Christopher Winter (Künstler)

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Christopher Winter

Christopher Winter (* 1968 in Kent, England[1]) ist ein britischer Maler.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Christopher Winter studierte am Hastings College of Arts in Hastings, an der Camberwell School of Art in London und von Oktober 1996 bis Juni 1998 an der Kunstakademie Düsseldorf bei Fritz Schwegler.[2] Von Oktober 1993 bis Juni 1994 war er Stipendiat der Stadt Mannheim.[2] Winter lebt und arbeitet sowohl in Berlin, als auch in Hastings (England).[2]

Werk[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Winter beschäftigt sich hauptsächlich mit figurativer Malerei, daneben aber auch mit Video und Skulptur.

Winter greift für seine Malerei bewusst auf vorhandene Quellen zurück, um ihre Inhalte in seine Bildsprache zu übertragen. Insofern lässt er sich als Vertreter der Appropriation Art bezeichnen. Seine Malerei wird insbesondere durch Werke anderer Künstler, häufig die der alten Meister, Literatur, wie Märchen oder Romane sowie durch Filme, Politik und Geschichte beeinflusst.[3] Die Serie Bavarian Postcards beispielsweise basiert auf handelsüblichen Ansichtskarten aus dem Berchtesgadener Land. Insbesondere Motive vom Obersalzberg und Umgebung integriert Winter hier in seine zum Teil großformatigen Leinwandarbeiten und bläht sie zu überdimensional großen „Kitsch-Postkarten“ auf.[4][3][5] Die Werkfolge Virgin Forest basiert auf der Gegenüberstellung englischer und deutscher Märchen. Für sie greift Winter insbesondere auf Gemälde alter Meister, wie zum Beispiel von Caravaggio zurück.[3][6] In Spook-a-Rama widmet sich Winter der Ästhetik der Metapher und Doppeldeutigkeit. Die Werkfolge Primeval wird durch den Roman Lord of the Flies von William Golding beeinflusst. Protagonisten seiner Bilder sind auch hier, wie bei Golding, Kinder und Jugendliche, die von Auflösungserscheinungen gesellschaftlicher Konventionen und Normen befallen sind und Richtung Anarchie taumeln.[3] In den Serien Weird Science und Unnatural History beschäftigt sich Winter mit der menschlichen Sehnsucht nach Übersinnlichkeit, Zauberei und Magie. Er bewegt sich hier im Grenzbereich zwischen Fiktion und Realität, Traum und Trugschluss.[3] Seine Werkfolge Speculative Realism ist durch den Roman 1Q84 des japanischen Schriftstellers Haruki Murakami inspiriert. Darin beschäftigt sich Winter mit der Erweiterung des Bildraumes und verschiedenen Aspekten von Realität, indem er Installation und Malerei miteinander verbindet.[7] In seinen Interieur-Bildern erzeugt Winter eine zweite Wirklichkeit, mit der er den Betrachter konfrontiert. In den von erzählerischer Dichte gekennzeichneten Bildwelten vermischt sich das Vertraute mit dem Unbekannten, das Mögliche mit dem Rätselhaften, das Alltägliche mit dem Absurden. Artefakte, die erkennbar Teil der Realität sind, erhalten auf der Leinwand eine zweite Identität. Winter treibt ein Spiel mit skurrilen Sujets, absurden Szenen und ethischen Normen. Er beansprucht mit seiner Bildsprache das Koordinatensystem unseres Welt- und Selbstbildes, indem er die Grenzen gesellschaftlicher Normen und die des anerkannten guten Geschmacks immer wieder aufs Neue strapaziert. Bei ihm steht die Wirklichkeit, das Vorstellbare an der Schwelle zum Absurden, zur Fiktion; es ist das Zwielicht, in welchem Winters Arbeiten generell anzusiedeln sind.[8]

Projekte (Auswahl)

Im Jahr 2007 eröffnete Winter als erster von fünf Künstlern die vom Bauhaus Museum Dessau initiierte Ausstellungsreihe „Drive-Thru-Gallery“ in Aschersleben.[9] In Baulücken wurden überdimensional große Reproduktionen von Winters Gemälden aufgestellt und diese dadurch optisch geschlossen. Damit sollte auf die zunehmende Verwaisung ostdeutscher Städte aufmerksam gemacht werden.

