DSf (Inschrift)

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Bruchstücke des altpersischen Fragments DSF 1 in Paris, Louvre, Inventarnummer Sb 2789

DSf ist die Bezeichnung einer Inschrift von Dareios I. (D). Sie wurde in Susa (S) entdeckt und von der Wissenschaft mit einem Index (f) versehen. Der auch „Burgbauinschrift“ genannte Text liegt in altpersischer, elamischer und babylonischer Sprache vor.

Inhalt[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

§1. Der große Gott (ist) Ahuramazdā, der diese Erde erschaffen hat, der jenen Himmel erschaffen hat, der den Menschen erschaffen hat, der das Glück erschaffen hat für den Menschen, der Dareios (zum) König gemacht hat, den einen (zum) König über viele, den einen (zum) Gebieter über viele.

§2. Ich (bin) Dareios, der große König, König der Könige, König der Länder, König auf dieser Erde, des Hystaspes Sohn, ein Achaimenide.

§3. Es kündet Dareios, der König: Ahuramazdā, der der größte unter den Göttern (ist), – er hat mich erschaffen, er hat mich (zum) König gemacht, er hat mir dieses Reich verliehen, das groß (ist), das mit guten Pferden (und) guten Mannen (ist).

§4. Nach dem Willen Ahuramazdās, – der mein Vater (ist), Hystaspes und Arsames, der mein Großvater (ist/war) – die beiden lebten (noch), als Ahuramazdā mich (zum) König machte auf dieser Erde.

§5. Ahuramazdā war es so der Wunsch: Er hat sich (als) (seinen) Mann auf der ganzen Erde mich erwählt; mich hat er (zum) König gemacht auf dieser Erde.

§6. Ich habe Ahuramazdā verehrt; Ahuramazdā hat mir Beistand gebracht; was von mir befohlen wurde zu tun, das hat er für mich erfolgreich gemacht; was ich getan habe, alles (das) habe ich nach dem Willen Ahuramazdās getan.

§7. Dies (ist) der Palast, den ich in Susa erbaut habe; von gar weit her ist das (Baumaterial o. ä.?) (herbei)gebracht worden; in die Tiefe wurde die Erde ausgehoben, bis ich den (nackten) Fels in der Erde erreichte; als der Aushub zu Ende gebracht war, darnach wurde Schotter aufgeschüttet, teils (einmal) 40 Ellen hoch, teils (ein andermal) 20 Ellen hoch; auf diesen Schotter wurde der Palast errichtet.

§8. Sowohl daß die Erde in die Tiefe ausgehoben wurde als auch daß aufgeschüttet wurde und daß (Lehm-)Ziegelwerk gestrichen wurde, - das babylonische Volk - das hat es gemacht.

§9. Das Holz von dem Piniengewächs - das wurde - (es gibt da) ein Gebirge namens Libanon - von diesem (herbei)gebracht; das assyrische Volk - das hat es bis Babylon(ien) gebracht, von Babylon(ien) haben es Karer und Griechen nach Susa gebracht; das J̌agh-Holz wurde von Gandāra (herbei)gebracht und von Karmanien.

§10. Das Gold wurde von Lydien und von Baktrien (herbei)gebracht, das hier verarbeitet worden ist; der graublaue Halbedelstein (Lapislazuli?) und der Karneol (?), der hier verarbeitet worden ist, - der wurde von Sogdien (herbei)gebracht, der dunkelblaue Halbedelstein (Türkis), - der wurde von Chorasmien (herbei)gebracht, der hier verarbeitet worden ist.

§11. Silber und Ebenholz wurden von Ägypten (herbei)gebracht, das Farbmaterial, mit dem die Burgmauer geschmückt worden ist, - das wurde von Ionien (herbei)gebracht; das Elfenbein, das hier verarbeitet worden ist, (wurde) aus Kǔs (Nubien) und aus Indien und aus Arachosien (herbei)gebracht.

§12. Die steinernen Säulen, die hier errichtet worden sind, - (es ist da) ein Ort namens Abirāduš in Elam - von dort wurden sie (herbei)gebracht.

§13. Die Steinmetzen, die den Stein bearbeiteten, - die (waren) Ioner und Lyder; die Goldschmiede, die das Gold be-/verarbeiteten, - die (waren) Meder und Ägypter, die Männer, die das Holz bearbeiteten, - die (waren) Lyder und Ägypter; die Männer, die das Ziegelwerk bearbeiteten, - die (waren) Babylonier; die Männer, die die Burgmauer schmückten, - die (waren) Meder und Ägypter.

