DB-Baureihe 488.1–2

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Baureihe 488.1–2/888.1–2 ist eine frühere interne Bezeichnung für Triebfahrzeuge der Berliner S-Bahn. In dieser Baureihe waren die historischen Züge (488.1/888.1 für die Bauarten Stadtbahn und Wannseebahn, 488.2/888.2 für die Bauart 1937) eingeordnet.

Historische Züge[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die historischen Züge der Berliner S-Bahn wurden nur betriebsintern als Baureihe 488.1–2/888.1–2 bezeichnet; an den Fahrzeugen sind ihre Originalnummern aus den von ihnen dargestellten Betriebsepochen angebracht. Allerdings haben nur jene Züge diese Baureihenbezeichnung und die dazu vorgesehene Nummern erhalten, die in Fahrgasteinsatz eingesetzt werden können oder konnten; die vom Verein Historische S-Bahn e. V. betreuten nicht einsatzfähigen Viertelzüge zumeist nicht.

Entstehungsgeschichte der historischen Züge[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der erste historische Zug der Berliner S-Bahn, der spätere Museumszug, wurde 1987 für die 750-Jahr-Feier Berlins in den Anlieferungszustand von 1928 zurückversetzt. Bei diesem Fahrzeug handelt es sich um einen Viertelzug der ab 1941 so bezeichneten Baureihe ET/ES 165, Bauart Stadtbahn. Er erhielt nach alten Zeichnungen eine neu gebaute Inneneinrichtung (3. Klasse mit Holzsitzen im Trieb- und im halben Steuerwagen, dort auch ein Abteil 2. Klasse mit Polstersitzen und Mahagonifurnier). Der Zug war vorwiegend für bestellte Sonderfahrten vorgesehen und wurde in der Triebwagenhalle (Twh) Bernau untergestellt, weshalb er den Spitznamen Bernauer Viertel bekam.

Im Jahr 1990 wurden als Traditionszug mehrere historische Fahrzeuge in Betrieb genommen. Auch dieser Zug wurde aus Viertelzügen der Bauart Stadtbahn gebildet, er spiegelt jedoch die Epochen zwischen den 1930er und 1960er Jahren wider. Der Traditionszug wurde im Betriebswerk Friedrichsfelde beheimatet und diente jeden vierten Sonnabend des Monats für öffentliche Sonderfahrten auf dem Berliner S-Bahn-Netz. Die bis zu fünfstündigen Rundfahrten verliefen über verschiedene Strecken und wurden von Mitgliedern des Vereins Historische S-Bahn e. V. betreut, die die Fahrgäste versorgten und unterhielten. Die Fahrten waren anfangs sehr beliebt. Ab Mitte der 90er Jahre ließ der Zuspruch nach, weil die Touren nun nicht mehr neu waren und als zu langandauernd empfunden wurden. Außerdem fehlte zumeist eine Moderation bzw. Stadtbilderklärung. Der Traditionszug dient vor allem als Weihnachts- und Osterzug sowie für Charterfahrten.

Eine gemeinsame Führung des Museums- und des Traditionszuges im Zugverband kam bis 1997 selten vor. Als erste Beispiele galten das verkehrshistorische Wochenende von 19./20. September 1997 und die Stadtbahn-Jubiläumsfahrten im Juni 1998 anlässlich des 70. Geburtstages der Aufnahme des elektrischen Betriebes zwischen Erkner und Potsdam (11. Juni 1928).

Zur Verstärkung des Traditionszuges kam seit Ostern 1997 ein Viertelzug der Bauart Wannseebahn im Zustand ab Mitte der 1970er Jahre zum Einsatz (nach Fristablauf im Januar 2009 in das Eigentum des Vereins Historische S-Bahn übergegangen).

Mit der Ausmusterung der Baureihe 475/875 im Jahr 1997 wurden zunächst zwei Viertelzüge im letzten Betriebszustand für Sonderfahrten weiter genutzt. Nach Fristablauf im Jahr 2003 wurde einer der Viertelzüge ausgemustert. Der andere erhielt 2005 eine Hauptuntersuchung zur Wiederinbetriebnahme und zur technischen Angleichung an die Traditionszüge (u. a. Einbau einer Beschallungsanlage) und gehört seither zum historischen Wagenpark.

Seit Mitte der 1990er Jahre wurden die Traditionszüge in der Triebwagenhalle (Twh) Hundekehle und der Museumszug in der Twh Erkner untergestellt. Nach Schließung der Twh Erkner gelangten auch die Traditionszüge, zusammen mit mehreren nicht betriebsfähigen historischen Zügen, dorthin.

