Daniel Milohnić

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Daniel Milohnić (alias Milo, geb. 15. Juni 1969 in Stuttgart) ist ein deutscher Bildhauer und Grafiker.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach seiner Ausbildung zum Zeichner an der Freien Akademie Freiburg studierte Daniel Milohnić von 1992 bis 1997 an der Staatlichen Hochschule für Bildende Künste, Städelschule, in Frankfurt am Main. Dort absolvierte er 1996 den Abschluss als Meisterschüler bei Georg Herold. Er ist mit der Journalistin Christine Ganser (* 1977) verheiratet und hat zwei Kinder. Er lebt und arbeitet in Frankfurt am Main.

Werk[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In der Tradition der Situationisten und der Utopie einer kollektiven Kunst beschäftigt sich Daniel Milohnic in seinem Frühwerk mit der Thematisierung von öffentlichem Raum als Rahmenbedingung für soziale Interaktion. Von 1995 bis 2002 arbeitete er mit Dirk Paschke zusammen.[1]

Seine internationalen Ausstellungen kuratierten u. a. Kasper König[2] und Tom van Gestel[3]. Sein bekanntestes Werk ist das „Hafenbad“.[4] Unter dem Namen Werksschwimmbad gelangte das Werk 2001 zur Ausstellung „Arbeit, Essen, Angst“ im Rahmen des von Marius Babias und Florian Waldvogel kuratierten Projektes „Kokerei Zollverein, Zeitgenössische Kunst und Kritik“[5]. 2002 wurde das Werk von der Stiftung Zollverein übernommen und ist in den Sommermonaten in Betrieb[6]. Es gilt als Sinnbild für den Strukturwandel im Ruhrgebiet.[7]

Das Werksschwimmbad auf dem Gelände der Kokerei Zollverein, Essen

Mit seinen Interventionen in Form von Spektakeln, sowie der Organisation von eklektizistischen Arbeitsbündnissen, nimmt Milohnic zu politischen, kunst- und musikästhetischen Fragen unserer Zeit Stellung. Viele seiner Kunstwerke bergen in sich die Möglichkeit, weiter gestaltet zu werden und können als Impulse für weiteres künstlerisches Arbeiten dienen[8]. Dieser demokratische Arbeitsansatz zeigt sich oft in Koproduktionen mit zwei oder drei Personen und führte unter anderem zur Gründung der Künstlergruppe Phantombuero 1997.[9]

Durch seine raumbezogenen Interventionen schafft Milohnic Situationen, die im Kontrast zur umliegenden Architektur eine neue Nutzung des Ortes ermöglichen. Man könnte diesen leeren Räumen zuordnen, was Robert Smithson für amerikanische Vororte in Anspruch nimmt: [...] Jene Löcher sind gewissermaßen die monumentalen Leerräume, die Erinnerungsspuren aus dem Bauch heraus in eine verlorene Zukunftsvorstellung projizieren. Solche Zukünfte findet man in B-klassifizierten Utopiefilmen, die dann in der Vorortkultur imitiert werden.[10] Diese Utopia(s), welche die Konsumindustrie in überzeugend einschläfernder Weise in den Zentren präsentiert, verlieren schnell ihren Glanz in der städtischen Peripherie. Auch in weiteren Arbeiten von Milohnic ist das Spiel mit Klischee und Wirklichkeit ein wiederkehrendes Element: manchmal nur zitiert, manchmal bewusst dekonstruiert.

Von 2001 bis 2011 arbeitete Milohnic zusammen dem Architekturbüro Resonatorcoop (Lex Rijkers und Nana Hirsch)[11] an verschiedenen Ausstellungsformaten, welche die partizipativ künstlerischen Interventionen weiterentwickelten. Dazu gehört das Projekt LKW Gallery[12], welches 2008 im Rahmen der Outdoor Gallery of the City of Gdansk Competition[13] als Gewinner realisiert wurde und noch heute als Galerie und Veranstaltungsort von den Anwohnern und dem Centre Contemporary Art „Laznia“ genutzt wird. Sowie das Projekt „De Parasol“, ein mobiles, faltbares Containermodul, welches zwischen 2003 und 2012 in die Trabantenstadt von Utrecht (Leidsche Rijn) als Treffpunkt und Kulturzentrum implementiert war[14]

Seit 2004 arbeitet Daniel Milohnic neben seiner freischaffenden künstlerischen Tätigkeit auch als Grafiker für Bewegtbild beim Hessischen Rundfunk. Seine Werke bewegen sich frei zwischen analogen und digitalen Medien.

Ausstellungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • 1993 Galerie Gartner's, Informationen zur politischen Bildung, Frankfurt
  • 1994 Leipziger Baumwollspinnerei, Meisterzimmer, Leipzig
  • 1995 Hafenbar, Städelateliers Osthafen, Frankfurt
  • 1995 Aprés-Ski, Freilager Osthafen, Frankfurt
  • 1996 Hafenbad, Freilager Osthafen, Frankfurt
  • 1997 Kunst und Ausstellungshalle Bonn, Projekt Crane, Bonn
  • 1997 Bildhauersymposium, Gloria, 1st prize, Heidenheim
  • 1998 Institut für Neue Medien, Multimedia Club, Frankfurt
  • 1998 Kunstverein 1999 Phantombüro Junghofstrasse Frankfurt
  • 1999 Frankfurt, Multimedia Club, Frankfurt
  • 1999 Phantombüro Kaiserstrasse, Frankfurt
  • 1999 Jerusalem Biennale, Sultans Pool, Jerusalem Israel
  • 2000 MAK Museum für angewandte Kunst, Phantommobil, Frankfurt
  • 2000 Museum Fridericianum Kassel, Aprilbau, Kassel
  • 2000 ZKM Zentrum für Kunst und Medientechnologie, Circles, Karlsruhe
  • 2001 Werkschwimmbad, Zeitgenössische Kunst und Kritik Zollverein, Essen
  • 2001 Schirn Kunsthalle Frankfurter Kreuz, Tentakel Frankfurt
  • 2001 Frankfurter Positionen, BHF-Stiftung, Geldtransporter, Frankfurt
  • 2002 Mobile Architektur, Beyond, mobile unit, 1st prize, Amsterdam NL
  • 2002 EAST International Award 2002, Leviathan, Norwich GB
  • 2003 Parasite Paradise, temporary architecture, flexible urbanism Utrecht NL
  • 2004 Westerpark Nieuwe Domainen, Gloria, Amsterdam NL
  • 2004 9. Architektur Biennale Venedig, Dt.Pavillon Metamorphosen, Venedig I
  • 2005 Palast der Republik, Berliner Schlossplatz, fun palace, Berlin
  • 2006 Manifesta 6, Nikosia Zypern
  • 2006 Victoria&Albert Museum, Deutschlandscape, London GB
  • 2008 Outdoor Gallery of the city of Gdansk, 1st prize, LKW Gallery Danzig PL
  • 2009 Second Biennial of the Canary Islands, Santa Cruz de Tenerife, E
  • 2009 Kunstverein seit 1817, sleeping buddha, Hamburg
  • 2010 Schirn Kunsthalle, Playing the City 2, Frankfurt
  • 2011 Raumtransporter, Goldmine, Aschaffenburg
  • 2011 Schute Vita, Hai, Hafen Offenbach
  • 2013 Kunstverein Offenburg, Krisenstab, Offenburg
  • 2015 Kunstansichten, Friedrichneunzehn, Offenbach

Auszeichnungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • 1996 Hessische Kulturstiftung (Reisestipendium)
  • 1997 Sonderpreis Bildhauersymposium Heidenheim
  • 1998 1822-Kunstpreis, Frankfurt am Main
  • 1999 Hessische Kulturstiftung (Phantombüro)
  • 2001 „Artist in residence“ Kokerei Zollverein Essen
  • 2002 East International award, Norwich
  • 2003 Amsterdam Fonds for de Kunst, public interference
  • 2005 Outdoor Gallery of the city of Gdansk

Publikationen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • 1997 Phantombüro Junghofstrasse, Katalog Heiermann Verlag Frankfurt/M., Aufl. 500 Stk.
  • 1998 Hafenbad, Katalog, 64 Seiten, Farbe, Heiermann Verlag Frankfurt/M., Aufl. 500 Stk.
  • 1999 Pressekonferenz, Katalog, 64 Seiten, Farbe, Heiermann Verlag Frankfurt/M., Aufl. 1000 Stk.
  • 2000 Phantombüro, Kaiserstrasse, Katalog, Farbe, Heiermann Verlag Frankfurt/M., Aufl. 500 Stk.
  • 2001 Frankfurter Position, Milohnic/Paschke, Portikus, Frankfurt D ISBN 3-928071-53-X