§14. Es kündet Dareios, der König: In Susa ist viel Wundervolles angeordnet worden, viel Wundervolles errichtet worden; mich soll Ahuramazdā schützen und Hystaspes, der mein Vater (ist), und mein Land.“

Dareios I.: Schmitt 2009, S. 127–134.

Beschreibung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Inschrift DSf wurde von Jean-Vincent Scheil 1929 als „Charte de fondation du palais“ (Gründungsurkunde des Palastes) bezeichnet. Sie ist auf verschiedenen Textträgern (Ton-, Stein- und Marmortafeln, Glasurziegeln) in Bruchstücken und mehreren Exemplaren von Susa überliefert. Die Inschriften wurden im Palast des Dareios I. und in der Ville Royale gefunden. Von den Bruchstücken befand sich keines in situ (an seinem Ursprungsort). Insgesamt sind heute 52 Fragmente der Inschrift identifiziert: 13 in altpersischer, 12 in elamischer und 27 in babylonischer Sprache. Der Referenztext umfasst 58 Zeilen in altpersischer, 51 Zeilen in elamischer und 40 Zeilen in babylonischer Sprache.

Die Fragmente befinden sich heute im Louvre in Paris und im Museum in Susa.

Forschungsgeschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das erste Fragment von DSf wurde von Jean-Vincent Scheil 1900 veröffentlicht und von Franz Heinrich Weißbach 1911 in die Liste der achämenidischen Königsinschriften als babylonischer Teil einer Inschrift mit „unbestimmter Herkunft“ aufgenommen. 1930 waren es bereits 35 Fragmente, die zur gleichen Inschrift gezählt wurden. Keines der Fragmente enthält den vollständigen Text. Für die Referenzversionen der verschiedenen Sprachversionen mussten die Bruchstücke der Fragmente aufeinander abgestimmt und ergänzt werden. Die Inschriften DSz und DSaa, die ebenfalls Gründungsurkunden aus Susa sind und sich im Inhalt mit DSf überschneiden, erhöhen die Schwierigkeiten. Entsprechend umfangreich ist die Liste der wissenschaftlichen Publikationen.

Die Fragmente werden seit 1974 mit fortlaufenden Zahlen nach der Hauptbezeichnung DSf bezeichnet, wobei die Zahlen der altpersischen Fragmente ohne vorangehende Null, die elamischen mit einer Null und die babylonischen Fragmente mit zwei Nullen unterschieden werden (zum Beispiel DSf 5 für altpersisch, DSf 05 für elamisch und DSf 005 für babylonisch).

Die Inschriften unterscheiden sich nicht nur hinsichtlich der Textträger, sondern auch in der Verwendung von Logogrammen und der Anzahl der Zeilen. Es wurde deshalb vorgeschlagen, die Fragmente in weiteren Untersuchungen neu zu bezeichnen.