Der Halbzug der Bauart 1937 wurde ab 1997 betriebsfähig aufgearbeitet, wobei der Viertelzug ET/EB 167 072 im Jahr 2000 fertiggestellt wurde. Die Restaurierung des anderen Viertelzuges esT 3839 / es 6401 dauerte bis Ende 2001 an, weshalb der gesamte Halbzug erst am 2. Februar 2002 feierlich für den Sonderverkehr übergeben wurde. Er fuhr bis 2008/09 als Silvesterzug, bei den Mondscheinfahrten sowie für verschiedene Chartereinsätze. Am 4. September 2004 wurde der esT 3839 zum Standesamt für eine Hochzeit.

Die Panorama-S-Bahn im Berliner Ostbahnhof

Panorama S-Bahn und S-Bahn-Krise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mit der Indienststellung der Panorama-S-Bahn änderte sich das Profil der Sonderfahrten mit den historischen Zügen, die inzwischen mit einer besseren Beschallungsanlage nachgerüstet worden waren. Zwar fuhren die Züge nun seltener, durch kürzere Touren mit Moderation und Bewirtschaftung bewahrten die Fahrten ihren großen Zuspruch. Sie kamen neben den traditionellen Oster-, Weihnachts- und Silvestereinsätzen bei diversen Sonderveranstaltungen, Streckenjubiläen und -eröffnungen zum Einsatz sowie auf Bestellung. Mit ihrer größeren Sitzplatzkapazität waren die historischen Fahrzeuge prädestiniert für Charterfahrten größerer Gruppen. (Der Panoramazug ist auf 65 Plätze begrenzt; wegen abweichender Technik kann dieses Sonderfahrzeug mit keinem anderen im Verband gefahren werden.)

Aufgrund des Entgleisungsunfalls vom 14. Juni 2008 im Nord-Süd-Tunnel nahe dem S-Bahnhof Friedrichstraße mit dem Beiwagen EB 165 471 offenbarte sich endgültig, dass ein Teil der Wagen schief steht, was auf fehlerhaft berechnete Federn in den Drehgestellen zurückzuführen ist. Unmittelbar vor Ausbruch der sogenannten S-Bahn-Krise von 2009 wurden die Wagen bis zur Behebung der Ursache abgestellt; und die Werkstattkapazität für eine Aufarbeitung fehlte, weshalb sie weder bei öffentlichen Fahrten noch auf Bestellung eingesetzt werden konnten. Somit fielen auch die traditionell gewordenen Weihnachts- und Silvesterzüge aus. Die Fahrzeuge wurden teils im Freien abgestellt, was auch zur Verschlechterung des Gesamtzustandes – z. B. Deformieren aller Holztüren im Museumszug – führte, nach und nach wurden sie aber in die Twh Erkner überführt und dort aufbewährt. Sie konnten bei den regelmäßig veranstalteten Tagen der offenen Tür besichtigt werden, bzw. wurden vereinzelt für Filmdreharbeiten (wie z. B. Bridge of Spies) genutzt.

Neubeginn mit veränderten Rahmenbedingungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Verein führt seit 2013 die Aufarbeitung des Halbzuges der Baureihe 167 in Eigenregie, teils Einbeziehung von Fremdfirmen durch. Zu Herbst 2023 konnte der Viertelzug 3839/6401 betriebsfähig hergerichtet werden, gleichzeitig wurde auch der Viertelzug 475/875 605 instand gesetzt. Zu Halbzug zusammengestellt wurden mit ihnen nach 15 Jahre Pause in November und Dezember 2023 wieder Weihnachtszugfahrten angeboten. Sie sind gleichzeitig auch als Versuchsträger zu Einbau von ZBS vorgesehen, was auch für Einsätze im Jubiläumsjahr auf den dazu bereits umgerüsteten Strecken, insbesondere Stadtbahn unentbehrlich ist. Die Wagen erhielten beim nun als EVU tätigen Verein auch neue interne Betriebsnummern.

In absehbarer Zeit soll auch der anderer Viertelzug der Baureihe 167 fertiggestellt, und auch ein zweiter Viertelzug des Typs „Stadtbahn“ renoviert werden, um zwei historischen Halbzüge im Betrieb zu halten.

