Dara iz Jasenovca

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Film
Titel Дара из Јасеновца
Transkription Dara iz Jasenovca
Produktionsland Serbien
Originalsprache Serbisch, Kroatisch
Erscheinungsjahr 2020
Länge 130 Minuten
Stab
Regie Predrag Antonijević
Drehbuch Nataša Drakulić
Produktion
  • Predrag Antonijević
  • Maksa Ćatović
  • Petar Vukašinović
Musik
Kamera Miloš Kodemo
Schnitt Filip Dedić
Besetzung
  • Biljana Čekić: Dara Ilić
  • Vuk Kostić: Miroslav Filipović
  • Marko Janketić: Vjekoslav Luburić
  • Igor Đorđević: Ante Vrban
  • Nataša Drakulić: Jovanka Končar
  • Bojan Žirović: Jaša
  • Nikolina Jelisavac: Mileva
  • Alisa Radaković: Nada Šakić
  • Jelena Grujičić: Blankica
  • Sanja Moravčić: Diana Budisavljević
  • Zlatan Vidović: Mile Ilić
  • Nataša Ninković: Radojka
  • Anja Stanić: Nada Ilić
  • Nikolina Friganović: Mileva
  • Radoslav Milenković:

Dara iz Jasenovca (serbisch-kyrillisch Дара из Јасеновца) ist ein Historien-Dramafilm von Predrag Antonijević.

Basierend auf den Aussagen von Zeitzeugen[1] und Gerichtsakten[2] handelt der Film vom im Konzentrationslager Jasenovac begangenen Kriegsverbrechen[3], dem Völkermord an Serben im sogenannten Unabhängigen Staat Kroatien. Es ist die erste serbische Spielfilmproduktion zum KZ Jasenovac.

Handlung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach der von den Achsenmächten geführten Kozara-Schlacht (im Rahmen der Operation Westbosnien) landet die Mehrheit der serbischen Bevölkerung in den Konzentrationslagern (KZ) der Ustascha im Unabhängigen Staat Kroatien. Die zehnjährige Dara Ilić marschiert neben ihrem älteren Bruder Jovo und fragt ihn, warum andere nicht ebenfalls zusammengetrieben werden, obwohl sie doch gleich aussehen. Eine Frau, die in der Kolonne der Gefangenen marschiert, trägt ihr weinendes Baby und nimmt Augenkontakt mit einer der jungen kroatischen Bäuerinnen auf, die auf den Feldern neben dem Marschweg arbeiten. Sie beschließt, das Baby bei der Bäuerin zu lassen, bevor sie zu den Deportierten zurückkehrt. An einem mit Hakenkreuzflaggen versehenen Bahnhof lässt Miroslav Filipović Kranke und Ältere von Arbeitsfähigen trennen, welche in Viehwaggons gezwungen werden. Dara sieht zu, wie diejenigen, die zurückgelassen werden, auf Geheiß von Filipović erschossen werden. Der Zug bringt Dara, ihre Mutter und zwei Brüder in das KZ Jasenovac. Während sich Dara fragt, wo wohl ihr Vater ist, wird dieser gezwungen, Leichen zu entsorgen. Während eines Besuchs deutscher Nazioffiziere lässt die Ustascha-Lageraufsicht an einem Abend zur Unterhaltung des Besuchs die Reise nach Jerusalem durch KZ-Häftlinge spielen. Dara wird Zeugin, wie alle diejenigen, die bei dem Spiel verlieren, hingerichtet werden. Als die Familien getrennt werden, weigert sich Daras Mutter, sich von ihrem älteren Sohn zu trennen. Beide werden daraufhin von einem Ustascha erschossen. Dara muss sich von da an um ihren jüngeren Bruder kümmern, der mit ihr dem KZ Stara Gradiška, einem Lager für Frauen und Kinder, zugewiesen wird. Sie macht es sich zur persönlichen Aufgabe und Zielsetzung, das Überleben ihres jüngeren Bruders zu sichern. Mit Hilfe des jüdischen Gefangenen Blankica plant Dara einen Fluchtversuch.

