Christkirche (Tønder)

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Christkirche mit dem Denkmal für Hans Adolph Brorson
Inneres, Blick zum Altar
Inneres, Blick zur Orgel

Die Christkirche (dänisch: Kristkirke) ist die größte und bedeutendste Kirche im süddänischen Tønder. Sie gehört zu den wenigen gotischen Kirchen, die von Anfang für evangelische Gottesdienste errichtet worden sind. Das drückt sich auch im Namen aus, hatte doch die Reformation den Heiligenkult beendet.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Mittelalter gab es in Tønder zwei Kirchen, nämlich die St. Laurentius- und die St. Nicolai-Kirche, die heutige Christkirche.[1] Außerdem besaßen die Franziskaner eine Klosterkirche. Die Nicolaikirche wurde um 1350 errichtet, war jedoch 1591 so baufällig und eng, dass man sie abreißen ließ. Nur der mittelalterliche Turm, der um 1520 an die Kirche angeschlossen worden war, blieb erhalten. An diesen Turm wurde die neue Kirche ab dem 30. April 1591 angebaut. Zur Finanzierung trug, folgt man der 1593 vom Hauptpastor und Propst Andreas Thomäus angebrachten Widmungstafel, die sich noch heute im linken Seitenschiff der Kirche befindet, in erheblichem Ausmaß der Erwählte Erzbischof Johann Adolph von Bremen bei, der zugleich Herzog von Schleswig-Holstein-Gottorf war. Bereits am 25. Juli 1592 konnte das Bauwerk abgeschlossen, am 4. Oktober geweiht werden.

Von 1729 bis 1735 war Hans Adolph Brorson – später Bischof und einer der größten Kirchenlieddichter Skandinaviens – Pastor an der Kirche.

Beschreibung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Von der Nordsee her ist ihr 48 Meter hoher Turm zu erkennen, einziges Überbleibsel der Vorläuferkirche St. Nikolai.

Obwohl die Renaissance bereits um 1530 in der Region dominierte, wurde die Kirche weitgehend im Stil einer mittelalterlichen Stadtkirche errichtet. So ist die Raumaufteilung gänzlich vom Mittelalter inspiriert. Dabei wurden Schiff und Chor in Backstein im Klosterformat erbaut, und nur der dabei verwendete Kreuzverband repräsentiert die seinerzeit noch relativ neue Bautechnik, das höhere und breitere Mittelschiff ist hingegen noch durch Arkaden von den Seitenschiffen getrennt. Der nach Osten ausgerichtete Chor ist von gleicher Höhe wie das Mittelschiff. Spitzbogenfenster, Strebepfeiler und Dachform sind noch der Gotik verpflichtet. Allerdings streben die Gurtbögen und die Gewölbe über dem Mittelschiff nicht mehr himmelwärts.

In der Kirche findet man eine Sängerempore, die dem Besucher den Eindruck einer Chorschranke vermittelt, insbesondere seit 1894 mit der Restaurierung der Kirche der Zustand vor dem Einbau der Sängerempore wiederhergestellt werden sollte. Die Empore stammt aus dem Jahr 1623 und bietet Bibelmotiven eines einheimischen Malers.

Kanzel und Gestühl sind aus dem 16. Jahrhundert. In die 1695 geschaffenen Altartafel ließ der Stifter das Bild seiner verstorbenen Tochter einarbeiten.

Orgel[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Orgel wurde 1945 von dem Orgelbauer Th. Frobenius & Co. erbaut. Das Orgelgehäuse stammt von Johan Heide und wurde im 18. Jahrhundert geschaffen. Das Schleifladen-Instrument hat 37 Register auf drei Manualen und Pedal.[2]

Hauptwerk C–g3
Quintaton 16′
Principal 8′
Spidsfløjte 8′
Viola di Gamba 8′
Oktav 4′
Nathorn 4′
Quint 223
Oktav 2′
Mixtur VI-VII
Scharf III-IV
Dulcian 16′
Trompet 8′
Rückpositiv C–g3
Gedakt 8′
Quintatøn 8′
Principal 4′
Rørfløjte 4′
Gedakt 2′
Gemshorn 113
Mixtur IV
Regal 8′
Brustwerk C–g3
Gedakt 8′
Blokfløjte 4′
Quintatøn 4′
Sivfløjte 2′
Oktav 1’
Sesquialtera II
Cymbel II
Krumhorn 8′
Pedalwerk C–f1
Principal 16′
Subbas 16′
Oktav 8′
Gedakt 8′
Oktav 4′
Rauschquint V
Basun 16′
Trompet 8′
Trompet 4′

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Ingolf Haase, Tønder Menighedsråd: Kristkirken 1592-1992. Christo Salvatori Sacrum, Tønder 1992, ISBN 87-981088-8-3.
  • Ingolf Haase: Die Christkirche in Tondern. Erweitert und überarbeitet von Lorenz P. Wree. Tondern 2014 (deutsche Fassung).
  • Erling Brahm: Die Christkirche Tonder, o. J. (um 1970).
  • Carsten Erich Carstens: Die Stadt Tondern. Eine historisch-statistische Monographie. F. Dröhse, Tondern 1861.
  • Ludwig Andresen: Geschichte der Stadt Tondern bis zum dreißigjährigen Krieg. Verlag Heimat und Erbe, Flensburg 1939.
  • Heimatkundliche Arbeitsgemeinschaft für Nordschleswig: 750 Jahre Stadt Tondern 1243–1993. Verlag der HAG, Aabenraa 1993, ISBN 87-87301-00-8.
  • Günter Weitling: Deutsches Kirchenleben in Nordschleswig seit der Volksabstimmung 1920. Bund Deutscher Nordschleswiger & Archiv/Historische Forschungsstelle der deutschen Volksgruppe, Aabenraa 2007, ISBN 978-87-991948-0-3.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Dies und das Folgende nach: Kristkirkens historie (Memento des Originals vom 27. März 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.toender-kristkirke.dk.
  2. Die Orgel der Kristkirken Tønder. In: orgel-information.de. Daniel Kunert – Musik-Medienhaus, abgerufen am 23. Juni 2019.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Tønder Kristkirke – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Koordinaten: 54° 56′ 11,83″ N, 8° 52′ 15,42″ O