Chilekolibri

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Chilekolibri

Chilekolibri ♂

Systematik
Klasse: Vögel (Aves)
Ordnung: Seglervögel (Apodiformes)
Familie: Kolibris (Trochilidae)
Gattung: Chile-Kolibris (Sephanoides)
Art: Chilekolibri
Wissenschaftlicher Name
Sephanoides sephaniodes
(Lesson, RP & Garnot, 1827)

Der Chilekolibri (Sephanoides sephaniodes) ist eine Vogelart aus der Familie der Kolibris (Trochilidae). Die Art kommt auf den Juan-Fernández-Inseln, in Chile und in Argentinien vor. Der Bestand wird von der IUCN als „nicht gefährdet“ (least concern) eingeschätzt.

Merkmale[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Chilekolibri ♀

Der Chilekolibri erreicht eine Körperlänge von etwa 10 bis 10,5 cm, wobei die Männchen etwa 5,5 g und die Weibchen etwa 5 g wiegen. Die Männchen haben einen geraden schwarzen Schnabel. Der vordere Oberkopf und der Oberkopf schillern markant feurig rot gelb. Die Oberseite ist bronzegrün, die Unterseite blass gelbbraun mit braunschwarzen und grünen Flecken an der Seite. Die Flügel und der Schwanz sind schiefergrün. Weibchen sind ähnlich, haben aber keinen solchen schillernden Oberkopf. Jungvögel haben rostfarbene Säume am Kopf und die Unterseite wirkt eher zimtfarben.[1]

Verhalten und Ernährung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ihren Nektar holen Chilekolibris von unterschiedlichen Quellen. Zu den bevorzugten Pflanzen gehören Abutilon, die zu den Silberbaumgewächsen gehörende Gattung Embothrium und Fuchsien. Auf den Juan-Fernández-Inseln nutzen sie sowohl einheimische als auch eingeführte Pflanzen, einschließlich der zu den Korbblütlern gehörenden Gattung Dendroseris und die zu den Eisenkrautgewächsen gehörende Gattung Rhaphithamnus.[1]

Lautäußerungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Ruf besteht aus einer Reihe von hellklingenden Tönen, in die harsches Trällern sowie piepsige Töne eingestreut werden. Diese klingt wie psi...psi...krrr.ski.ski.ski....psi... oder einzeln wie psi oder ski.[1]

Fortpflanzung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Brutsaison ist von Oktober bis November, gelegentlich auch schon im September. Auf den Juan-Fernández-Inseln wurden bisher nur wenige Nester entdeckt, doch scheint dort die Brutsaison von September bis Dezember zu sein. Das Nest ist sehr klein, kelchartig und hängt gelegentlich über Wasserläufen. Das Gelege besteht aus zwei Eiern.[1]

Verbreitung und Lebensraum[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Verbreitungsgebiet des Chilekolibris

Chilekolibris leben an Waldrändern, an Waldlichtungen und -wiesen, im Dickicht und in Gärten. Gelegentlich sieht man sie in großer Anzahl an blühenden Bäumen wie Eukalypten. So findet man sie in Höhenlagen vom Meeresspiegel bis über 2000 Meter.[1]

Migration[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In den südlichen Regionen Chiles ziehen Chilekolibris auf dem Festland weiter. Dabei überwintern sie in den Tiefebenen Argentiniens. Das Zuggebiet reicht bis in den Osten an der atlantischen Küste in der Provinz Chubut. Die Populationen auf den Juan-Fernández-Inseln werden als Standvögel betrachtet.[1]

Etymologie und Forschungsgeschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

René Primevère Lesson und Prosper Garnot beschrieben den Chilekolibri unter dem Namen Orthorhynchus sephaniodes. Als Sammelort gaben sie die Bucht von Concepción an.[2] Im Jahr 1840 führte George Robert Gray die neue Gattung Sephanoides für Mellisuga Kingii Vigors, 1827 ein, in dem er auf Lessons Namen verweist. Da die Art kurz vorher bereits beschrieben worden war, hat der heutige Name nach den Internationalen Regeln für die Zoologische Nomenklatur Priorität.[A 1] Dieser Name ist aus den griechischen Wörtern στεφάνη stefánē für „Diadem, Krone“ und -οἶδες -oídes für „ähnelnd“ gebildet.[3] Kingii ist Phillip Parker King (1791–1856) gewidmet.[4]