Eine Wiederinbetriebnahme des inzwischen ebenso abgestellten Panoramazuges wird nicht mehr angestrebt, da hierfür neu konstruierte Radsätze sowie ebenso der Einbau von ZBS notwendig wären und anschließend ein erneuter Zulassungsprozess obligatorisch wäre.[1]

Liste der derzeit einsatzfähigen historischen Züge[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

EDV-Nummern beim Verein Historische S-Bahn EDV-Nummern bei S-Bahn Berlin Angeschriebene Nummer Bauart Hersteller und Baujahr Zustand Historisches Fahrzeug seit Inneneinrichtung Bild
475 097
875 097
488 164
888 164
475 605
875 605
1927 (Stadtbahn) O&K 1928
LHW 1928
Letztzustand 1997 Holzbänke
Wandverkleidung mit ockerbraunem Holzfurnier
Beleuchtung mit Glühlampen
477 006
877 006
488 276
888 276
3839
6401
1937 O&K 1938
Busch Bautzen 1938
Originalzustand 1938 2002 ET: 3. Klasse Nichtraucher
EB: 2. Klasse und 3. Klasse Nichtraucher

Liste der früher im Fahrgastbetrieb eingesetzten historischen Züge[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Fahrzeuge mit kursiven Wagennummern und Daten sind nicht mehr auf dem Netz der Berliner S-Bahn zu finden (verkauft oder verschrottet). Rest ist teilweise fahrfähig in der Twh. Erkner abgestellt.

EDV-Nummern bei S-Bahn Berlin Angeschriebene Nummer Bauart Hersteller und Baujahr Zustand Historisches Fahrzeug seit Inneneinrichtung Bild
488 165
888 602
2303
5447
1927 (Stadtbahn) O&K 1928
Wegmann 1928
Originalzustand 1928 1987 ET: 3. Klasse Nichtraucher
ES: 2. Klasse Nichtraucher / 3. Klasse Raucher
488 169
888 008
3662
6121
1929 (Stadtbahn) Busch 1929
Wegmann 1929
Außen: 1930er Jahre
Innen: 1950er Jahre
1990 Holzbänke
Beleuchtung mit Glühlampen
keine Gepäcknetze vorhanden
488 166
888 603
ET 165 231
ES 165 231
1927 (Stadtbahn) WUMAG 1928
LHW 1928
1950er Jahre 1990
Triebwagen 2022 verschrottet
Steuerwagen zukünftig zu Einsatz mit ET 165 471 vorgesehen
Polstersitze mit braunen Kunstleder bezogen
Wandverkleidung mit dunklem Holzfurnier
Beleuchtung mit Glühlampen
488 168
888 007
ET 165 471
EB 165 471
1929 (Stadtbahn) WUMAG 1928
LHW 1928
60er Jahre 1990
Beiwagen 2022 verschrottet
Triebwagen zukünftig zu Einsatz mit ES 165 231 vorgesehen
Holzbänke
Wandverkleidung mit hellem Holzfurnier
Beleuchtung mit Glühlampen
488 167
888 167
275 959
959 954
1932a (ET, Wannseebahn-Versuchszug), 1932 (EB, Serienausführung Ba Wannsee) O&K 1932
Bautzen 1932
60er/70er Jahre 1997 ET: Holzbänke, Wandverkleidung teils mit mittelbraunem, teils mit dunklem Holzfurnier
EB: Polstersitze mit grünem Kunstleder bezogen, Wandverkleidung teils mit mittelbraunem, teils mit dunklem Holzfurnier
ganzer Viertelzug mit Leuchtstoffröhren beleuchtet
488 163
888 163
475 005
875 005
1927 (Stadtbahn) Letztzustand 1997
2003 ausgemustert
Triebwagen nach Köln verkauft
Beiwagen verschrottet
488 277
888 277
ET 167 072
EB 167 072
1937 Dessau 1939
Wegmann 1939
1960er Jahre 2002 Polstersitze mit blauem Kunstleder bezogen
Wandverkleidung mit weißen Sprelacartplatten und blauem sowie grauem Kunstleder
Beleuchtung mit Leuchtstoffröhren

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Ekkehard Kolodziej: Elektrische Triebfahrzeuge der Berliner S-Bahn – 100 Jahre Entwicklungsgeschichte der Gleichstromzüge. 1. Auflage, EK-Verlag, Freiburg 2007, ISBN 3-88255-225-5
  • Blickpunkt Strassenbahn: Strassenbahnatlas 2005 Deutschland. 1. Auflage 2005, AG Blickpunkt Strassenbahn e. V., Berlin 2005, ISBN 3-926524-24-3

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Drucksache 18/26234. (PDF; 19 kB) Abgeordnetenhaus Berlin, 28. Januar 2021, abgerufen am 7. August 2022.