Deutsche Gesellschaft zur Bekämpfung des Kurpfuschertums

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Deutsche Gesellschaft zur Bekämpfung des Kurpfuschertums
(DGBK)
Gründung 1903
Auflösung 1934
Zweck Verbraucherschutz gegen das Kurpfuschertum
Vorsitz Carl Alexander (Gründer)
Mitglieder 30.000 (1928)[1]

Die Deutsche Gesellschaft zur Bekämpfung des Kurpfuschertums (DGBK) war eine 1903 gegründete private Vereinigung, die sich gegen die Kurierfreiheit richtete, welche in Deutschland von 1869/1872 bis zum Erlass des Heilpraktikergesetzes im Jahr 1939 gültig war. Die Vereinigung entstand nach dem Vorbild der Deutschen Gesellschaft zur Bekämpfung der Geschlechtskrankheiten (DGBG) und gilt als eine der Vorläuferorganisationen der Gesellschaft zur wissenschaftlichen Untersuchung von Parawissenschaften (GWUP).[2]

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Über Kurpfurschertum und seine Bekämpfung (1929), ein von der DGBK herausgegebenes Buch.

In der Dachorganisation der Ärztevereine, dem Ärztlichen Vereinsbund, gab es ab 1899 eine ständige Kurpfuscher-Kommission.[3] Nach der ersten Jahrestagung ab dem 14. Januar 1904 betrieb die von Carl Alexander[4] gegründete DGBK Aufklärungsarbeit und wirkte an gesetzgeberischen Maßnahmen mit. Hierzu wurden verschiedene Kommissionen gebildet.[3] Mit Flugschriften und Vorträgen wurden Laien und Fachleute belehrt.[3] Man betrieb Lobby-Arbeit gegen die Naturheilkunde, Impfgegner sowie Ärzte, die Homöopathie praktizierten. Insbesondere wollte man das Volk vor nicht approbierten Laienheilern warnen. 1911 beteiligte sich die DGBK zusammen mit der DGBG an der Internationalen Hygiene-Ausstellung des Odol-Herstellers Karl August Lingner in Dresden, zu der andere Organisationen demonstrativ nicht eingeladen wurden.[5] Hierzu gab es noch im Sommer 1911 eine Gegenveranstaltung unter dem Titel "Kongreß für Naturheilkunde und Volkswohlfahrt".[6] Der Vereinigung gelang es, linke wie konservative Kräfte gleichermaßen zu bündeln[4] und Wanderausstellungen zu organisieren.[7] Zu einer Ausstellung in Ludwigshafen kamen 1927 53.000 zahlende Besucher.[8]

1929 regte die DGBK die Schaffung eines Kurpfuschereiparagraphen an, um u. a. gewerbsmäßige Heildienste und Geburtshilfe ohne Approbation unter Strafe zu stellen.[9]

Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933 wurde die Zeitschrift Gesundheitslehrer 1934 eingestellt und die DGBK aufgelöst.

Publikationen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Gesundheitslehrer: Zeitschrift gegen Mißstände im Heilwesen für Ärzte und Behörden. Organ der Deutschen Gesellschaft zur Bekämpfung des Kurpfuschertums. (bis 1934)
  • Heinrich Kantor: Freie Bahn für die Kurpfuscher? Springer-Verlag, Berlin und Heidelberg 1917. ISBN 9783662424667.
  • Über Kurpfuschertum und seine Bekämpfung. Zweite Vortragsreihe 1927. Asklepios-Verlag, Berlin 1929.
  • Kurpfuschereiverbot auch in Deutschland: Eine für den 21. Reichstagsausschuß (Reichsstrafgesetzbuch) bestimmte Vorlage für einen Kurpfuschereiparagraphen des Strafgesetzbuches. Asklepios-Verlag, Berlin 1929.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Jens-Uwe Teichler: "Der Charlatan strebt nicht nach Wahrheit, er verlangt nur nach Geld": Zur Auseinandersetzung zwischen naturwissenschaftlicher Medizin und Laienmedizin im deutschen Kaiserreich am Beispiel von Hypnotismus und Heilmagnetismus. Franz Steiner Verlag, 2002. ISBN 9783515079761. S. 171f.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Inge Hüsgen, Amardeo Sarma: Skeptiker-Organisationen. GWUP website, 13. Dezember 2010, abgerufen am 7. April 2016.
  2. War die GWUP die erste deutsche Skeptiker-Organisation Eintrag auf der Webseite der GWUP.
  3. a b c Jens-Uwe Teichler: "Der Charlatan strebt nicht nach Wahrheit, er verlangt nur nach Geld": Zur Auseinandersetzung zwischen naturwissenschaftlicher Medizin und Laienmedizin im deutschen Kaiserreich am Beispiel von Hypnotismus und Heilmagnetismus. Franz Steiner Verlag, 2002. ISBN 9783515079761. S. 171f.
  4. a b Lutz Sauerteig: Krankheit, Sexualität, Gesellschaft: Geschlechtskrankheiten und Gesundheitspolitik in Deutschland im 19. und frühen 20. Jahrhundert. Franz Steiner Verlag, 1999. ISBN 9783515073936. S. 427
  5. Sybilla Nikolow: Der statistische Blick auf Krankheit und Gesundheit. ›Kurvenlandschaften‹ in Gesundheitsausstellungen am Beginn des 20. Jahrhunderts in Deutschland. In: Ute Gerhard, Jürgen Link und Ernst Schulte-Holtey (Hrsg.): Infografiken, Medien, Normalisierung: Zur Kartografie politisch-sozialer Landschaften. Synchron, Wiss.-Verl. der Autoren, Heidelberg 2001 (Diskursivitäten; Bd. 1), Seiten 223–241.
  6. Cornelia Regin: Naturheilbewegung. In: Martin Dinges (Hrsg.): Medizinkritische Bewegungen im Deutschen Reich (ca. 1870-ca. 1933). Franz Steiner Verlag, 1996. ISBN 9783515068352. S. 57
  7. Franz Schäfer: Gesetz zur Bekämpfung der Geschlechtskrankheiten vom 18. Februar 1927: Ausführlicher Kommentar. Springer-Verlag, 2013. ISBN 9783642944956. S. 107
  8. Werner Appel: 100 Jahre Städtestatistik in Ludwigshafen am Rhein. In: Stadt Ludwigshafen am Rhein (Hrsg.): Stadtentwicklung 2014. Heft 3/2014. S. 27
  9. Werner Schubert: Quellen zur Reform des Straf- und Strafprozeßrechts: Weimarer Republik (1918 - 1932). Protokolle der Strafrechtsausschüsse des Reichstags. Sitzungen vom Oktober 1929 - Juni 1930 (Abschluss der Beratungen in erster Lesung und der §§ 86ff. in zweiter Lesung, Gesetzentwurf zum Schutze der Republik und zur Befriedigung des politischen Lebens). Walter de Gruyter, 1997. ISBN 9783110155006. S. 267