Winter kooperierte 2009 mit Pit Baumgartner, Gründer und Produzent der Musikformation De-Phazz. Beide brachten unter dem Titel Ich zeig dir was ein Katalog mit Audio-CD heraus.[10]

Winter war Mitbegründer und Co-Direktor der Ausstellungsreihe KIK (Kunst im Kino International). In der Zeit von 2014 bis 2015 verantwortete er im Berliner Kino International mehrere Gruppenausstellungen.[8]

Arbeiten in Sammlungen (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Monografien[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • 2002: Christopher Winter. Bavarian Heaven. Hrsg. Wilhelm-Hack-Museum, Ludwigshafen, ISBN 3-934713-04-1
  • 2004: Christopher Winter. Things to come. Hrsg. Basilika der Benediktinarbtei St, Bonifaz, München
  • 2006: Christopher Winter. Virgin Forest. Ausstellungskatalog, Hrsg. Edelman Arts und Salander O’Reilly, New York, ISBN 1-58821-141-X
  • 2007: Christopher Winter. Songs of Innocence. Hrsg. Neuhoff Edelman Gallery, New York
  • 2008: Christopher Winter. Spook-a-rama. Hrsg. Edelman Arts, New York
  • 2011: Christopher Winter. Weird Science. Hrsg. Lehr Zeitgenössische Kunst, Köln
  • 2012: Christopher Winter. Unnatural History. Hrsg. Edelman Arts, New York
  • 2013: Christopher Winter. 2Q13 Speculative Realism. Hrsg. Lehr Zeitgenössische Kunst, Köln
  • 2015: Christopher Winter. Dizzyland. 20 years in Germany. Kerber Verlag, ISBN 978-3-7356-0085-1
  • 2021: Christopher Winter. Archipelago of The Mind. Kerber Verlag, ISBN 978-3-7356-0807-9
  • 2023: Christopher Winter. Supernatura. Hrsg. ArtEX, Todi (Italien)
  • 2024: Christopher Winter. Super Nature. Hrsg. Karl Oskar Gallery, Berlin

Literatur (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • 2009 Ich zeig dir was. Katalog mit Audio-CD, Hrsg. Phazz-a-delic, ISBN 978-3-940978-01-1
  • 2010 ARTInvesor. Ausgabe 03/2010, Hrsg. Dr. Edgar Quadt
  • 2011 Chrismon plus. Das evangelische Magazin. Ausgabe 06/2011, Hrsg. Landesbischof Johannes Friedrich, ISSN 1619-6384
  • 2013 Shape the Scape. Ausstellungskatalog, Galerie Gilla Lörcher; Lehr Zeitgenössische Kunst; Galerie Ulrich Müller; Kit Schulte Contemporary Art; Widmer+Theodoridis contemporary, ISBN 978-3-033-03918-6
  • 2013 Beaux Arts magazine. Ausgabe April 2023, Hrsg. TTM Group, Issy-les-Moulineaux
  • 2016 Four Calling Birds. Ausstellungskatalog, Hrsg. Satellite Berlin gGmbH, ISBN 978-3-9817173-3-4
  • 2017 Under Construction. Ausstellungskatalog, Hrsg. Römer & Römer
  • 2018 XXIV Rohkunstbau, Achtung-Mind the Gap. Ausstellungskatalog, Hrsg. Heinrich-Böll-Stiftung Brandenburg e.V.
  • 2020 blue. Ausstellungskatalog, Nassau County Museum, New York
  • 2022 Collaborations. Ausstellungskatalog, Hrsg. Oliver Mark; Guardini Stiftung

Ausstellungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelausstellungen (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • 1993 Illuminations, Reiss-Engelhorn-Museen, Mannheim
  • 1994 Ice Houses, Galerie Säule, Mannheim
  • 1995 Witness, Academia, Mannheim
  • 1999 Kindergarten, Enders Projects, Frankfurt
  • 2000 Holiday, Galerie Neue Kunst, Mannheim
  • 2001 Amazing Stories, Enders Projects, Frankfurt
  • 2002 Bavarian Heaven, Wilhelm-Hack Museum, Ludwigshafen
  • 2002 Winterwonderland, Oberwelt, Stuttgart
  • 2003 Heimat, Forum in Dominikanerkloster, Frankfurt
  • 2004 Passion, Kunst-Station Sankt Peter, Köln
  • 2004 Things to Come, Basilika von St. Bonifaz, München
  • 2005 If things get real, Galerie Jaspers, München
  • 2006 Virgin Forest, Salander O’Reilly – Edelman Arts, New York
  • 2007 Hitzefrei, Drive Thru Gallery, Aschersleben
  • 2007 Songs of Innocence, Neuhoff Edelman Gallery, New York
  • 2008 Spook-a-rama, Edelman Arts, New York
  • 2008 Big Small Works, Edelman Arts, New York
  • 2009 Tales of Trust, Lehr Zeitgenössische Kunst, Köln
  • 2009 Postcards from The Edge, Künstlerverein Malkasten, Düsseldorf
  • 2010 Wild Life, Reiss-Engelhorn-Museen, Mannheim
  • 2010 Evolution, Edelman Arts, New York
  • 2010 Black Ghosts, Galerie Nord Kunstverein Tiergarten, Berlin
  • 2010 Pablo Picasso – Zwischen Arena und Arkadien, Städtisches Museum, Albstadt
  • 2011 Weird Science, Lehr Zeitgenössische Kunst, Köln
  • 2011 Shooting Artists, La Pagode, Paris
  • 2012 Unnatural History, Edelman Arts, New York
  • 2013 2Q13 Speculative Realism, Lehr Zeitgenössische Kunst, Köln
  • 2014 Reflecting Realities, Mindy Solomon Gallery, Miami
  • 2014 2Q14 Speculative Realism, Lehr Zeitgenössische Kunst, Berlin
  • 2014 Telling Tales, Bridport Art Centre, Bridport (UK)
  • 2015 Virtual Being, Garis&Hahn, New York
  • 2015 In Seach of Lost Time, Lehr Zeitgenössische Kunst, Berlin
  • 2017 Circadian Rhythm, Lehr Zeitgenössische Kunst, Berlin
  • 2019 Libertine Island, Karl Oskar Gallery, Berlin
  • 2020 Norwegian Wood, Dirk Lehr Collection, Berlin
  • 2021 Archipelago of The Mind, ZAK/Zentrum für aktuelle Kunst, Berlin
  • 2022 Traveling between then and now, Dirk Lehr Collection Berlin
  • 2023 Supernatura, Torculareum Museum, Todi (Italien)
  • 2023 Archipelago of The Mind, Museum Heylshof, Worms
  • 2024 Super Nature, Karl Oskar Gallery, Berlin

