Dahala Khagrabari

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Lage Dahala Khagrabaris als Enklave dritter Ordnung

Dahala Khagrabari (Bengali: দাহালা খাগড়াবাড়ী) war eine indische Enklave in Bangladesch. Sie bestand bis 31. Juli 2015 und war als Teil des indisch-bangladeschischen Enklavenkomplexes die einzige Enklave dritter Ordnung (Unterunterenklave) der Welt.

Beschreibung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Dahala Khagrabari gehörte als Enklave Nr. 51 (#৫১) administrativ zum Distrikt Koch Bihar im indischen Bundesstaat Westbengalen.[1] Das Gebiet liegt innerhalb der bangladeschischen Siedlung Upanchowki Bhanjni, die sich wiederum innerhalb der indischen Siedlung Balapara Khagrabari in der Division Rangpur im Nordwesten Bangladeschs befand. Es handelte sich bei Dahala Khagrabari politisch also um einen Teil Indiens in einem Teil Bangladeschs in einem Teil Indiens in Bangladesch, oder anders ausgedrückt, eine Enklave in einer Enklave in einer Enklave, die einzige Enklave dritter Ordnung oder Unterunterenklave der Welt.[2]

Die Enklave umfasste etwa 6900 Quadratmeter[2], was nicht ganz der Größe eines Fußballfeldes entspricht, und bestand im Wesentlichen aus einer landwirtschaftlichen Anbaufläche, die von dem bangladeschischen Jutebauern Mofijul Islam bestellt wurde.[3] Anderen Angaben zufolge soll es sich um ein Reisfeld handeln.[4] Mit Inkrafttreten des indisch-bangladeschischen Grenzvertrages am 1. August 2015 wurde Dahala Khagrabari wie fast alle der rund 200 Enklaven im Grenzgebiet der beiden Staaten durch Austausch der Gebiete aufgelöst.[5] Seither ist die ehemalige Enklave offiziell Teil Bangladeschs.

Rezeption[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Rahmen der internationalen Berichterstattung über die Beilegung des jahrzehntelangen Grenzkonflikts erwähnten Medien wie die Washington Post, das Smithsonian Magazine oder Der Spiegel Dahala Khagrabari.[2][6][7] Alastair Bonnett, Professor für Sozialgeographie an der Newcastle University, widmete den auch als „Chitmahals“ bekannten bangladeschisch-indischen Enklaven ein Kapitel in seinem Buch Die seltsamsten Orte der Welt und hob Dahala Khagrabari als besondere Kuriosität hervor.[8]

Neben den drei weiteren ehemaligen Enklaven Garati, Kothajni und Putimari diente Dahala Khagrabari als Untersuchungsgebiet für eine 2018 veröffentlichte Studie zum Panchayati Raj, einer in den ländlichen Gebieten Indiens weitverbreiteten Form dörflicher Selbstverwaltung. Anhand von Befragungen und Gruppendiskussionen, unter anderem mit Bewohnern aus 38 Haushalten im umliegenden Dorf, kamen die Autoren zu dem Schluss, dass das Modell des Panchayati Raj ohne staatliche Förderung kaum zur Lösung von Problemen wie Armut, Land Grabbing oder Gewalt gegen Frauen beitragen kann.[9]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Kazi Abusaleh, M. Rezaul Islam: Traditional practices of Panchayat system among ex-enclave dwellers in Bangladesh. In: GeoJournal, Vol. 84 Issue 3 (Juni 2019), S. 657–669 (englisch).
  • David Bell Mislan, Philip Streich: Weird IR: Deviant Cases in International Relations. Springer 2018, S. 37–39 (englisch).

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Dahala Khagrabari – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Abheek Barman: Celebrate our newest voters: On May 5, Bengal to see India’s newest voters exercise their franchise. The Economic Times, 23. April 2016, abgerufen am 3. November 2022 (englisch).
  2. a b c Maris Fessenden: This Was the Turducken of Border Disputes. Smithsonian Magazine, 5. August 2015, abgerufen am 3. November 2022 (englisch).
  3. Dahala Khagrabari. Atlas Obscura, abgerufen am 3. November 2022 (englisch).
  4. Shavkatdjon Zairdjanovich Jumakhanov & Abduqodir Toshpulatov: Geographical models of enclaves/exclaves in the type of “Matryoshka”. In: International Scientific Journal, Volume 103, Issue 11 (2021), Online-PDF, abgerufen am 25. November 2022, S. 1146–1147 (englisch).
  5. Bangladesch und Indien beenden Grenzkonflikt, Zeit online, abgerufen am 24. November 2022.
  6. Adam Taylor: Say goodbye to the weirdest border dispute in the world. The Washington Post, 1. August 2015, abgerufen am 3. November 2022 (englisch).
  7. "Wir brauchen widerspenstige Orte". Spiegel Online, 6. August 2015, abgerufen am 29. November 2022.
  8. Alastair Bonnett: Die seltsamsten Orte der Welt. Geheime Städte: Verlorene Räume. Wilde Plätze. Vergessene Inseln. 2. Auflage, Verlag C. H. Beck, München 2015, ISBN 978-3-406-67492-1, S. 212.
  9. Kazi Abusaleh, M. Rezaul Islam: Traditional practices of Panchayat system among ex-enclave dwellers in Bangladesh. In: GeoJournal, Vol. 84 Issue 3 (Juni 2019), S. 657–669 (englisch).

Koordinaten: 26° 8′ 59,1″ N, 88° 45′ 43″ O