Produktion[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Für die Dreharbeiten wurde eine alte Ziegelei im Dorf Kolut bei Sombor von einem Produktionsdesigner zu einem Lager umgewandelt. Der zweite Teil des Films wurde in Bela Crkva gedreht.[4] Bei den dreimonatigen Dreharbeiten war ein Psychologe vor Ort.[5] Als Berater war auch Michael Berenbaum bei den Dreharbeiten zugegen.[6] Die Filmproduktion wurde finanziell vom serbischen Kultusministerium gefördert.[7]

Veröffentlichung, Ausstrahlung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Premiere des Films fand im November 2020 in Gračanica, 75 Jahre nach der Flucht der überlebenden Gefangenen aus dem KZ Jasenovac, statt. Wenige Tage nach der Premiere wurde der Film in Metohija aufgeführt.[8]

Im Februar 2021 wurde der Film erstmals im Fernsehen, auf Radio-Televizija Srbije, dem Sender des öffentlich-rechtlichen Fernsehens in Serbien, ausgestrahlt.[9] Die Einschaltquote lag dabei bei 50,3 %.[10] Im selben Monat wurde der Film in den USA veröffentlicht.[11]

Vorschlag für Filmpreise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Dara iz Jasenovca wurde als serbischer Beitrag für den besten internationalen Film für die Oscarverleihung 2021 eingereicht, aber nicht weiter nominiert. Auch für die Kategorie Beste Kamera der Oscarverleihung 2021 wurde der Film geprüft, aber ebenfalls nicht nominiert.[12]

Dara iz Jasenovca wurde außerdem für die Golden Globe Awards 2021 in den Kategorien Bestes Filmdrama und Beste Darstellerin zur Prüfung eingereicht.[13]

Rezeption[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bewertung im Internet[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Da das Bewertungssystem auf der Profilseite des Films auf IMDb missbraucht wurde (der Film wurde oftmals entweder mit der höchsten oder niedrigsten Bewertung versehen), deaktivierte IMDb die Bewertungsoption für den Film im Februar 2021 vorübergehend.[14]

Laut Rotten Tomatoes erhielt der Film bei 22 Rezensionen ein Rating von durchschnittlich 55 %. Von den Nutzern der Seite erhielt der Film dagegen bei mehr als 250 Bewertungen eine Zustimmungsrate von durchschnittlich 89 %.[15]

Kritiken[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die serbische Historikerin und Professorin der Belgrader Universität Dubravka Stojanović erklärte, Antonijevićs Film sei „historisch selektiv“, da der Film nicht genügend thematisiere, „dass neben Serben auch Roma, Juden und antifaschistische Kroaten [ebenfalls] en masse in Jasenovac getötet wurden“. Der Film erinnere Stojanović an Partisanen-Propagandafilme, in denen „nur Partisanenkämpfer als Opfer und keine Zivilisten dargestellt wurden“.[16]

Der Historiker Rory Yeomans schrieb, dass der Film „keine antikroatische Propaganda“ sei, sondern „ein ernsthafter Versuch, faschistische Unterdrückung darzustellen“, obwohl er zustimme, dass Voreingenommenheit gegenüber dem Katholizismus in Betracht gezogen werden könne. Er merkt des Weiteren an, dass der Fokus des Films auf serbische Frauen und Kinder ein Spiegelbild der Tatsache sei, dass die meisten Gefangenen in Stara Gradiška ethnische Serben gewesen seien. Obwohl einige Elemente des Films fiktionalisiert wurden und die Darstellung von Wachen „manchmal karikaturistisch“ sei, lobt er die Leistungen der Schauspieler.[17]

In der englischen Wochenzeitung The Jewish Chronicle wurde über den Film geschrieben, dass dieser sich so anfühle, „als ob der Film Freude daran hat ... Gräueltaten in jedem grellen Detail darzustellen“ und der Film „oft in nationalistische und antikroatische Leidenschaft verfällt“. Zugleich wurde in der Zeitung die technische Qualität des Films und die untertriebene Leistung der Schauspielerin Biljana Čekić gelobt.[18]

Cynthia Vinney von Comic Book Resources beschrieb Dara iz Jasenovca als einen der Holocaust-Filme, die „aus zynischen Gründen existieren“. Der Film habe die „widerliche Wirkung, die Nazis für einen Moment sympathisch“ wirken zu lassen, da diese in einer Gewaltszene die einzigen zu sein scheinen, die von dem, „was sie sehen, überhaupt beeindruckt zu sein scheinen“. Cynthia Vinney merkt an, dass das KZ Jasenovac für Tötungen mit „Schlägel und Messer“ bekannt gewesen sei, aber dass die Gewaltdarstellung im Film trotzdem unglaublich erscheint.[2]

