Charles-Édouard Bouée

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Charles-Edouard Bouée auf dem Weltwirtschaftsforum 2009

Charles-Edouard Pascal Marie Daniel Bouée (* 17. Mai 1969 in Neuilly-sur-Seine) ist ein französischer Unternehmensberater. Er kam 2001 als Senior Partner zu Roland Berger und wurde 2014 zum Chief Executive Officer gewählt.[1] Diese Position gab er im Jahr 2019 auf.[2] Bouée setzt sich intensiv mit Managementtheorien und disruptiven Technologien auseinander.[3][4]

Herkunft[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bouée wuchs im Großraum Paris auf. Die Mutter war Kommunalpolitikerin und stellvertretende Bürgermeisterin von Boulogne-Billancourt. Der Vater arbeitete im Bankgeschäft. Bouée besuchte unter anderem die römisch-katholische Jesuitenschule Lycée Saint-Louis-de-Gonzague in Paris und die Lycée privé Sainte-Geneviève in Versailles.[1] Anschließend wechselte er auf die Ingenieursschule École Centrale Paris, an der er einen Master of Science erwarb. Gleichzeitig studierte er Rechtswissenschaften an der Universität Paris-Nanterre, die ihm einen Master of Laws verlieh.[3] Seine Studienzeit beendete Bouée mit einem Master of Business Administration der Harvard Business School.[3]

Bouée ist verheiratet und hat zwei Töchter.[5][6]

Karriere[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1991 trat Bouée in das Berufsleben ein.[5] Er arbeitete zunächst im Investmentbanking der Großbank Société Générale in Paris und London.[7] 1993 entschied er sich dann für einen Wechsel in die Unternehmensberatung: Nach einem Intermezzo bei Connex Personnel Consulting heuerte Bouée bei dem renommierten US-amerikanischen Unternehmen Booz Allen Hamilton an. Ab 1994 war er für den Konkurrenten A.T. Kearney tätig, wo er 1997 zum Senior Partner aufstieg.[1]

2001 kam Bouée schließlich als Senior Partner zu Roland Berger.[5] Von Paris aus leitete er unter anderem das Kompetenzzentrum für die Finanzbranche. 2006 wurde er zum Chef des Regionalbereichs Fernost berufen, ab 2009 trug er für den gesamten asiatischen Raum die Verantwortung. Von Shanghai aus vervielfachte Bouée den Umsatz und baute zahlreiche neue Niederlassungen auf.[1] Er gilt seitdem als ausgewiesener Experte insbesondere für die Volksrepublik China.[8]

Zusätzlich übernahm Bouée im Jahr 2010 die Führung des Geschäfts in Frankreich, Belgien, Italien, Spanien und Marokko.[3] Er gehörte bereits zum globalen Führungsgremium des Unternehmens, als er 2013 zum Chief Operating Officer ernannt wurde.[9] In dieser Position wirkte Bouée entscheidend an der operativen Entwicklung von Roland Berger nach der gescheiterten Übernahme durch Deloitte mit.[10][11] 2014 wählten ihn die Partner der Unternehmensberatung schließlich zum Chief Executive Officer.[12] Mit dem Franzosen rückte erstmals ein Ausländer an die Spitze von Roland Berger.[7] Bouée löste zum 1. Juli 2014 Burkhard Schwenker ab, der als Vorsitzender in den Aufsichtsrat zurückkehrte.[13]

Bouée leitete eine umfassende Restrukturierung ein.[14][15] Traditionelle Kompetenzen im Bereich der Restrukturierungs- und Strategieberatung rückten wieder in den Mittelpunkt.[16][17] Außerdem setzte Roland Berger verstärkt auf Kooperationen, etwa mit Rocket Internet und E-Ventures.[18][19][20] Die Führungsstrukturen wurden modernisiert.[21] 2015 stellte Roland Berger seinen neuen Markenauftritt vor.[22] Unter der Führung von Bouée entwickelte sich das Geschäft positiv, 2018 wählten ihn die Partner erneut zum Chief Executive Officer.[23]

Im Juni 2019 gab Bouée überraschend seinen Rücktritt bekannt.[24]

Er ist seitdem für das Startup Augustus Intelligence tätig.[25]

Veröffentlichungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bouée hat mehrere Fachbücher veröffentlicht.[3] In „China’s Management Revolution – Spirit, Land, Energy“ aus dem Jahr 2011 analysiert er den neuen Führungsstil chinesischer Unternehmenslenker und seine Auswirkungen auf die weltweite Wirtschaft.[26] Mit „Light Footprint Management: Leadership in Times of Change“ legte Bouée 2013 ein Konzept vor, das Herausforderungen und Chancen von digitalen Organisationsformen beschreibt.[27][28] Die beiden Romane „Confucius et les automates“ (2014) und „La chute de l'Empire humain“ (2017), die zusammen mit dem Journalisten François Roche entstanden, widmen sich der Robotik und künstlichen Intelligenz.[29][30]

Auszeichnungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c d e f Charles-Edouard Bouée. In: munzinger.de. 21. Oktober 2014, abgerufen am 1. Oktober 2018.
  2. Chef von Roland Berger tritt zurück. In: faz.net. 7. Juni 2019, abgerufen am 6. Juli 2019.
  3. a b c d e Charles-Édouard Bouée. Roland Berger, abgerufen am 1. Oktober 2018.
  4. Steffen Daniel Meyer: Charles-Édouard Bouée: Chef von Roland Berger entwirft kühne Vision für künstliche Intelligenz. In: handelsblatt.com. 27. Juli 2018, abgerufen am 1. Oktober 2018.
  5. a b c Christoph G. Schmutz: Alles ausser Langeweile. In: nzz.ch. 8. Februar 2015, abgerufen am 1. Oktober 2018.
  6. Inga Michler: Mütter kurbeln die Wirtschaft an. In: Welt am Sonntag. 14. Mai 2017, S. 36.
  7. a b Bert Fröndhoff, Axel Höpner: Monsieur 100 000 Volt. In: Handelsblatt. 30. Juni 2014, S. 46.
  8. Stefan Kroneck: Roland Bergers China-Kracher. In: Börsen-Zeitung. 19. Januar 2018, S. 16.
  9. Roland Berger gibt sich neue Führungsstruktur. In: Börsen-Zeitung. 3. August 2013, S. 16.
  10. Thomas Magenheim: Roland Berger wagt den Alleingang. In: Frankfurter Rundschau. 20. Dezember 2013, S. 15.
  11. Walther Becker: Downsizing Consultants. In: Börsen-Zeitung. 20. Dezember 2013, S. 10.
  12. Stefan Kroneck: Neuer Hoffnungsträger an der Spitze von Roland Berger. In: Börsen-Zeitung. 1. Juli 2014, S. 16.
  13. Bouée folgt auf Schwenker: Chefwechsel bei Roland Berger. In: handelsblatt.com. 29. Juni 2014, abgerufen am 1. Oktober 2018.
  14. Christoph G. Schmutz: Alles ausser Langeweile. In: Neue Zürcher Zeitung. 9. Februar 2015, S. 17.
  15. Cornelius Welp: Roland Berger: Der riskante Neustart der Beratungs-Ikone. In: wiwo.de. 17. Februar 2016, abgerufen am 1. Oktober 2018.
  16. Dieter Fockenbrock, Axel Höpner: Roland Berger hilft Roland Berger. In: Handelsblatt. 16. Oktober 2014, S. 16.
  17. Roland Berger: Mit neuer Strategie zu alter Stärke. In: handelsblatt.com. 15. Oktober 2014, abgerufen am 1. Oktober 2018.
  18. Lisa Hegemann: Rocket Internet: Samwers schließen sich mit Roland Berger zusammen. In: handelsblatt.com. 17. Dezember 2014, abgerufen am 1. Oktober 2018.
  19. Dietmar Student: Berger verbündet sich mit Samwer-Brüdern. In: manager-magazin.de. 17. Dezember 2014, abgerufen am 1. Oktober 2018.
  20. Bert Fröndhoff: Roland Berger baut Digitalgeschäft aus. In: Handelsblatt. 22. Mai 2015, S. 23.
  21. Bert Fröndhoff: Roland Berger: Die nächste Generation. In: Handelsblatt. 30. Juni 2015, S. 47.
  22. Mehrdad Amirkhizi: Jung von Matt: Das ist der neue Markenauftritt von Roland Berger. In: horizont.net. 7. September 2015, abgerufen am 1. Oktober 2018.
  23. Charles-Edouard Bouée als CEO von Roland Berger wiedergewählt. In: presseportal.de. Roland Berger, 22. Juni 2018, abgerufen am 1. Oktober 2018.
  24. Roland-Berger-Chef Bouée geht von Bord. In: nzz.ch. 7. Juni 2019, abgerufen am 6. Juli 2019.
  25. (S+) Der CDU-Jungstar und sein Lobbygeschäft: Ist Philipp Amthor käuflich? In: Spiegel Online. 12. Juni 2020, abgerufen am 27. Januar 2024.
  26. China’s Management Revolution – Spirit, Land, Energy. Palgrave Macmillan, abgerufen am 1. Oktober 2018 (englisch).
  27. Light Footprint Management: Leadership in Times of Change. In: bloomsbury.com. Abgerufen am 1. Oktober 2018 (englisch).
  28. Manuela Kasper-Claridge: „Digitalisierung bringt Gewinner und Verlierer“. In: dw.com. 15. September 2015, abgerufen am 1. Oktober 2018.
  29. Confucius et les automates. In: grasset.fr. Abgerufen am 1. Oktober 2018 (französisch).
  30. La chute de l'Empire humain. In: grasset.fr. Abgerufen am 1. Oktober 2018 (französisch).
  31. Charles-Edouard Bouée (Roland Berger) fait chevalier. In: consultor.fr. 10. Januar 2017, abgerufen am 1. Oktober 2018 (französisch).