Chaldaoi

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Die Chaldaoi, Chaldaioi (griechisch Χαλδαῖοι, Chaldaĩoi), Chaldoi (gr. Χάλδοι, Cháldoi) oder Chalder waren ein antikes Volk im nördlichen Anatolien und Armenien. Hekataios von Milet (um 500 v. Chr.), überliefert durch Stephanos von Byzanz kennt am Van-See Chaldaoi und nennt die Landschaft Chaldia. Xenophon beschreibt in der Anabasis 401/400 v. Chr. Armenier, Karduchoi, Chaldaoi und Taochoi unter persischer Herrschaft.

Gleichsetzungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bereits Waldemar Belck hatte die heute unter dem Namen Urartu bekannte Kultur den „pontischen Chaldäern“ zugewiesen. Carl Friedrich Lehmann-Haupt führte den Begriff Chalder ein. Er nahm zum Beispiel an, dass die Felsinschrift von Kaisaran, die keinen Königsnamen nennt, aus der Zeit nach dem Ende des urartäischen Reiches stamme. In der Folge spricht auch Belck von Urartu als dem „Land der Chalder“.[1] C. Tuplin erwägt eine Gleichsetzung der Chaldaoi des Xenophon mit den Verehrern des Gottes Ḫaldi.[2]

Friedrich Wilhelm König benannte die urartäische Sprache als chaldisch: „Kein Volk und kein Stamm, nur eine Dynastie ist die Trägerin dieser Sprache; nach der überragenden Stellung ihres Hauptgottes Chaldi, den wir nur in dieser Dynastie nachweisen können, nenne ich die Amts- und Kultursprache dieser Dynastie chaldisch.“[3] Die Ansicht Königs wurde von mehreren Autoren kritisiert.[4]

Die Namensgleichheit mit den Chaldäern Südmesopotamiens ist vermutlich zufällig.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Paul Karolides: Die sogenannten Assyro-Chaldäer und Hittiten von Kleinasien. Perris, Athen 1898 (Reprint bei Elibron Classics, 2006, ISBN 978-0543779700).
  • Friedrich Wilhelm König, Handbuch der chaldischen Inschriften (Archiv für Orientforschung, Beiheft 8). Graz 1955, 1957. Erneut Biblio-Verlag, Osnabrück 1967. ISBN 3-7648-0023-2.
  • Carl Friedrich Lehmann-Haupt: Armenien einst und jetzt. Olms, 1998, ISBN 3-487-09029-5 (Online in der Google-Buchsuche).

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Zweiter Ergänzungsband der Mitteilungen der Berliner Gesellschaft für Anthropologie, Ethnologie und Völkerkunde 1983, 21.
  2. C. Tuplin: „On the track of the Ten Thousand“, in: Revue des études anciennes 101, 3–4, 1999, 360f.
  3. Friedrich Wilhelm König, Handbuch der chaldischen Inschriften, 1955.
  4. J. Friedrich, „Chalder oder Urartäer“, in: Zeitschrift der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft 40/1, 1936, S. 63; Б.Б. Пиотровский, Ванское царство (Урарту), Москва 1959, S. 117ff. (englische Ausgabe: Boris Borisovich Piotrovskiĭ: Urartu; the kingdom of Van and its art. Translated from the Russian and edited by Peter S. Gelling, F. A. Praeger, New York [1967]); R. D. Barnett, „Urartu“. In: „Cambridge Ancient history.“ Band 3, Teil 1, Zweite Auflage 1982, ISBN 0-521-22496-9, S. 317; Paul E. Zimansky, Ancient Ararat. A Handbook of Urartian Studies. Caravan books, Delmar, New York 1998, ISBN 0-88206-091-0, 86.