Gruppenausstellungen (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • 1991 Bank Show, The Bank, Lewisham Way, London
  • 1992 Chlorine, The Bank, Marshall Street Baths, London
  • 1997 Picture Stories, Victoria Miro, London
  • 1997 003 Blondes (Too Young To Die), Gasworks, London
  • 1998 Dessins, Galerie Almine Rech, Paris
  • 1998 Terminal, Kunsthochschule Musashino, Tokio
  • 1998 From Here, High Street Project, Christchurch, Neuseeland
  • 1999 une légende à suivre…., le Crédac, Centre d'art d'Ivry, Paris
  • 1999 Networking, P-House Gallery, Tokio
  • 1999 Fliegen eröffnet, Städtische Galerie, Moers
  • 2001 Filmbar, Video Programm, Museum Ludwig, Köln
  • 2001 Miscellaneous, Enders Projects, Frankfurt
  • 2002 Der Berg, Heidelberg Kunstverein, Heidelberg
  • 2002 Saar Ferngas Förderpreis, Wilhelm-Hack Museum, Ludwigshafen
  • 2002 Event Horizon, Lothringer13, München
  • 2003 Small Formats, Galerie Neue Kunst, Mannheim
  • 2005 Origins and Nations, Galerie Nord Kunstverein Tiergarten, Berlin
  • 2006 Surrealism: Then & Now, Paul Kasmin Gallery & Edelman Arts, New York
  • 2006 Winter Show, Galerie Gmurzynska, St. Moritz
  • 2006 Trees, Salander O’Reilly, New York
  • 2007 Summer, Neuhoff Edelman Gallery, New York
  • 2010 Cover-Up, Tape Modern, Berlin
  • 2010 Film Winter, Film Festival Mixed-Media, H7 Raumaufzeit, Stuttgart.
  • 2011 Peep Show, Tape Modern, Berlin
  • 2011 On View, Edelman Arts, New York
  • 2011 Summer Nights Dream, Roemer9, Frankfurt
  • 2012 Dialogues Between Art and Design, Phillips de Pury, New York
  • 2012 St.Sebastian, Edelman Arts, New York
  • 2012 Facets of Figuration, (Art) Amalgamated, New York
  • 2012 Gästeliste, Lehr Zeitgenössische Kunst, Köln
  • 2012 The Andy Wall Whores, Trinity Gallery, Hastings, England
  • 2013 Lügengeshichten, Kit Schulte Contemporary Art, Berlin
  • 2013 Landschaftskult, Lehr Zeitgenössische Kunst, Köln
  • 2014 KIK Three – DIZZYLAND, Kino International, Berlin
  • 2014 KIK Two – An die Freunde, Kino International, Berlin
  • 2014 The Impact of Radical Art, Edelman Arts, New York
  • 2014 KIK ONE, Kino International, Berlin
  • 2015 Four Calling Birds, Satellite Berlin, Berlin
  • 2015 KIK Seven – Times Lies, Kino International, Berlin
  • 2015 XL:Large-Scale Paintings from the Permanent Collection, Vassar College, Frances Lehman Loeb Art Center, New York
  • 2015 KIK Five – Fathoms, Kino International, Berlin
  • 2015 KIK Four – Displacement, Kino International, Berlin
  • 2016 A New Language, Contemporary Arts Festival – ROOT 1066, Hastings, England
  • 2016 Illusion, Desire & Reality, Lehr Zeitgenössische Kunst, Berlin
  • 2017 Tierisch beste Freunde, Deutsches Hygienemuseum, Dresden
  • 2017 Yours Faithfully – Achtzig für Einen, Kunstverein Berlin-Tiergarten, Berlin
  • 2017 Peep Show, Lehr Zeitgenössische Kunst, Berlin
  • 2018 Rohkunstbau XXIV – Mind the Gap, Schloß Lieberose
  • 2018 Flugblätter/Chirashi, Ranga_Gura Museum, Maebashi, Japan
  • 2019 Photospiel, Karl Oskar Gallery, Berlin
  • 2019 Our Darkness, Dirk Lehr Collection, Berlin und Leo Kuelbs Collection Berlin/New York
  • 2020 blue, Nassau County Museum, New York
  • 2020 Me, Myself & I, Dirk Lehr Collection, Berlin und Leo Kuelbs Collection Berlin/New York
  • 2021 Symbolism Reloaded, Leo Kuelbs Collection, Berlin/New York
  • 2022 Other worlds than this, Nassau County Museum, New York
  • 2022 Collaborations, Guardini Stiftung, Berlin

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Christopher Winter. Bavarian Heaven. Ausstellungskatalog, 2002, Hrsg. Wilhelm-Hack-Museum, ISBN 3-934713-04-1
  2. a b c Christopher Winter. Archipelago of The Mind. Monografie, 2021, Kerber Verlag, ISBN 978-3-7356-0807-9
  3. a b c d e Dirk Lehr: The Winter's Tale in Christopher Winter. Dizzyland. 20 Years in Germany. 2015, Monografie, Kerber Verlag, ISBN 978-3-7356-0085-1
  4. Theresia Kiefer in Christopher Winter. Bavarian Heaven. 2002, Ausstellungskatalog, Hrsg. Wilhelm-Hack-Museum, Ludwigshafen, ISBN 3-934713-04-1
  5. Thomas Köhler: Bavarian Postcards in Christopher Winter. Dizzyland. 20 Years in Germany. 2015, Monografie, Kerber Verlag, ISBN 978-3-7356-0085-1
  6. Charles A. Riley II: Virgin Forest:The Paintings of Christopher Winter in Virgin Forest. 2006, Ausstellungskatalog, Hrsg. Edelman Arts und Salander-O'Reilly, ISBN 1-58821-141-X
  7. Dirk Lehr: Reality Island in Christopher Winter. Archipelago of The Mind. 2021, Monografie, Kerber Verlag, ISBN 978-3-7356-0807-9
  8. a b Christopher Winter: Dizzyland. 2015, Monografie, Kerber Verlag, ISBN 978-3-7356-0085-1
  9. Kunst trifft Baulücke in Stern vom 21. November 2007
  10. Ich zeig dir was. Christopher Winter, Manfred Maser, Pit Baumgartner. Katalog mit Audio-CD, 2009, ISBN 978-3-940978-01-1