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Katalog Frankfurter Position 2001, Portikus, Frankfurt, Gescheiterte Projekte und Chronik 1997–2001, 44 Seiten Farbe, ISBN 3-928071-53-X http://www.portikus.de/de/publications/970.
  2. ZADIK - Zentralarchiv für deutsche und internationale Kunstmarktforschung e. V. http://www.artcontent.de/zadik/akte.aspx?b_id=296&akte=9012@1@2Vorlage:Toter Link/www.artcontent.de (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im Dezember 2023. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.; Richard Vine, 1999 Art Focus biennial in Jerusalem http://ariane-littman.com/wp-content/uploads/Art-In-America-smallpdf.com_.pdf; Flash Art Magazine, Volume 33, March/April 2000, nr.211, Seite 52 Titel: Art Focus 3, International Biennal of Contemporary Art Jerusalem, Text: Patrizia Allis
  3. Liesbeth Melis, Parasite paradise: a manifesto for temporary architecture and flexible urbanism Rotterdam : NAi Publishers/SKOR ; New York, NY : Available in North America through D.A.P./Distributed Art Publishers, ©2003 ISBN 90-5662-330-3
  4. Hafenbad Frankfurt 1998, Text Thomas Heinrich und Thorsten Jansohn, Titel "Wespen in Coladosen", Herausgeber: Milohnic/Paschke, Druck Galartusz Budapest, Distribution: Heiermann Verlag, Frankfurt am Main, 64 Seiten Farbe, Auflage 500 Exemplare, Archivierte Kopie (Memento des Originals vom 2. März 2012 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/my-favorite-things.webmen.de.
  5. Marius Babias: Werksschwimmbad. In: Babias, Marius/Waldvogel, Florian [Hrsg.:]: Arbeit, Essen, Angst. Ein Kunstprojekt der Stiftung Industriedenkmalpflege und Geschichtskultur. Kokerei Zollverein, Zeitgenössische Kunst und Kritik. Essen 2001, S. 184–191.
  6. Stiftung Zollverein, Das Werksschwimmbad auf der Kokerei Zollverein Archivierte Kopie (Memento des Originals vom 19. März 2018 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.zollverein.de
  7. Petra Becker: Werksschwimmbad. In: Stiftung Zollverein (Hrsg.): Kunstführer Zollverein. Essen 2011. S. 45–48.
  8. Frankfurter Kunstverein, Seite 16, 1999 Titel: .Hefte 0/99 Text: Sören Grammel ISSN 1438-2555
  9. Katalog Phantombüro Frankfurt. Ohne Titel, Herausgeber Phantombüro, Gefördert von der Katalogförderung der hessischen Kulturstiftung 1998. 87 Seiten Farbe, Auflage 500 Exemplare.
  10. Anja Dorn: cross, visual arts and contemporary culture, nr.3 1999, Seite 44, Titel The urban strategies of Phantombüro (engl./ital.), Kurator: Luca Cerizza, ISSN 1128-0190, Zelig 2000, Distribution in Italien: Joo Distributione, Milano, Distribution international: Idea Books, Amsterdam.
  11. (15) Resonator Coop Architektur + Design GbR Archivierte Kopie (Memento des Originals vom 19. März 2018 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.resonatorcoop.de
  12. Laznia 1 Centre for Contemporary Art, Gdansk Dolne Miasto Archivierte Kopie (Memento des Originals vom 19. März 2018 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.laznia.pl
  13. Jadwiga Charzynska, Die Outdoorgallery von Danzig, 2018 published by Thorsten Goldberg http://thorstengoldberg.de/publikationen/texte/die-outdoorgallery-von-danzig/
  14. Parasite paradise: a manifesto for temporary architecture and flexible urbanism ISBN 90-5662-330-3 (au:Melis, Liesbeth.). Rotterdam: NAi Publishers/SKOR; New York, NY: Available in North America through D.A.P./Distributed Art Publishers, 2003.