Dansk Kvindesamfund

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Dansk Kvindesamfund Banner, 1871

Dansk Kvindesamfund (DK) (deutsch Dänische Frauengesellschaft) ist die älteste dänische Frauenorganisation. Sie wurde am 24. Februar 1871 in Kopenhagen unter anderem von der dänischen Frauenrechtlerin Matilde Bajer (1840–1934) gegründet. Dansk Kvindesamfund setzt sich für die Gleichstellung der Geschlechter ein und hat vor allem bürgerliche Frauen organisiert, war aber stets parteipolitisch neutral.[1]

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Gründung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Es ist etwas unklar, wer zusammen mit Matilde Bajer Dansk Kvindesamfund gegründet hat. Bei der Darstellung der Geschichte von Dansk Kvindesamfund auf der eigenen Homepage wird es ihrem Ehemann, dem dänischen Politiker Fredrik Bajer (1837–1922) zugeschrieben.[2] Das „Dansk Kvindebiografisk Leksikon“ nennt die Lehrerinnen Elisabet Ouchterlony (1842–1890) und Tagea Johansen sowie die Journalistin Caroline Testman (1939–1919) als Mitgründerinnen.[3] Dansk Kvindesamfund wurde am 24. Februar 1871, damals mit dem Untertitel "Comité local de l'association internationale des femmes" gegründet. Erste Vorsitzende der Gesellschaft war Mathilde Bajer und die Autorin Caroline Testman Schatzmeisterin.[4]

Zu den frühesten Mitgliedern des Vereins gehörte die Schriftstellerin Mathilde Fibiger (1830–1872), nach der der Verein im Jahr 1970 die Aktivistengruppe Mathildes Børn (deutsch Mathildes Kinder) und den Mathildeprisen (deutsch Mathilde-Preis) benannte, der an eine Frau, einen Mann oder eine Vereinigung verliehen werden kann, deren Arbeit die Dansk Kvindesamfund als bemerkenswert empfunden hat.

Im Laufe ihrer Geschichte hat Dansk Kvindesamfund eine zentrale und einigende Rolle in der Frauenbewegung gespielt, sowohl auf lokaler Ebene, wo die Organisation normalerweise den Kern der lokalen Frauenbewegung bildete, als auch auf nationaler Ebene, wo Dansk Kvindesamfund zahlreiche prominente Politikerinnen und Intellektuelle angezogen hat. Damit hat die Organisation als Sprachrohr und Interessenvertretung für bedeutende Fraueninteressen maßgeblichen Einfluss ausgeübt.

Zeitraum bis 1900[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der erste Paragraph der Satzung der Dansk Kvindesamfund betonte, dass die Absicht der Gesellschaft darin bestand, „die Frau in geistiger, moralischer und wirtschaftlicher Hinsicht zu erziehen und sie damit auch zu einem unabhängigeren Mitglied von Familie und Staat zu machen, insbesondere durch die Öffnung ihres Zugangs zur Selbständigkeit“. Der provokative Vorschlag für politische Bürgerrechte für Frauen einzutreten wurde erstmals 1884 von Dansk Kvindesamfund als Vorschlag zur Änderung der Vereinssatzung diskutiert, aber der Vorschlag wurde abgelehnt. Im Jahr 1887 wurde jedoch die folgende Programmerklärung angenommen: Der Zweck der Dansk Kvindesamfund ist es, Frauen zu stärken und sich für ihre Gleichberechtigung in Familie, Gesellschaft und Staat einzusetzen. Die Umformulierung ändert nichts an der Tatsache, dass im Jahr 1887 sich Dansk Kvindesamfund offen dafür einsetzt, dass Frauen das kommunale Wahlrecht erhalten. Die Dänische Frauengesellschaft sammelte Unterschriften in Kopenhagen, um den Vorschlag des Parlamentsmitgliedes Fredrik Bajer für das kommunale Frauenwahlrecht zu unterstützen. Die Unterschriften wurden dem Parlament am 17. Februar 1887 übergeben. Im darauffolgenden Jahr sammelte Dansk Kvindesamfund Unterschriften aus ganz Dänemark. Bis 1900 wurde vor allem für den Zugang von Frauen zu Bildung und Selbständigkeit sowie für verheiratete Frauen zu eigenen finanziellen Mitteln gekämpft. In der Moralfehde in den 1880er Jahren distanzierte sich Dansk Kvindesamfund scharf von männlicher Unmoral und Doppelmoral.

