Cemil Bayık

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Cemil Bayık (kurdisch Cemîl Bayik; * 1955 in Keban, Provinz Elazığ) ist ein Gründungsmitglied der Arbeiterpartei Kurdistans und Co-Vorsitzender des Exekutivrats der Koma Civakên Kurdistan, der Dachorganisation der PKK. Sein Kampf- und Deckname lautet „Cuma“.[1]

Über das Leben Bayıks ist wenig bekannt. Er wurde als Sohn von Mustafa Bayık geboren. Cemil Bayık hat drei Brüder und eine Schwester. Sein Vater verstieß ihn 1976.[2] Bayık beherrschte zunächst nur die türkische Sprache, bevor er sich seiner kurdischen Herkunft zuwandte. Über seinen Freund Kemal Pir kam Bayık mit dem Vorsitzenden Apo, Abdullah Öcalan, in Kontakt.[1]

Bayık schloss sich 1976 der Gruppierung um Öcalan an. Er war an der Parteigründung beteiligt und gemeinsam mit Şahin Dönmez und Öcalan Mitglied im ersten „Zentralkomitee“ der Partei. Er führte den militärischen Flügel der Organisation, die Artêşa Rizgariya Gelê Kurdistan (ARGK, übersetzt Volksbefreiungsarmee Kurdistans).[3] Bayık galt lange Jahre als die Nummer zwei innerhalb der PKK.[4] Nach der Ergreifung Öcalans übernahm er kurzfristig die Führung der Organisation.[5] Er überlebte diverse Machtkämpfe innerhalb der PKK-Führung.

Bayık wurde im Juli 2013 als Co-Vorsitzender im Exekutivrat der Koma Civakên Kurdistan (KCK) gewählt. Im April 2015 äußerte er in einem Interview der Sender WDR und NDR: „Wir möchten nicht mehr gegen die Türkei kämpfen. Wir sagen: Es reicht mit dem Kämpfen.“ Seine Organisation strebe inzwischen keinen eigenen Staat mehr an, sondern eine politische Lösung.[6] Zuvor hatte Öcalan die PKK dazu aufgerufen, einen Kongress abzuhalten und die Niederlegung der Waffen zu beschließen.[7]

Ein Interview, welches der deutsch-türkische Journalist Deniz Yücel mit Bayık führte, wurde vom türkischen Staat als Terrorpropaganda eingestuft und musste 2017 als Vorwand für Yücels Verhaftung herhalten.[8]

Die kurdische Nachrichtenagentur ANF berichtete, Agenten des türkischen Geheimdienstes MIT hätten im August 2017 versucht, Bayık zu entführen oder zu töten.[9] Am 6. November 2018 gaben die USA bekannt, dass sie innerhalb ihres Reward for Justice Programms 4 Millionen US-Dollar für Informationen bereitstellen, die zur Verhaftung von Bayık führen.[10][11]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b welt.de 23. August 2015: „Ja, es gab interne Hinrichtungen“
  2. [1]@1@2Vorlage:Toter Link/www.haberkenti.com (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im April 2018. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  3. Martin van Bruinessen: Kurdish Ethno-nationalism Versus Nation-building States. University of Michigan 2000, S. 286
  4. Michael M. Gunter: The Kurds and the Future of Turkey. New York 1997, S. 26
  5. Paul J. White: Primitive Rebels Or Revolutionary Modernisers? Zed Books 2001, S. 189
  6. wdr.de 9. April 2015: PKK entschuldigt sich bei Deutschland
  7. Deutsche Welle / Baha Güngör 21. März 2015: Erdogan verspielt Vertrauen (Kommentar)
  8. Günter Wallraff: Er hofft und spottet, in: Der Spiegel 8/2018, S. 128.
  9. Rainer Hermann: Berechenbare Vorstöße, in: FAZ, 25. Januar 2018, S. 2.
  10. US offers rewards of up to $5 million for information on 3 senior PKK leaders. In: The Defense Post. 6. November 2018 (thedefensepost.com [abgerufen am 8. November 2018]).
  11. Rewards for Justice – Wanted for Terrorism – Cemil Bayik. Abgerufen am 8. November 2018 (englisch).