Adolf Theodor Otto Kleinschmidt (1904–1999) beschrieb 1970 Sephanoides sephaniodes albicans[5] und Sephanoides sephanoides mariannae.[5] Beide Namen gelten heute als Synonyme zur Nominatform. Mit mariannae ehrte er seine Frau Marianne geb. Claus. Albicans leitet sich vom lateinischen albicans, albicantis, albicare, albus für „weißlich, weiß machen, weiß“ ab.[6]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Chilekolibri (Sephanoides sephaniodes) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Michael S. Roy, Peter Boesman, Guy Maxwell Kirwan: Firecrown (Sephanoides sephaniodes). In: Josep del Hoyo, Andrew Elliott, Jordi Sargatal, David Andrew Christie, Eduardo de Juana (Hrsg.): Handbook of the Birds of the World Alive. Lynx Edicions, Barcelona 4. März 2020 (englisch, hbw.com).
  • James A. Jobling: Helm Dictionary of Scientific Bird Names. Christopher Helm, London 2010, ISBN 978-1-4081-2501-4.
  • Prosper Garnot, René Primevère Lesson: Voyage autour du monde exécuté par Ordre du Roi, sur la Corvette de Sa Majesté, La Coquille pendant les années 1822, 1823, 1824 et 1825, sous le ministère et conformément aux instructions de S. E. M. Marquis de Clermont-Tonnerre, ministre de la marine; et publié sou les auspices de son excellence Mgr le Cte de Chabrol, ministre de la Marine et des colonies, par M. L. Dupppery, capitaine de frégate. chevalier de Saint-Louis et membre de la legion d’honaire, commandant de l’expédition (= Zoologie. Band 1, Nr. 2). Arthus-Bertrand, Paris 1828 (biodiversitylibrary.org).
  • Prosper Garnot, René Primevère Lesson: Voyage autour du monde exécuté par Ordre du Roi, sur la Corvette de Sa Majesté, La Coquille pendant les années 1822, 1823, 1824 et 1825, sous le ministère et conformément aux instructions de S. E. M. Marquis de Clermont-Tonnerre, ministre de la marine; et publié sou les auspices de son excellence Mgr le Cte de Chabrol, ministre de la Marine et des colonies, par M. L. Dupppery, capitaine de frégate. chevalier de Saint-Louis et membre de la legion d’honaire, commandant de l’expédition (= Zoologie. Atlas). Arthus-Bertrand, Paris 1828 (biodiversitylibrary.org).
  • George Robert Gray: A list of the genera of birds: with their synonyma an indication of the typical species of each genus / compiled from various source. R. and J.E. Taylor, London 1840 (biodiversitylibrary.org).
  • Nicholas Aylward Vigors: Note: Mellisuga Kingii. In: The Zoological journal. Band 3, 1827, S. 432 (biodiversitylibrary.org).
  • Massimo Cretella: The complete collation and dating of the section Zoologie of the Coquille voyage. In: Bollettino malacologico. Band 46, 2010, S. 83–103 (biodiversitylibrary.org).
  • Adolf Theodor Otto Kleinschmidt: Wesen und Bedeutung von Variations-Studien, im Besonderen in den Arbeiten von Otto Kleinschmidt, für die Klärung genealogischer Zusammenhänge. In: Zoologische Abhandlungen. Staatliches Museum für Tierkunde in Dresden. Band 31, Nr. 13, 1970, S. 231–262.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c d e f Michael S. Roy u. a.
  2. René Primevère Lesson u. a., S. 681, Tafel 31.
  3. James A. Jobling S. 354.
  4. Nicholas Aylward Vigors S. 432.
  5. a b Adolf Theodor Otto Kleinschmidt S. 244.
  6. James A. Jobling S. 38.

Anmerkungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Die Publikationsdaten des Werkes und die Autorenschaft des Werkes sind ein wenig kompliziert. Laut Massimo Cretella S. 88 wurde die Tafel 31 am 25. Juli 1827 publiziert. Nicholas Aylward Vigors Publikation zu Mellisuga Kingii erschien erst im November 1827.