Decauville-Bahn der Maréchaux-Steinbrüche

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Decauville-Bahn der Maréchaux-Steinbrüche
Voie ferrée Decauville de la carrières de Maréchaux
Decauville-Lokomotive Yvette

Tragbares Gleis und Leichtbaubrücken im Steinbruch
Decauville-Lokomotive Yvette

Tragbares Gleis und Leichtbaubrücken im Steinbruch
Strecke der Decauville-Bahn der Maréchaux-Steinbrüche
Streckenverlauf
Streckenlänge:6,447 (1885) km
Spurweite:600 mm (Schmalspur)
LKW-Umladevorrichtung (Estacade)
Normalspur-Bahnhof Les Essarts-le-Roi
Feldbahnhaltestelle Les Essarts-le-Roi
Entlang der Grenze von Auffargis
Pont-Vert im Nordwesten
Gebäude von Maréchaux in Senlisse
Grand-Moulin im Nordosten
Garnes im Südwesten

Die Decauville-Bahn der Maréchaux-Steinbrüche (französisch Voie ferrée Decauville de la carrières de Maréchaux) war eine von 1885 bis etwa 1936 anfangs mit Decauville-Dampflokomotiven und später mit Benzol- oder Diesellokomotiven betriebene 6,447 km lange Feldbahn von Les Essarts-le-Roi nach Senlisse in Frankreich.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Maréchaux-Steinbrüche wurden an den Staat vermietet, bis sie ab 1879 in Eigenregie betrieben wurden, um den Bedarf an Pflastersteinen in der Stadt Paris zu decken, nachdem die Steinbrüche von Marcoussis, die von 1855 bis 1875 betrieben worden waren, erschöpft waren. Die Lagerstätten von Maréchaux wurden in drei Steinbrüchen abgetragen, die über drei Stichstrecken erreicht werden konnten: Pont-Vert im Nordwesten, Grand-Moulin im Nordosten und Garnes im Südwesten.[1]

Bereits 1881 wurde dort eine Pferdebahn betrieben.[2] Ab 1885 wurden die Pflastersteine, Mühlsteine, Schotter und Sand mit einer 6,447 km langen Decauville-Feldbahn mit einer Spurweite von 600 mm zum Bahnhof Essarts-le-Roi an der Bahnstrecke Paris – Le Mans transportiert.[1] Sie folgte im Wesentlichen der gerade verlaufenden Forststraße Cinq Cents Arpents und überquerte auf einer heute noch erhaltenen Stahlbrücke (Pont Artus) die Normalspureisenbahn zu einer Umladevorrichtung auf Lastkraftwagen für den Weitertransport im Straßenverkehr. Sie war eine der ersten Feldbahnen, auf denen Decauville-Dampflokomotiven eingesetzt wurden.[3] Ab 1887 ersetzten Kipploren und tragbare Gleise die bisher in Steinbrüchen verwendeten Schubkarren.[1]

Steinbrüche[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Pont-Vert[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Pont-Vert (grüne Brücke) war der größte Steinbruch in der Maréchaux-Lagerstätte. Es gab dort drei Standseilbahnen mit 25 bis 30 % Gefälle: die mittlere für die Bergabfahrt der leeren Loren und die äußeren für die Bergauffahrt der beladenen Loren. Die Winden wurden von einer Winde angetrieben, die bis 1908 von einer 25-PS-Dampfmaschine gespeist wurde, die auch Druckluft, elektrischen Strom und die Energie für die Werkzeugmaschinen der Werkstätten lieferte. 1914 wurde eine neue Anlage mit zwei 25-PS-Dampfmaschinen in Betrieb genommen.

Grand-Moulin[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Steinbruch von Grand-Moulin befand sich weniger als 500 Meter östlich der Gebäude von Les Maréchaux. Die Winden der geneigten Ebenen dieses Steinbruchs wurden anfangs von einem Lokomobil und anschließend von zwei Dampfmaschinen angetrieben.[1]

Garnes[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Steinbruch Garnes lag nordöstlich des Gebäudes von Les Maréchaux. Die Ausbeutung dieser kleinen 3 Hektar großen Lagerstätte begann 1912, wofür die Feldbahn verlängert wurde.[1]

Beschaffungs- und Betriebskosten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Feldbahn transportierte zu ihrer Blütezeit 30.000 t Mühlsteine und 750.000 Pflastersteine pro Jahr. Der Betrieb beschäftigte 230 Mitarbeiter in den Steinbrüchen und 20 Mitarbeiter für den Feldbahnbetrieb.[4] Das Transportaufkommen war über die Jahre wie folgt:[5]

Jahr 1885 1886 1887 1888 1889 1890
Anzahl der Züge 542 617 1.336 1.709 1.071 1.494
Gütertransport in Tonnen 9.303 12.457 30.010 44.151 31.154 31.427

Die Transportkosten lagen bei etwa 5 Franc pro Tonne. Auf der knapp 10 Kilometer langen Strecke konnten mehr als 50 Tonnen pro Tag befördert werden. Die Bau- und Beschaffungskosten für die 9 km lange Strecke einschließlich einer Lokomotive und 30 Wagen auf einer bereits bestehenden Forststraße betrugen 123.000 F.[4]

