Christian Haake

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Christian Haake (* 1969 in Bremerhaven) ist ein deutscher Bildhauer und Maler.

Werdegang[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Haake studierte von 2003 bis 2008 Freie Kunst an der Hochschule für Künste Bremen bei Yuji Takeoka, bei dem er 2009 seinen Abschluss als Meisterschüler machte. Zuvor studierte er Kunstwissenschaft und Philosophie an der Universität Bremen und ist als Filmvorführer an den Bremer Filmkunsttheatern tätig gewesen.

Von 2013 bis 2014 hatte er eine Gastprofessur für Bildhauerei an der Hochschule für Künste Bremen inne.

Werk[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Werk von Christian Haake ist an den Schnittstellen von Malerei, Skulptur und Installation angesiedelt. Ausgangspunkte seiner Arbeiten sind Architekturen und Räume, die er als Fragmente variiert und mit deren Größe und Ausschnitt er experimentiert. In seinen „Wirklichkeitsspielen“[1] interessiert ihn die Beziehung architektonischer Formen zu individuellen und kollektiven Erinnerungen und Imaginationen.[2]

Haakes frühen Arbeiten sind primär skulptural und konzeptionell. Verschiebungen von Perspektive und Maßstab spiele eine wichtige Rolle in den mit akribischer Detailliertheit angefertigten Modellen und Miniaturen.[3] Diese baut er ohne Vorlagen aus der eigenen Erinnerung nach.[4] Als somit unweigerlich fehlerhafte Annäherungen an deren reales Aussehen stellen sie jedoch im Ergebnis ein glaubwürdigeres Bild von Wirklichkeit dar. Es geht um das Verhältnis von Wirklichkeit, Wahrnehmung und erinnertem Bild.[5]

Diese Fragen verhandelt Haake auch in Einbauten wie den Passagen[6] sowie der Werkgruppe der Diaoramen und Displays. Als teilweise dreidimensionale Rahmungen für abstrakte Malerei verhandeln sie immer auch Möglichkeiten des Bildraums. Erinnerungen und Assoziationen zu Urbanität und Leerstand[7] sowie an Kino, Werbung und vergleichbaren Versprechungen werden abgerufen. Verführung, (Ent)täuschungen und Wertigkeiten der Warenwelt[8] aber auch Experimente mit Erwartung und Wahrnehmung[9] als solcher prägen seine konzeptionellen Arbeiten. Neben Raum, Erinnerung und Imagination sind auch Fragen nach Zeitlichkeit, die Illusion von Beständigkeit[10] und die Fragilität von Glaubwürdigkeit[11] zentrale Stichworte in Christian Haakes Werk.

In seinen jüngeren Arbeiten ist eine zunehmende Reduktion und Abstraktion zu beobachten. Die genannten Themen und Motive seines Oeuvres finden sich auch darin in verschiedenen Variationen wieder. Das Malerische und Zeichnerische rücken stärker in den Vordergrund, obwohl die Werke leinwandlos auf Holzplatten entstehen und die Formfindung teilweise mit industriellen Verfahren erfolgt.[12] So funktionieren Haakes reliefartige Tafelbilder als Bild und Skulptur.[13] Als „Denkbilder der flüchtigen Moderne“[12] machen sie Spannungsverhältnisse der Gegenwart sichtbar und unterwandern, inhaltlich und formal, technische Beschleunigung, ökonomisches Wachstum und Selbstoptimierung.[12] Über die primäre Verwendung von Weißtönen, deren Symbolik und psychologischer Gehalt eine Vielzahl von gegensätzlichen Bedeutungen umfassen[14], arbeitet Haake mit der Dialektik des Weiß – die Arbeiten erscheinen „leer und voll im gleichen Augenblick“.[15]

