Das Herz des Piraten (Film)

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Film
Titel Das Herz des Piraten
Produktionsland Deutsche Demokratische Republik
Originalsprache Deutsch
Erscheinungsjahr 1988
Länge 83 Minuten
Altersfreigabe
Produktions­unternehmen DEFA, KAG „Johannisthal“
Stab
Regie Jürgen Brauer
Drehbuch
Musik Ralf Hoyer
Kamera Jürgen Brauer
Schnitt Evelyn Carow
Besetzung

Das Herz des Piraten ist ein deutscher Kinderfilm der DEFA von Jürgen Brauer aus dem Jahr 1988. Die Literaturverfilmung aus der DDR beruht auf dem gleichnamigen Kinderbuch von Benno Pludra.

Handlung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die zehnjährige Jessi lebt mit ihrer Mutter, die auf einer Hühnerfarm arbeitet, in einem Dorf an der Ostsee. Der Vater, ein Zirkusreiter, hat die Familie noch vor Jessis Geburt verlassen, das Verhältnis zur Mutter ist daher umso inniger. Es wird gestört, als Jessi herausfindet, dass ihre Mutter einen neuen Freund hat, den sie sogar heiraten will – Jessi versteht sich mit dem möglichen Ersatzvater nicht und lehnt ihn ab.

Am Strand findet sie einen Stein, der in ihrer Hand zu leuchten beginnt und ihr berichtet, das versteinerte Herz des Piraten William zu sein. Jessi vertraut dem Stein bald alle ihre Sorgen an und der Stein berichtet ihr vom Leben und von den Abenteuern des Piraten, die Jessi in ihrer Phantasie zu realen Geschichten entwickelt. Zunehmend entfernt sie sich dabei von ihrer Mutter und ihren Spielkameraden, die sie auslachen, da nur sie die besonderen Eigenschaften des Steins erkennen kann.

Eines Tages kommt Jessis Vater Jakko in die Stadt und gleicht in seinem Äußeren dem Piraten aus Jessis Fantasie. Sein Zirkus gastiert in der Nachbarstadt und er ist gekommen, um seine einstige Geliebte wiederzusehen. Jessi beginnt, von einer Zukunft als Familie zu träumen, zumal sie zusammen mit dem Vater auf Jakkos Schimmel durch das Dorf reiten darf. Jessis Mutter jedoch rechnet mit dem einstigen Geliebten ab, macht ihm heftige Vorwürfe und stellt damit klar, dass ein gemeinsames Leben keine Option ist. Jakko lädt sie und Jessi zwar zu einer Vorstellung des Zirkus ein, doch ist dies nur ein leeres Versprechen. Jessi wendet sich enttäuscht von ihrem Vater ab. Pirat William signalisiert ihr, dass er sein Herz wiederhaben will und Jessi wirft den Stein gemeinsam mit einem Amulett, das der Vater ihr geben ließ, ins Wasser.

Produktion[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Sedow, im Film das Piratenschiff

Das Herz des Piraten war nach Gritta von Rattenzuhausbeiuns der zweite Kinderfilm, bei dem Kameramann Jürgen Brauer Regie führte. Das Herz des Piraten wurde am Schwarzen Meer und an der Ostsee gedreht. Drehorte waren unter anderem Fischland-Darß-Zingst und Seedorf auf Rügen. Als Piratenschiff diente der traditionelle Windjammer Sedov.

Der Film erlebte am 25. März 1988 im Rahmen der 26. Tage der Kinder- und Jugendliteratur im Magdeburger Theater des Friedens seine Premiere. Am 8. April 1988 kam er in die Kinos der DDR.

Kritik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die zeitgenössische Kritik der DDR lobte den Film. Er habe „eine besondere Atmosphäre, einen glücklichen Rhythmus im Wechsel zwischen Realität und Traum, einen unaufdringlichen, eher behutsamen Grundgestus“.[1] Es sei „bewundernswert, wie feinfühlig der Regisseur seine Schauspieler führt“.[2]

Der film-dienst nannte Das Herz des Piraten „eine mit fantastischen Elementen angereicherte, sensibel inszenierte und gespielte Alltagsgeschichte, die die Sorgen und Gefühle der Hauptfigur mit Poesie und Humor schildert und auch Erwachsenen Hinweise zum Verständnis von Kindern gibt.“[3]

Andere Kritiker schrieben: „Die Geschichte wird in schönen Bildern, in teilweise sehr dichten und stimmungsvollen Szenen erzählt, die hervorragend dem poetischen Charakter der Literaturvorlage entsprechen.“ Der Film sei „ein Plädoyer für Toleranz im Umgang miteinander, bezogen auf Vertreter jeglichen Alters.“[4]

Auszeichnungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Herz des Piraten erhielt das staatliche Prädikat „wertvoll“. Auf dem Kinderfilmfestival Goldener Spatz gewann der Film 1989 den Preis in der Kategorie Spielfilm/Fernsehfilm; Johanna Schall erhielt für ihre Darstellung der Mutter ein Ehrendiplom. Ebenfalls 1989 wurde Das Herz des Piraten mit dem Kritikerpreis Die große Klappe als bester Kinderfilm für Kino und Fernsehen 1988 geehrt.[5]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Das Herz des Piraten. In: DEFA-Stiftung (Hrsg.): Die DEFA-Märchenfilme. Zweitausendeins, Frankfurt am Main 2010, ISBN 978-3-00-032589-2, S. 242–247.
  • Frank-Burkhard Habel: Das große Lexikon der DEFA-Spielfilme. Schwarzkopf & Schwarzkopf, Berlin 2000, ISBN 3-89602-349-7, S. 243–244.
  • Das Herz des Piraten. In: Ingelore König, Dieter Wiedemann, Lothar Wolf (Hrsg.): Zwischen Marx und Muck. DEFA-Filme für Kinder. Henschel, Berlin 1996, ISBN 3-89487-234-9, S. 370–372.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Gisela Hoyer in Der Morgen. 23./24. April 1988.
  2. Hans-Dieter Tok: Augenweide, Herzerquicken. In: Wochenpost. Nr. 19, 1988.
  3. Das Herz des Piraten. In: Lexikon des internationalen Films. Filmdienst, abgerufen am 2. März 2017.
  4. Das Herz des Piraten. In: Ingelore König, Dieter Wiedemann, Lothar Wolf (Hrsg.): Zwischen Marx und Muck. DEFA-Filme für Kinder. Henschel, Berlin 1996, S. 371.
  5. Vgl. progress-film.de (Memento des Originals vom 15. November 2011 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.progress-film.de