Christoph Blümel

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Christoph Blümel (* um 1630 in Bolków; † unbekannt; auch Blüemel, Blumel, Plieml, Blimel) war ein deutscher Schauspieler.

Christoph Blümel inskribierte 1649 an der Alma Mater Viadrina in Frankfurt an der Oder.[1] 1654 ist er erstmals als Schauspieler nachweisbar. Er war zuerst für den englischen Theaterprinzipal Joris Jolliphus als Schauspieler und Schreiber tätig, der ihn 1655 in einer Auseinandersetzung verwundete.[2] Im Winter 1656/57 gastierte er unter der Leitung von Johann Ernst Hoffmann und Peter Schwarz am Hof des Kurfürsten Karl Ludwig von der Pfalz in Heidelberg.[3] Im Sommer 1657 arbeitete er wieder für Jolliphus, welcher beim Nürnberger Rat um die Freilassung Christoph Blümels bat, da Blümel wegen eines nicht eingehaltenen Eheversprechens gegenüber der Wirtstochter Maria Katharina Hübner verhaftet worden war.[4] 1659 wurde Christoph Blümel gemeinsam mit Johann Ernst Hoffmann, Peter Schwarz, Ursula Hoffmann, Rebecca Schwarz, Johann Christoph Pernegger, Johann Wohlgehaben, Hans Martin sowie weiteren Komödianten in den Dienst des Erzherzogs Ferdinand Karl am Innsbrucker Hof gestellt. Nach dem Tod Ferdinand Karls 1662 vereinigte sich Blümel mit einem Großteil der ehemals am Innsbrucker Hof bestallten Komödianten unter der Leitung von Hoffmann und Schwarz zu den so genannten Innsbrucker Komödianten.[5] Nach einem Gastspiel am Heidelberger Hof 1667 erhielt die Truppe ein Spielprivileg sowie Titelprädikat für die Kurpfalz. Etwa mit dem Tod Johann Ernst Hoffmanns um 1669 zerfiel die Kerntruppe.[6] Christoph Blümel schloss sich Hoffmanns Witwe Ursula an und ehelichte sie. Vermutlich starb er vor 1676, da er nicht wie sie in den Dienst Johann Christian von Eggenberg am Hoftheater in Český Krumlov eingetreten ist.[7]

Werke[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Von Christoph Blümel stammen nachweislich zwei Theaterhandschriften:

  • Comædia Von Der glüeckseligen Eÿfersucht zweschen Rodrich undt Delomira von Valenza. Ein königliches Werckh. Erstlichen gemacht, von Hern Doctor Hiacinto, Andrea Cicognini, auß Florentz in italienischer Sprach, itzo aber in hochteütscher Sprach, auß der italianischen ubersetzt von Ihr Gnad. H. H. N. N. Künickhl. Verbessert aber undt zierlicher in hochteitscher Sprach gegeben durch Chritoph Blümel: Poet, undtertzfürstlicher Comœdiant. Im Iahr 1662. Zu Inspruckh. (Enthalten im Codex Ia 38589, Wienbibliothek; es handelt sich um eine Adaption Giacinto Andrea Cicogninis Le gelosie fortunate del prencipe Rodrigo, 1654.)
  • Comoedia genandt der Jude von Venetien. Componirt von Christoph : Blümel studioso Silesiensi. (Rast. 193, Badische Landesbibliothek; es handelt sich um eine Adaption William Shakespeares The Merchant of Venice, 1596.)

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Johannes Bolte: Der Jude von Venetien. In: Jahrbuch der deutschen Shakespeare-Gesellschaft. Band 22,1887, S. 189–201.
  • Christoph Blümel: Der Jude von Venetien (1662). In: Willi Flemming: Das Schauspiel der Wanderbühne. Reclam, Leipzig, 1931, S. 204–276.
  • Daniel Fulda: Schau-Spiele des Geldes. Die Komödie und die Entstehung der Marktgesellschaft von Shakespeare bis Lessing (= Frühe Neuzeit; Bd. 102). Niemeyer, Tübingen, 2005, ISBN 978-3-11-094032-9, S. 105–120.
  • Dušan Ludvik: Die Chronologie und Topographie der Innsbrucker Komödianten (1652 – 1676). In: Acta Neophilologica. Band 4, 1971, S. 3–39.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Johannes Bolte: Der Jude von Venetien. In: Jahrbuch der deutschen Shakespeare-Gesellschaft. Band 22, 1887, S. 201.
  2. Dušan Ludvik: Die Chronologie und Topographie der Innsbrucker Komödianten (1652 – 1676). In: Acta Neophilologica. Band 4, 1971, S. 4 f.
  3. Anon.: Zur Geschichte der deutschen Bühne. In: Der Sammler. Ein Blatt zur Unterhaltung und Belehrung. Band 27, 1885, S. 284.
  4. Theodor Hampe: Die Entwicklung des Theaterwesens in Nürnberg von der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts bis 1806. Verlag von J.L. Schrag, Nürnberg 1900, S. 282.
  5. Dušan Ludvik: Die Chronologie und Topographie der Innsbrucker Komödianten (1652 – 1676). In: Acta Neophilologica. Band 4, 1971, S. 12–26.
  6. Bärbel Rudin: Liselotte von der Pfalz als Theaterpatin. Komödianten unter kurpfälzischer Patronage. In: Heidelberg. Jahrbuch zur Geschichte der Stadt. Band 12, 2008.
  7. Bärbel Rudin: Das Fürstlich Eggenbergische Hoftheater in Böhmisch Krumau (1676 – 1691). Zur ästhetischen Allianz zwischen Wanderbühne und Hofkultur. In: Daphnis. Band 25, 1996, ISSN 0300-693X, S. 476.