Ausstellungen (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

2023 instrumentals, Drawing Room, Hamburg

2022 Something new, something old, something desired, Hamburger Kunsthalle

2022 Identität nicht nachgewiesen. Neuerwerbungen der Sammlung des Bundes, Bundeskunsthalle Bonn

2022 in cases off, Galerie K', Bremen

2022 Sunset. Ein Hoch auf die sinkende Sonne, Kunsthalle Bremen

2021 Look! Enthüllungen zu Kunst und Fashion, Marta Herford

2021 Completley Knocked Down, Museu de Arte Moderna Aloisio Magalhaes, Recife, Brasilien

2020 Invitation to Love – a groupshow curated by FORT, Kunstmuseum Bremerhaven

2017 fluid, Städtische Galerie Delmenhorst

2016 Einzelpräsentation mit Galerie K', viennacontemporary, Wien, Österreich

2015 Künstlerräume 02, Weserburg – Museum für moderne Kunst, Bremen

2015 Spins/Circles/Abstracts, Kunsthalle Bremerhaven

2014 Was Modelle können, Museum für Gegenwartskunst, Siegen

2014 Beauty lies in desire, Museum of Contemporary Art of AP Vojvodina, Novi Sad, Serbien

2013 HEIMsuchung, Kunstmuseum Bonn

2013 Echoes, Kunstverein Langenhagen

2012 Nachbilder, Kunstverein Ruhr, Essen

2011 White Elephant, GAK Gesellschaft für Aktuelle Kunst, Bremen

2011 Double take, kuratiert von Brigitte Kölle, M.1 Arthur Boskamp-Stiftung, Hohenlockstedt

2009 Open Space, Art Cologne, Galerie Katharina Bittel

Auszeichnungen und Preise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • 2020 Stipendium Neustart Kultur der Bundesregierung
  • 2011 Arbeitsstipendium der Stiftung Kunstfonds Bonn
  • 2010 Paula-Modersohn-Becker-Preis, Worpswede
  • 2009 Karin Hollweg Preis / Preis des Förderkreises der HFK Bremen
  • 2007 Bremer Förderpreis für Bildende Kunst, Bremen