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Jean-Vincent Scheil: Textes de rois achéménides. In. Mémoires de la Délégation en Perse. Band 2, 1900, S. 126–127 (Digitalisat).
  • Jean-Vincent Scheil: Fragment d’inscription historique. In: Mémoires de la Délégation en Perse. Band 11, 1910, S. 87 (Digitalisat).
  • Franz Heinrich Weißbach: Die Keilinschriften der Achämeniden. Leipzig 1911, S. xxix und 131 (Inschriften unbestimmter Herkunft. Inc. c). (Digitalisat).
  • Jean-Vincent Scheil: Inscriptions des Achéménides à Suse (= Mémoires de la Mission Archéologique de Perse. Band 21). Paris 1929, S. 3–34 und 53–56.
  • Friedrich Wilhelm König: Der Burgbau zu Susa nach dem Bauberichte des Könige Dareios I. (= Mitteilungen der vorderasiatisch-aegyptischen Gesellschaft. Band 35, Heft 1). J. C. Hinrichs, Leipzig 1930, S. 1–76 mit 16 Tafeln.
  • Robert Bleichsteiner: Altpersische Edelsteinnamen (= Wiener Zeitschrift für die Kunde des Morgenlandes. Band 37). Wien 1930, S. 93–104 (jstor.org).
  • Franz Heinrich Weißbach: Rezensionen von Inscriptions des Achéménides à Suse (Jean-Vincent Scheil 1929) und Der Burgbau zu Susa nach dem Bauberichte des Königs Dareios I. (Friedrich Wilhelm König 1930). In: Archiv für Orientforschung. Band 7, 1931–1932, S. 39–45. (jstor.org).
  • Ernst Herzfeld: Die Magna Charta von Susa. In: Archaeologische Mitteilungen aus Iran. Band 3, 1931, S. 29–124 (Digitalisat).
  • Roland Grubb Kent: Dar. Sus. 1: The Record of the Building of the Palace at Susa (= Journal of the American Oriental Society. Band 51, Nr. 3). New Haven 1931, S. 193–212 und 218–220. (Digitalisat).
  • Wilhelm Brandenstein: Die neuen Achämenideninschriften. In: Wiener Zeitschrift für die Kunde des Morgenlandes. Band 39, Wien 1932, S. 28–39 (jstor.org).
  • Roland Grubb Kent: The Record of Darius’s Palace at Susa (= Journal of the American Oriental Society. Band 53, Nr. 1). New Haven 1933, S. 1–23. (jstor.org)
  • Jean-Vincent Scheil: Actes juridiques susiens (Suite: n° 328 à n° 395). Inscriptions des Achéménides (Supplement et suite). In: Mémoires de la Mission Archéologique de Perse. Band 24, 1933, S. 105–115.
  • Roland Grubb Kent: The Record of Darius’s Palace at Susa (= Journal of the American Oriental Society. Band 54, Nr. 1). New Haven 1933, S. 34–40. (jstor.org)
  • Ernst Herzfeld: Altpersische Inschriften (= Erster Ergänzungsband zu den Archaeologischen Mitteilungen aus Iran). Berlin 1938, S. 13–17 (Digitalisat).
  • Jean-Vincent Scheil: Mission en Susiane. Mélanges épigraphiques (= Mémoires de la Mission Archéologique de Perse. Band 28). Paris 1939.
  • Walther Hinz: The Elamite Version of the Record of Darius’s Palace at Susa. In: Journal of Near Eastern Studies. Band 9, Nr. 1, 1950, S. 1–7. (Digitalisat)
  • Roland Grubb Kent: Old Persian: Grammar, Texts, Lexicon. 2., revidierte Edition (= American Oriental Series. Band 33). New Haven 1953, S. 110 und 142–144. (babel.hathitrust.org)
  • Walther Hinz: Zu den elamischen Burgbau-Inschriften Darius I. aus Susa. In: Acta Antiqua Academiae Scientiarum Hungaricae. Band 19, 1971, S. 17–24.
  • Francois Vallat: Deux inscriptions élamites de Darius Ier (DSf et DSz). In: Studia Iranica. Band 1, 1972, S. 3–13.
  • Marie-Joseph Steve: Inscriptions des Achéménides à Suse (Fouilles de 1952 à 1965). In: Studia Iranica. Band 3, Paris 1974, S. 135–169.
  • François Vallat: Corpus des inscriptions royales en élamite achéménide. Dissertation Université la Sorbonne, Paris 1977, S. 166–175. (Digitalisat).
  • Manfred Mayrhofer: Supplement zur Sammlung der altpersischen Inschriften (= Sitzungsberichte der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, philosophisch‐historische Klasse. Band 338). Wien 1978, § 3.7.
  • Manfred Mayrhofer: Zu übergangenen Inschriftenfragmenten aus Susa (= Anzeiger der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Band 118). Wien 1981, S. 128–132.
  • François Vallat: Un fragment de tablette achéménide et la turquoise. In: Akkadica. Band 33, 1983, S. 63–68.
  • Marie-Joseph Steve: Nouveaux mélanges épigraphiques: Inscriptions royales de Suse et de la Susiane. In: Mémoires de la Délégation Archéologique en Iran. Band 53, 1987, S. 64–77.
  • Françoise Grillot-Susini: Les textes de fondation du Palais de Suse. In: Journal asiatique. Band 278, 1990, S. 213–222.
  • Annie Caubet (Hrsg.): La cité royale de Suse: trésors du Proche-Orient ancien au Louvre. Paris 1994, ISBN 978-2-7118-2770-1, S. 271–272.
  • Pierre Lecoq: Les inscriptions de la Perse achéménide traduit du vieux-perse, de l’élamite, du babylonien et de l’araméen. Paris 1997, S. 234–237 (elamit.net).
  • Günter Schweiger: Kritische Neuedition der achaemenidischen Keilinschriften. 2 Bände. Schweiger VWT-Verlag, Taimering 1998, S. I, 100–107; II, 341–388 und 389–391.
  • Rüdiger Schmitt: Frustula Susiana. In: Studia Iranica. Band 28, 1999, S. 163–171.
  • Adriano Y. Rossi: Archeologia, storia e filologia a Susa. In: Studi in onore di Umberto Scerrato. Neapel 2003, S. 681–700.
  • Amélie Kuhrt: The Persian Empire. A Corpus of Sources from the Achaemenid Empire. London/ New York 2007, S. 492–495.
  • Rüdiger Schmitt: Die altpersischen Inschriften der Achaimeniden. Editio minor mit deutscher Übersetzung. Reichert, Wiesbaden 2009, S. 14–15 und 127–134 (Textarchiv – Internet Archive).

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]