Schienenfahrzeuge[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die drei Decauville-Lokomotiven des Steinbruchs
Personenwagen im Pflasterstein­depot

1905 gab es zwei jeweils 6 Tonnen schwere Dampflokomotiven, 32 Loren mit jeweils 3 Tonnen Gesamtgewicht und zwei Personenwagen. Außerdem gab es 50 Güterwagen. Das waren entweder V-förmige Kipploren aus Stahlblech für den Transport von Schüttgut wie Schotter und Sand oder Plattform-Wagen zum Transport der Pflastersteine des Steinbruchs.[1]

Im Jahr 1917 listete der Bericht des Steinbruchleiters folgende Transportausrüstung auf:[1]

  • 1 Decauville Lokomotive, Bauart Mallet System, mit 12 Tonnen Dienstgewicht
  • 2 Decauville-Lokomotiven mit 6 Tonnen Dienstgewicht
  • 2 Personenwagen mit jeweils 10–12 Sitzen
  • 31 Güterwagen mit jeweils 3 Tonnen Gesamtgewicht
  • 11 km 600-mm-Gleis mit einem Metergewicht von 9,5 kg/m
  • 2 Dreiwegweichen
  • 27 Weichen

Für den Materialtransport gab es außerdem:[1]

  • 76 Kipploren mit jeweils 500 Liter Fassungsvermögen
  • 50 Kipploren mit jeweils 300 Liter Fassungsvermögen
  • 3 km 600-mm-Gleise mit einem Metergewicht von 7 kg/m und 4,5 kg/m

Im gleichen Bericht heißt es allerdings, dass ein Teil der Kipploren, alle Transportmittel und die den Steinbruch mit dem Bahnhof Les Essarts verbindende Eisenbahn im August 1914 von der Militärbehörde beschlagnahmt und entfernt wurden, so dass seither jeglicher Transport und Verkehr unmöglich geworden sind.[1]

Nr. Bau­jahr Bau­art Spur­weite Leer-
gewicht
Dienst-
gewicht
Name Anmerkungen
B n2t 600 mm
Geschlossener Pferdewagen, 10 Sitzplätze, 2 Plattformen
B n2t 600 mm 1,050 t
Seitlich offener Pferdewagen, 12 Sitzplätze, 2 Plattformen
N° 23 B n2t 600 mm 5 t 6 t Yvette
[1][4][6][7]
N° 52 1887 B’B n4v
Mallet
600 mm 9,5 t 12 t L’Avenir, später Sergent Bobillot
Tubize 687/1887, für 8 % Steigung, Radien von 20 m und Schienen mit 9,5 kg/m geeignet. Diese Lok unterschied sich geringfügig von den auf der Decauville-Bahn der Pariser Weltausstellung von 1889 vorgeführten Lokomotiven.[4][8]
N° 309 B n2t 600 mm 5 t Yveline
Neue Baureihe 3, baugleich mit der im Museum von Pithiviers erhaltenen Lok[4]
N° 969 1920 B n2t 600 mm 5 
Baureihe Progrès, 5 t, für Administration des Travaux de Paris[9]

Einstellung des Betriebs[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Dampfbahnbetrieb wurde am 31. Dezember 1930 eingestellt.[1] Daraufhin wurde die Strecke 1934/36 endgültig stillgelegt.[1]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Maréchaux-Steinbrüche – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c d e f g h i j k l Chemin de fer des carrières de grès du Bois des Maréchaux. (PDF; 3,7 MB)
  2. Régis Tartary (Conducteur des Ponts et Chaussées, Paris): „Construction et Exploitation des Chemins de fer à voie de 60 centimètres“, 1881.
  3. Ramon Soupalognon: Les Essarts le Roi – Senlisse (Carrière de Vaux de Cernay-la-Ville). 27. Juni 2017.
  4. a b c d e François G. Roche, P. Mourot: La carrière de Maréchaux. (PDF; 12 MB) In: Tortillard, Januar–März 2007
  5. Jacques Pradayrol: Voie de 60: la « Carrière de Maréchaux» ". VL n°68, erstes Trimester von 1982, S. 20–21.
  6. Decauville-Katalog Nr. 77, November 1890.
  7. Catalogue illustré du "Decauville" Chemin de fer portatif a pose instantanée tout en acier: Exposition Universelle 1889. Société de Etablissements Decauville Ainé (Évry). Paris, 1890, 114 S. In: Konzernarchiv. In: Georg Fischer AG, via bsz-bw.de.
  8. H. Paur: Neuerungen im Locomotivbau: Vortrag. In: Schweizerische Bauzeitung, 1890, Band 15/16, Heft 13. doi:10.5169/seals-16393
  9. Julien Caquineau et Baptiste Perrier: Étude et visite de la carrière des Maréchaux. cfchanteraines.fr

Koordinaten: 48° 41′ 19″ N, 1° 56′ 6″ O