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Annett Reckert: Sunset. Ein Hoch auf die sinkende Sonne. In: Kunsthalle Bremen/Dies. (Hrsg.): Sunset. Ein Hoch auf die sinkende Sonne. Hatje Cantz, Berlin 2022, S. 209–210.
  • Andreas Kreul: Christian Haake. In: Andreas Kreul/Patrycja de Bieberstein Ilgner (Hrsg.): Karin und Uwe Hollweg Stiftung – 50 Jahre sammeln. Hatje Cantz Verlag 2022.
  • Annett Reckert, Städtische Galerie Delmenhorst (Hrsg.): Christian Haake. fluid. Delmenhorst 2018.
  • Stephan Berg: Christian Haake. In: Eva Schmidt (Hrsg.): Was Modelle können. Snoeck Verlagsgesellschaft mbH, Köln 2014, 110–111.
  • Peter Friese (Hrsg.): Christian Haake. Nachbilder. Kunstverein Ruhr. Salon Verlag, Köln 2013.
  • Rainer Beßling: Christian Haake. In: Dr. Detlef Bluemler (Hrsg.): Künstler. Kritisches Lexikon der Gegenwartskunst. Der Kunsthandel Verlag GmbH, 2013.
  • Stephan Berg/Volker Adolphs: Christian Haake. In: Dies. (Hrsg.): HEIMsuchung Unsichere Räume in der Kunst der Gegenwart. Uncanny Spaces in Contemporary Art. Wienand Verlag, Köln 2013, S. 145–146.
  • Rainer Unruh: Christian Haake. In: Kunstforum International (Hrsg.): Die heilige Macht der Sammler. Nr. 209, 2011, S. 333–334.
  • Janneke de Vries, GAK Gesellschaft für Aktuelle Kunst (Hrsg.): Christian Haake. White Elephant. DISTANZ Verlag, Berlin 2011
  • Rainer Beßling: Christian Haake. In: Ernst Purk (Hrsg.): Artist Kunstmagazin. Nr. 80, 2009, S. 35 ff.
  • Hainrich Staake (Hrsg.): Christian Haake. Camere. Rasch Druckerei und Verlag, Bramsche 2010.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Thorsten Jantschek: Let’s talk about memories – Versuch über Christian Haakes Wirklichkeitsspiele. In: Janneke de Vries, GAK Gesellschaft für Aktuelle Kunst (Hrsg.): White Elephant. 1. Auflage. DISTANZ Verlag, Berlin 2011, ISBN 978-3-942405-66-9, S. 20.
  2. Radek Krolczyk: Christian Haake. In: www.k-strich.de. Radek Krolczyk, abgerufen am 4. November 2023.
  3. Stephan Berg, Volker Adolphs: Christian Haake. In: Volker Adolphs, Stephan Berg (Hrsg.): HEIMsuchung Unsichere Räume in der Kunst der Gegenwart. Uncanny Spaces in Contemporary Art. 1. Auflage. Wienand Verlag, Köln 2013, ISBN 978-3-86832-160-9, S. 145.
  4. Thorsten Jantschek: Let’s talk about memories – Versuch über Christian Haakes Wirklichkeitsspiele. In: Janneke de Vries, GAK Gesellschaft für Aktuelle Kunst (Hrsg.): White Elephant. 1. Auflage. DISTANZ Verlag, Berlin 2011, ISBN 978-3-942405-66-9, S. 23.
  5. Stephan Berg: Christian Haake. In: Eva Schmidt (Hrsg.): Was Modelle können. 1. Auflage. Snoeck Verlagsgesellschaft mbH, Köln 2014, ISBN 978-3-86442-095-5, S. 110.
  6. Janneke de Vries: Von weißen Elefanten in leeren Räumen – ein Vorwort. In: Janneke de Vries, GAK Gesellschaft für Aktuelle Kunst (Hrsg.): Wite Elephant. 1. Auflage. DISTANZ Verlag, Berlin 2011, ISBN 978-3-942405-66-9, S. 8 f.
  7. Peter Friese: Nachbilder. Hrsg.: Peter Friese, Kunstverein Ruhr. Salon Verlag, Köln 2013, ISBN 978-3-89770-429-9, S. 21 f.
  8. Janneke de Vries: Von weißen Elefanten in leeren Räumen – ein Vorwort. In: Janneke de Vries, GAK Gesellschaft für Aktuelle Kunst (Hrsg.): White Elephant. 1. Auflage. DISTANZ Verlag, Berlin 2011, ISBN 978-3-942405-66-9, S. 9.
  9. Dr. Annett Reckert: Christian Haake. fluid. In: Dr. Annett Reckert, Städtische Galerie Delmenhorst (Hrsg.): fluid. 1. Auflage. Delmenhorst 2018, ISBN 978-3-944683-22-5, S. 42 f.
  10. Esther Sairally: Christian Haake: Movie. AFTER SOME GOOD DAYS YOU WILL SEE THE END FROM HERE, 2015. In: hamburger-kunsthalle.de. Hamburger Kunsthalle, 2019, abgerufen am 4. November 2023.
  11. Dr. Annett Reckert: Sunset. Ein Hoch auf die sinkende Sonne. In: Dr. Annett Reckert (Hrsg.): Sunset. Ein Hoch auf die sinkende Sonne. 1. Auflage. Hatje Cantz, Berlin 2022, ISBN 978-3-7757-5422-4, S. 42 f.
  12. a b c Thorsten Jantschek: Denkbilder der flüchtigen Moderne – Notizen zu Christian Haakes neue Arbeiten. In: k-strich.de. Radek Krolczyk, 2022, abgerufen am 4. November 2023.
  13. Rainer Beßling: Christian Haake. In: Dr. Detlef Bluemler (Hrsg.): Künstler. Kritisches Lexikon der Gegenwartskunst. Der Kunsthandel Verlag GmbH, 2013, ISSN 0934-1730, S. 10.
  14. Barbara Oettl: Weiß in der Kunst des 20. Jahrhunderts. Studien zur Kulturgeschichte einer Farbe. 1. Auflage. Schnell und Steiner, Regensburg 2009, ISBN 978-3-7954-2092-5, S. 110 ff.
  15. Radek Krolczyk: Christian Haake. In: k-strich.de. Radek Krolczyk, abgerufen am 4. November 2023.