Civitas Rauricorum

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Die Civitas Rauricorum war eine Verwaltungseinheit (Civitas) der römischen Provinz Germania superior (Obergermanien) im Gebiet des südlichen Oberrheins. Benannt wurde sie nach dem keltischen Stamm der Rauriker. Hauptort war Argentovaria, das heutige Biesheim im Elsass.

Geographie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Fläche des späteren Bistums Basel entsprach ungefähr der Ausdehnung der Civitas Rauricorum

Da auf der Synode von Nicäa 325 n. Chr. bestimmt wurde, dass die Bistumsgründungen bestehende staatliche Verwaltungsgrenzen zu übernehmen haben, lässt sich die Fläche der Civitas Rauricorum relativ gut anhand des Bistums Basel nachvollziehen. Das Gebiet befand sich am Rheinknie, dem heutigen südlichen Teil des Elsass sowie dem nordwestlichsten Teil der Schweiz. Im Norden bildete etwa der Landgraben bei Schlettstadt die Grenze zur Civitas Tribocorum. Im Westen lag die Civitas Sequanorum und im Süden sowie Osten befand sich die größere Civitas Helvetiorum. Für den östlichen Bereich erstreckte sich die Civitas Rauricorum bis zum Ufer der Aare.

Keramikformen lassen auch auf eine anfängliche raurikische Besiedlung rechts des Rheines schließen. Es gibt die Vermutung, dass mit der Einrichtung einer eigenen südbadischen Civitas im frühen 2. Jahrhundert dieser Siedlungsbereich den Raurikern abgetrennt wurde.[1] Ebenso unklar ist die Abgrenzung zur Colonia Augusta Rauricorum, da diese in das Bistum Basel integriert wurde. In Mumpf bei Bad Säckingen fand man einen Leugenstein, der die Strecke bis nach Augusta Rauricorum angab.[2]

Als sicher eingestufte Vici im heutigen Elsass sind Biesheim, Horbourg-Wihr, Wittelsheim, Kembs (Cambete), Sierentz. Hinzu kommen Orte, die aufgrund der bisher nicht ausreichenden archäologischen Ausgrabungen als wahrscheinliche Dorfsiedlungen anzusehen sind. Hierzu zählen Fundstellen in Turckheim, Rouffach, Niederhergheim, Biltzheim, Heiteren, Ensisheim, Bantzenheim, Illzach (Uruncis), Hirsingue und Friesen.[3] Auf dem Gebiet der heutigen Schweiz befanden sich Allschwil (Arialbinnum), Basel (Basilia), Frick (Ferraricia) und Olten.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Archäologisch ist der Stamm der Rauriker schon seit Mitte des 2. Jahrhunderts v. Chr. in der Region nachweisbar. Ihr Hauptsitz befand sich im heutigen Basel, zunächst Bereich der Gasfabrik und später auf dem Münsterhügel. Infolge des Gallischen Kriegs geriet das Land der Rauriker unter römische Kontrolle. Im Jahr 44 v. Chr. wurde die Colonia Augusta Rauricorum ‚Stadt des Augustus im Land der Rauriker‘ gegründet, welche jedoch als eigene 'Colonia' nicht unter der Verwaltung der Civitas stand.

Mitte des 3. Jahrhunderts kam es zum Limesfall, woraufhin die Civitas Rauricorum zur Grenzregion des Römischen Reiches wurde. Kaiser Diokletian verordnete 297 eine Verwaltungsreform an, wobei die Civtas der neuen Provinz Maxima Sequanorum zugeschlagen wurde.

Aufgrund vermehrter Germaneneinfälle wurde während der Regierungszeit von Kaiser Valentinian I. (364–375) der Rheinlimes militärisch ausgebaut. Hierzu zählten im Raum der Rauriker die Kastelle in Breisach (Mons Brisiacus), Biesheim (Argentovaria), Horbourg, Illzach (Uruncis), Kembs (Cambete), Basel (Basilia), Kaiseraugst (Castrum Rauracense) und Frick (Ferraricia). Die römische Grenzverteidigung brach jedoch im Winter 406/407 fast völlig in sich zusammen.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Margot Klee: Germania Superior. Eine römische Provinz in Frankreich, Deutschland und der Schweiz. Regensburg 2013, ISBN 978-3-7917-2367-9, S. 93
  2. Leugenstein auf der Inschriftendatenbank der Uni Heidelberg
  3. Pascal Flotté et al.:Les agglomérations antiques d’Alsace. In: Bilan Scientifique de la Région Alsace. Hors série 2/2 Périodes historiques. Direction Régionale des Affaires Culturelles (Hrsg.), DIRECTION RÉGIONALE DES AFFAIRES CULTURELLES, 2006, ISBN 2-11-096391-3