Darstellungstheorie der Lorentz-Gruppe

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In der Physik wird die Darstellungstheorie der Lorentz-Gruppe zur Beschreibung von Elementarteilchen in der relativistischen Quantenmechanik sowie zur Beschreibung von Feldern in der Quantenfeldtheorie benötigt.

Lorentz-Gruppe[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Lorentz-Gruppe ist die Gruppe der die Minkowski-Metrik invariant lassenden linearen Abbildungen der Raum-Zeit , also

.

Sie hat vier Zusammenhangskomponenten. Die Zusammenhangskomponente des neutralen Elements heißt . Diese Komponente wird von zweifach überlagert.

Insbesondere ist ihre Lie-Algebra isomorph zur Lie-Algebra sl(2,C).

Endlich-dimensionale Darstellungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Darstellungen der Lie-Algebra[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Darstellungstheorie der sl(2,C) zeigt, dass jede -lineare, irreduzible und endlich-dimensionale Darstellung von eine sogenannte Spin--Darstellung für ein ist. Diese Darstellung ist -dimensional und es gibt für jeden ganz- oder halbzahligen Wert von eine bis auf Isomorphismus eindeutige irreduzible Darstellung .

Es folgt dann, dass jede -lineare, irreduzible und endlich-dimensionale Darstellung von von der Form mit ganz- oder halbzahligen Werten ist. Hierbei ist das Tensorprodukt zweier Lie-Algebra-Darstellungen definiert durch

und bezeichnet die zu komplex konjugierte Darstellung. (Die entsprechende Lie-Gruppen-Darstellung ist das Tensorprodukt der ersten Lie-Gruppen-Darstellung mit dem komplex konjugierten der zweiten.)

Die Darstellung ist -dimensional und irreduzibel.[1]

Projektive Darstellungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Jede Lie-Algebren-Darstellung bestimmt (nach dem Zweiten Lie’schen Satz) eine (reelle) Darstellung von und damit eine projektive Darstellung von .

Falls ist, kann zu einer projektiven Darstellung der gesamten Lorentz-Gruppe fortgesetzt werden.

Dies ist nicht möglich für , aber jedenfalls kann dann noch zu einer irreduziblen projektiven Darstellung von fortgesetzt werden.

Darstellungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

ist eine zweifache Überlagerung von , wobei und auf das neutrale Element abgebildet werden. Eine Darstellung von entspricht also genau dann einer Darstellung (und nicht nur einer projektiven Darstellung) von , wenn auch auf die Einheitsmatrix abgebildet wird.

Man prüft leicht nach, dass das für die Darstellungen genau dann der Fall ist, wenn und ganze Zahlen sind.

Wenn , dann erhält man eine Darstellung der vollen Lorentz-Gruppe .

Beispiele[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Folgenden bezeichne die -projektive Darstellung von .

  • (0, 0) ist die in relativistischen Skalarfeld-Theorien verwendete skalare Lorentz-Darstellung.
  • ist die projektive Darstellung der linkshändigen Weyl-Spinoren, die der rechtshändige Weyl-Spinoren. Diese beiden Darstellungen sind keine linearen Darstellungen der Gruppe .
  • ist die Bispinor-Darstellung.
  • ist die Vierervektor-Darstellung. Der Viererimpuls eines Teilchens transformiert sich entsprechend dieser Darstellung.
  • ist die projektive Darstellung im Raum der selbstdualen 2-Formen und die projektive Darstellung im Raum der anti-selbstdualen 2-Formen. Diese beiden Darstellungen sind keine linearen Darstellungen der Gruppe .
  • (1, 0) ⊕ (0, 1) ist die Darstellung eines Paritäts-invarianten Feldes von 2-Formen (d. h. von Krümmungsformen). Das elektromagnetische Tensorfeld transformiert sich entsprechend dieser Darstellung.
  • entspricht dem Rarita–Schwinger-Feld.
  • (1, 1) ist die Spin-2-Darstellung eines spurlosen symmetrischen Tensorfelds.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Brian C. Hall: Lie groups, Lie algebras, and representations. An elementary introduction. (= Graduate Texts in Mathematics. 222). Springer-Verlag, New York 2003, ISBN 0-387-40122-9.
  • Sigurður Helgason: Groups and geometric analysis. Integral geometry, invariant differential operators, and spherical functions. (= Mathematical Surveys and Monographs. 83). Corrected reprint of the 1984 original. American Mathematical Society, Providence, RI 2000, ISBN 0-8218-2673-5.
  • Anthony W. Knapp: Representation theory of semisimple groups. An overview based on examples. (= Princeton Landmarks in Mathematics). Reprint of the 1986 original. Princeton University Press, Princeton, NJ 2001, ISBN 0-691-09089-0.
  • E. R. Paërl: Representations of the Lorentz group and projective geometry. (= Mathematical Centre Tracts. No. 25). Mathematisch Centrum, Amsterdam 1969.
  • W. Rühl: The Lorentz group and harmonic analysis. W. A. Benjamin, New York 1970, OCLC 797189612.
  • Steven Weinberg: The quantum theory of fields. Vol. I: Foundations. Cambridge University Press, Cambridge 2005, ISBN 0-521-55001-7.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Knapp, op.cit., Chapter II.3