Sonja Biserko, Gründerin und Präsidentin des Helsinki-Komitees für Menschenrechte in Serbien, erklärte, der Film sei „ein Instrument, um Serben als ausschließliche Opfer darzustellen, alles zu leugnen, was in den neunziger Jahren [während der Jugoslawienkriege] geschah, und in gewisser Weise [den Genozid im Bosnienkrieg] zu rechtfertigen.“ Biserko ergänzt, dass es „tragisch“ sei, dass die Opfer von Jasenovac „auf diese Weise erniedrigt“ werden. Sie kommt zu dem Schluss, dass der Film eine Antwort auf Quo Vadis, Aida?, das von dem Massaker von Srebrenica handelt, sei.[19][20]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. RTS, Radio televizija Srbije, Radio Television of Serbia: Premijera filma „Dara iz Jasenovca“ planirana za 22. oktobar (deutsch: Die Premiere des Films „Dara iz Jasenovac“ ist für den 22. Oktober geplant.). Abgerufen am 22. April 2021.
  2. a b REVIEW: Holocaust Drama Dara of Jasenovac Offers Terrible Tragedy But Little Insight. 4. Februar 2021, abgerufen am 22. April 2021 (amerikanisches Englisch).
  3. Dragana Dusanic: SNIMA SE: "Dara iz Jasenovca" u režiji Predraga Gage Antonijevića. 1. November 2019, abgerufen am 22. April 2021 (serbisch).
  4. Potresne scene stradanja srpske dece u logoru smrti u doba NDH: Film "Dara iz Jasenovca" stiže na proleće (deutsch: Schockierende Leidensszenen serbischer Kinder im Todeslager während des Unabhängigen Staates Kroatien: Der Film „Geschenk von Jasenovac“ kommt im Frühjahr an). Abgerufen am 22. April 2021 (serbisch).
  5. Serbia—Dara of Jasenovac. Abgerufen am 22. April 2021 (amerikanisches Englisch).
  6. O filmu "Dara iz Jasenovca": Samo ustaše imale logore smrti za srpsku decu. Abgerufen am 22. April 2021 (serbisch).
  7. Istorijska drama „Dara iz Jasenovca“ premijerno 22. oktobra 2020. godine. In: FCS. Abgerufen am 22. April 2021.
  8. PREMIJERA FILMA “DARA IZ JASENOVCA”: Sećanje na jasenovačko stradanje gledaju i Srbi na KiM. Abgerufen am 22. April 2021 (serbisch).
  9. Premijera filma "Dara iz Jasenovca" 20. februara na RTS - Kultura - Dnevni list Danas. Abgerufen am 22. April 2021 (serbisch).
  10. RTS, Radio televizija Srbije, Radio Television of Serbia: Film "Dara iz Jasenovca" pratilo 2.650.000 ljudi. Abgerufen am 22. April 2021.
  11. Zoran Janković: Serbian Oscar Bid Dara in Jasenovac Enters Distribution in USA - FilmNewEurope.com. Abgerufen am 22. April 2021 (britisches Englisch).
  12. Patrick Hipes, Patrick Hipes: Oscars: Academy Reveals List Of Films Eligible For Best Picture Race. In: Deadline. 25. Februar 2021, abgerufen am 22. April 2021 (amerikanisches Englisch).
  13. Piše: FoNet: Film „Dara iz Jasenovca” kandidovan i za Zlatni globus. In: Danas. Abgerufen am 22. April 2021 (serbisch).
  14. RTS, Radio televizija Srbije, Radio Television of Serbia: IMDB ukinuo ocenjivanje „Dare iz Jasenovca“. Abgerufen am 22. April 2021.
  15. Dara iz Jasenovca. In: Rotten Tomatoes. Fandango, abgerufen am 8. Oktober 2021 (englisch).
  16. Najuglednija srpska povjesničarka užasnuta ‘Darom iz Jasenovca‘: Propaganda i čisti povijesni falsifikat! (deutsch: Der prominenteste serbische Historiker entsetzt über „Dara von Jasenovac“: Propaganda und reine Geschichtsfälschung!). In: Jutarnji list. 24. Februar 2021, abgerufen am 22. April 2021 (kroatisch).
  17. Controversial Serbian Holocaust Film Isn’t Anti-Croat Propaganda. In: Balkan Insight. 16. Februar 2021, abgerufen am 22. April 2021 (amerikanisches Englisch).
  18. Film review: Dara of Jasenovac. This Serbian film feels misjudged and gratuitous says Linda Marric. Abgerufen am 22. April 2021 (englisch).
  19. Sonja Biserko: Film „Dara“ napravljen je da bi se umanjila priča o Srebrenici (deutsch: Der Film "Dara" wurde gedreht, um die Geschichte von Srebrenica zu verkleinern). Radio Sarajevo, abgerufen am 22. April 2021.
  20. Skandalozne poruke režisera filma „Dara iz Jasenovca“ o logorima u Prijedoru (deutsch: Skandalöse Nachrichten des Regisseurs des Films „Dara aus Jasenovac“ über die Lager in Prijedor). Abgerufen am 22. April 2021.