Zeitraum nach 1900[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Demonstrationszug dänischer Frauen nach Christiansborg (hier: Kongens Nytorv) am 4. Juni 1915

Erst 1906 kam die Forderung nach dem Wahlrecht für Frauen in das Programm des Dansk Kvindesamfund. Nachdem die Verfassung am 5. Juni 1915 Frauen das aktive und passive Wahlrecht für den Dänischen Reichstag zugesprochen hatte, verabschiedete Dansk Kvindesamfund eine neue Zweckbestimmung, wonach für die Entwicklung und Stärkung von Frauen für die volle bürgerliche Verantwortung und Arbeit gearbeitet werden sollte, für die Gleichstellung von Frauen mit Männern und für die Bedingungen von Frauen und Kindern. Im Zuge des Wahlrechts verabschiedete der Reichstag eine Reihe wichtiger Gleichstellungsgesetze, darunter 1919 die Gesetze zur gleichen Entlohnung für öffentlich angestellte Frauen und 1921 das Gesetz über den gleichen Zugang von Frauen und Männern zu Stellen im öffentlichen Dienst.[5]

Zeitraum bis 1960[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Zeit zwischen dem Ersten und dem Zweiten Weltkrieg war geprägt von Rückschlägen und Angriffen auf errungene Frauenrechte. Zu den von Dansk Kvindesamfund in den 1930er Jahren vorgebrachten Fällen gehörten das Recht verheirateter Frauen auf Arbeit, Forderungen nach einer Reform des Schwangerschaftsrechts und Forderungen nach einer stärkeren politischen Vertretung von Frauen. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Sozial- und Familienpolitik zum neuen großen Arbeitsfeld von Dansk Kvindesamfund.[2]

Die 1960er Jahre[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach 1960 lag der Schwerpunkt auf der Arbeit von Frauen im Freien und auf Arbeitsmarktfragen. In den späten 1960er Jahren wurde die Einführung der kostenlosen Abtreibung zu einem ernsthaften Thema in Dansk Kvindesamfund, und viele junge Abtreibungsbefürworter verließen die Organisation. Dansk Kvindesamfund nahm das Thema Abtreibung 1966 in ihr Programm auf und beschloss auf ihrer nationalen Versammlung 1969, den freien Zugang zur Abtreibung zu unterstützen, da 223 dafür stimmten, 62 dagegen, 23 sich enthielten.

Die Zweckbestimmung des Dansk Kvindesamfund aus dem Jahr 1968 besagte, dass sich der Verein für „die volle Gleichstellung von Frauen und Männern einsetzt, damit sie ihre Bemühungen in Haushalt, Geschäft und öffentlichem Leben unter gleichen Bedingungen ausüben können“.[3]

Zeitraum bis 2000[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Arbeit des Dansk Kvindesamfund war in den 1970er und 1980er Jahren von den Auswirkungen der Gleichstellung der Geschlechter geprägt, aber nach 1970 verlor Dansk Kvindesamfund zunehmend an Boden gegenüber der neuen Frauenbewegung wie z. B. Rødstrømpebevægelsen, die aus der amerikanischen sozialistischen Frauenbewegung „Redstockings“ hervorging.[2]

Seit Ende der 1990er Jahre hat Dansk Kvindesamfund durch eine enge Zusammenarbeit mit der International Alliance of Women großen Wert auf die Aufklärungsarbeit über die Rechte der Frau sowohl für eingewanderte Frauen in Dänemark als auch international gelegt. Gewalt gegen Frauen ist ein weiterer Schwerpunktbereich, und in diesem Zusammenhang hat Dansk Kvindesamfund im Jahr 2006 ein Krisenzentrum in Kopenhagen (Dansk Kvindesamfunds Krisecenter) eröffnet.[5]

Dansk Kvindesamfund unterstützt die Rechte von LGBT (Lesbian, Gay, Bisexual and Transgender) und hat erklärt, dass sie Homophobie und Transphobie sehr ernst nimmt und dass „wir alle Initiativen unterstützen, die die Rechte von Schwulen und Transgender-Personen fördern“ und dass „wir LGBTQA als enge Verbündete im Kampf gegen Ungleichheit sehen und gemeinsam für eine Gesellschaft kämpfen, in der Geschlecht und Sexualität den Einzelnen in keiner Weise einschränken dürfen.“[6]

Die Mitgliederzahl von Dansk Kvindesamfund, die um den Zweiten Weltkrieg herum ca. 15.000 Mitglieder, verteilt auf etwas mehr als 100 Ortskreise betrug, war im Jahr 2013 auf ca. 500 Mitglieder in 11 Kreisen gesunken.

Dansk Kvindesamfund ist Mitglied bei der International Alliance of Women und ist somit eine Schwesterorganisation von Norsk Kvinnesaksforening, Kvenréttindafélag Íslands und Fredrika-Bremer-Förbundet.

Frauenzeitschrift: Kvinden & Samfundet[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kvinden og Samfundet, heute: Kvinden & Samfundet (deutsch Frauen & Gesellschaft) ist die älteste noch existierende Frauenzeitschrift der Welt, die seit dem 2. Januar 1885 von Dansk Kvindesamfund mit dem Zweck herausgegeben wird, „Informationen über die Stellung der Frau in Dänemark bereitzustellen“. Das Magazin wurde schnell zu einem Forum für zeitgenössische Frauendebatten und brachte auch Kurzgeschichten und Rezensionen. Finanziell war es immer ein Ärgernis, und infolgedessen schwankte die Veröffentlichungsrate von einer wöchentlichen zu einer jährlichen Ausgabe.[7]

Stipendien[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Dansk Kvindesamfund vergibt jährlich mehrere Stipendien:[8]

  • Dansk Kvindesamfunds Fællesfond: Vergabe bevorzugt an Frauen in Ausbildung
  • Jutta Bojsen-Møllers Legat: Vergabe bevorzugt an Frauen in Ausbildung
  • Hulda Pedersens Legat: Das Stipendium unterstützt Initiativen, deren Zweck es ist, die volle Gleichstellung der Geschlechter zu fördern – z. B. frauenpolitische Initiativen, Frauen- und Geschlechterforschung, Publikationen, Projekte und dergleichen, die auf die oben genannten Zwecke gerichtet sind.[9]

Vorsitzende von Dansk Kvindesamfund[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Julie Arentholt (links) und Gyrithe Lemche (rechts), Dansk Kvindesamfund, 1922
Zeitraum Vorsitzende
1871 Matilde Bajer
1872 Severine Casse
1872–1883 Caroline Testman
1883–1887 Marie Rovsing
1887û1894 Kirstine Frederiksen (mit Unterbrechungen)*
1890 Anne Bruun*
1892–1893 Birgitte Berg Nielsen*
1894–1910 Jutta Bojsen-Møller
1910–1912 Marie Riising-Rasmussen
1912–1918 Astrid Stampe Feddersen
1918–1921 Julie Arenholt
1921–1922 Gyrithe Lemche
1922–1924 Karen Hessel
1924–1931 Elisa Petersen
1931–1936 Marie Hjelmer
1936–1941 Edel Saunte
1941–1943 Andrea Hedegaard
1943–1947 Ingrid Larsen
1947–1948 Margrethe Petersen
1948–1951 Erna Sørensen
1951–1956 Hanne Budtz
1956–1958 Karen Rasmussen
1958–1964 Lis Groes
1964–1966 Inger Wilfred Jensen
1966–1968 Nathalie Lind
1968 Grete Munk*
1968–1971 Eva Hemmer Hansen
1971–1974 Grete Munk
1974–1981 Grethe Fenger Møller
1981–1983 Jytte Thorbek
1983–1987 Helle Jarlmose
1987–1991 Lene Pind
1991–1993 Benthe Stig
1993–1995 Brita Foged
1995–1999 Lenie Persson
1999 Agnete Munck*
1999–2011 Karen Hallberg
2011–2019 Lisa Holmfjord
2019– Helena Gleesborg Hansen*

[5]

  • Vorübergehend

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Hanne Rimmen Nielsen und Eva Lous: Dansk Kvindesamfund. In: Den Store Danske Bibliografisk Leksikon. 6. Mai 2020, abgerufen am 23. Januar 2022 (dänisch).
  2. a b c Dansk Kvindesamfunds historie. In: Dansk Kvindesamfund. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 25. Januar 2022; abgerufen am 25. Januar 2022 (dänisch).  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/danskkvindesamfund.dk
  3. a b Tinne Vammen: Matilde Bajer (1840 - 1934). In: Dansk Kvindebiografisk Leksikon. Abgerufen am 25. Januar 2022.
  4. Matilde Bajer: Den originale protokol om stiftelsen og de første møder. In: KVINFO. 24. Februar 1871, abgerufen am 23. Januar 2022 (dänisch).
  5. a b c Hanne Rimmen Nielsen und Eva Lous: Dansk Kvindesamfund. In: Den Store Danske Bibliografisk Leksikon. 6. Mai 2020, abgerufen am 23. Januar 2022 (dänisch).
  6. Køn, sex og seksualitet. In: Dansk Kvindesamfund. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 18. März 2022; abgerufen am 25. Januar 2022 (dänisch).  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/danskkvindesamfund.dk
  7. Kvinden&Samfundet. In: Dansk Kvindesamfund. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 26. Oktober 2020; abgerufen am 25. Januar 2022 (dänisch).  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/danskkvindesamfund.dk
  8. Dansk Kvindesamfunds legater. In: Dansk Kvindesamfund. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 28. Januar 2022; abgerufen am 28. Januar 2022 (dänisch).  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/danskkvindesamfund.dk
  9. Hulda Pedersens Legat. In: Dansk Kvindesamfund. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 28. Januar 2022; abgerufen am 28. Januar 2022 (dänisch).  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/danskkvindesamfund.dk