenho, Boticas, Villa Real, Portugal
Spanien
Portugal

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • D. Brandherm: Castro-Kultur. In: A. M. Wittke (Hrsg.): Frühgeschichte der Mittelmeerkulturen. Historisch-archäologisches Handbuch (= Der Neue Pauly Supplemente. Band 10). J. B. Metzler, Stuttgart 2015, ISBN 978-3-476-02470-1, S. 154–157.
  • C. A. F. de Almeida: Cultura castreja: evolução e problemática, Arqueologia 8. 1983 S. 70–74.
  • F. Calo Lourido: A plástica da Cultura Castrexa galaico-portuguesa. Bde. 1 und 2, 1994 A Coruña: Fundación Pedro Barrié de la Maza
  • T. Chapa Brunet: La escultura ibérica de Jaén en su contexto mediterráneo, Escultura ibérica, Jaén: Junta de Andalucía. 1990
  • I. Cobas Fernández, M. P. Prieto Martínez: Introducción a la cerámica prehistórica y protohistórica en Galicia. TAPA 17, 1999. Santiago de Compostela: Laboratorio de Arqueología y Formas Culturales, Universidad de Santiago de Compostela.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Martin Höck In: Thomas G. Schattner: Archäologischer Wegweiser durch Portugal. Von Zabern, Mainz 1998, ISBN 3-8053-2313-1 (Kulturgeschichte der Antiken Welt, Band 74). S. 26

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Castro-Kultur – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien