Die Elsässer

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Film
Titel Die Elsässer
Originaltitel Les Alsaciens ou les Deux Mathilde
Produktionsland Frankreich, Deutschland
Originalsprache Französisch
Erscheinungsjahr 1996
Länge 4 × 90 Minuten
Produktions­unternehmen ARTE
Stab
Regie Michel Favart
Musik Jean-Marie Sénia
Kamera Michael Epp
Schnitt Brigitte Gallot und Dominique Petitjean
Besetzung

Die Elsässer ist eine französische Fernsehserie aus dem Jahre 1996 mit Irina Wanka und Sebastian Koch. Die Serie besteht aus vier Episoden zu je 90 Minuten Dauer und erzählt die Geschichte des Elsass zwischen 1870 und 1953 anhand der Geschichte fiktiver Familien. Henri de Turenne und Michel Deutsch haben das Drehbuch geschrieben.

Handlung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Erste Episode: 1870–1894[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mathilde ist die einzige Tochter des Barons Eugène-Victor Kempf, der ein reicher Industrieller aus der Nähe von Hagenau im Elsass ist und Eisenbahnwaggons herstellt, aber häufig auch Rüstungsgüter. Im Sommer 1870 heiratet Mathilde den Grafen Charles de la Tour. Der Deutsch-Französische Krieg bereitet dem jungen Glück ein jähes Ende, denn Charles wird als Kavallerist eingezogen. Liselotte Laugel, die Tochter des Alsheimer Wirtes, die mit Franzl Imhof, der Ordonnanz des Grafen, verlobt ist, wird im Dorfgasthaus von deutschen Soldaten vergewaltigt. Danach ist sie verschwunden.

Während das Elsass von Deutschland besetzt wird, fällt der Graf de la Tour in Bazeilles. Im Familienschloss des Grafen bzw. der Familie Baron Kempf quartiert sich ein Hauptmann der Ulanen ein, der preußische Adlige Edwin von Wismar-Marbach. Mathilde trauert um ihren Mann und um ihr Land. Sie wird sich auch Jahre später nicht mit dem Verlust abfinden können. Allem zum Trotz bringt sie ihren Sohn Louis zur Welt. Durch Zufall findet sie Liselotte wieder, die sich in einem Kloster versteckt hielt. Sie nimmt sie mit auf ihr Schloss, wo Franzl – die ehemalige Ordonnanz des Grafen – inzwischen Wildhüter geworden ist und nun endlich seine Verlobte heiraten kann.

Zeitsprung. 1894 – zur großen Verzweiflung von Mathilde gehört über zwanzig Jahre später das Elsass noch immer zu Deutschland. Sie gibt inzwischen illegal Französischstunden und empfängt Maurice Barrès im Schloss. Das Elsass wird zu einem aufsteigenden „Reichsland“, Straßburg zu einer strahlenden Provinzhauptstadt. Für die Arbeiter wird die Bismarcksche Sozialversicherung eingeführt – 50 Jahre früher als in Frankreich. Mathildes zwanzigjähriger Sohn Louis de la Tour studiert in Straßburg deutsches Recht und verliebt sich in Friederike, die Tochter jenes preußischen Hauptmanns, der sich vor 20 Jahren im Schloss des Grafen einquartiert hatte und inzwischen zum General von Wismar-Marbach aufgestiegen ist. Für Mathilde ist es eine Tragödie. Es kommt zum Eklat …

Zweite Episode: 1904–1919[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1904. Louis heiratet Friederike. Sie haben zwei Kinder, Karl und Edouard. Der Großvater Kempf ist mittlerweile gestorben.

Louis, der sich mittlerweile in Kempf de La Tour umbenannt hat, leitet die Fabrik des Großvaters und bezieht mit seiner Familie das Schloss, aber seine Mutter Mathilde weigert sich noch immer, Friederike als Schwiegertochter anzuerkennen. Als Deutscher geboren und aufgewachsen, lässt sich Louis als Wirtschaftsminister im Landesausschuss von Elsaß-Lothringen aufstellen. Einer seiner Söhne, Karl, studiert Jura in Heidelberg, während Edouard Polytechniker wird und sich mehr zum Franzosen entwickelt.

1914. Karl und Edouard werden eingezogen, einer für Deutschland und einer für Frankreich. Mathilde, die sich eine Rache für die vergangenen vierzig Jahre wünscht, sieht die Zerreißprobe ihrer Familie. Während eines Heimaturlaubes hat Karl, der vom Gedanken zerrüttet ist, er könne an der Front in der Champagne seinem Bruder Edouard gegenüberstehen, ein Verhältnis mit Alexandra.

1918. Der französische Sieg ist da und der Triumph von Mathilde. Marschall Foch stellt eine Ehrenlegion der Gefallenen zusammen. Mitten im Fest steigt sie zum Zimmer, in dem sich der alte General von Wismar und seine Tochter Friederike – die „Besiegten“ – versteckt halten. Draußen wird laut verkündet, Karl sei im Kampfe gefallen. Wismar und Mathilde spüren versöhnlich ihren Schmerz …

Dritte Episode: 1927–1940[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1927 heiratet Edouard Kempf de La Tour, der nun auch die Fabrik leitet, da seine Eltern in die Schweiz übersiedeln. Edouard und seine Frau Alexandra haben zwei Kinder: Louis-Charles und Pauline. Albert, der Enkel der Wirtin von Alsheim, hat der Gräfin Mathilde zuliebe studiert und ist Mediziner geworden.

Albert hatte sich zu Beginn des Weltkrieges der Einberufung der Deutschen entzogen und sich heimlich nach Frankreich geschlagen, um in der französischen Armee gegen die Deutschen zu kämpfen. Nach seiner Rückkehr wurde er Bürgermeister, katholischer Abgeordneter und heiratete eine junge Waise.

Die Elsässer wurden nach dem Krieg Frankreich zugeschlagen. Die Verwaltung hat verboten, die deutsche Sprache weiterhin zu verwenden, Religionsunterricht zu erteilen und hat aus dem Südosten Frankreichs radikal-sozialistische Lehrer in die Schulen geschickt. Aufgrund der erneuten Unzufriedenheit entsteht eine Autonomiebewegung: der „Heimatbund“. Er setzt sich aus ehemaligen elsässischen Honoratioren wie Albert Laugel zusammen, ist aber von prodeutschen Elementen durchsetzt. Am Weihnachtsfeiertag lässt der Präfekt Albert Laugel festnehmen sowie weitere Anführer des Heimatbundes …

1936 treffen jüdische Flüchtlinge in Straßburg ein. Unter ihnen befindet sich Rachel Bernstein, die in Berlin Medizin studiert hatte. Sie tritt als Assistenzärztin in Albert Laugels Praxis ein. Schließlich wird sie seine Geliebte.

In dieser Zeit ist Louis-Charles Kempf de La Tour fasziniert vom „neuen Deutschland [des Nationalsozialismus]: dessen Jugend, dessen Sport und dessen Kraft“.

Vierte Episode: 1943–1953[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Elsass ist nach der Niederlage Frankreichs 1940 vom Deutschen Reich annektiert worden. Albert Laugel wird 1943 unter dem Pseudonym Kellermann der Führer der Résistance im Elsass.

Er hat ein Treffen mit „Mathilde“, der Verantwortlichen für die Ostzone und Abgeordneten von De Gaulle. Er entdeckt zu seiner Bestürzung, dass diese zweite „Mathilde“ keine andere als Katel ist, die Frau, von der er sich scheiden ließ. Sie gibt ihm zusammen mit Rachel den Marschbefehl nach Frankreich. Aber „Mathilde“ wird von der Gestapo verhaftet und begeht mit einer Kapsel Zyankali Selbstmord.

Der Chef der Gestapo ruft nach dem Notar Wahl, der Kollaborateur und nationalsozialistisches Parteimitglied geworden ist, damit er die Leiche seiner Schwester Katel identifiziere, um sich von seiner Zuverlässigkeit zu überzeugen. Der junge Charles Kempf de la Tour, der zum Bürogehilfen des Notars Wahl ernannt worden ist, ist aufgebracht. Er hat in Straßburg seinen Cousin Manfred von Wismar getroffen, der jetzt Jagdflieger bei der Luftwaffe geworden ist, aber die Begeisterung für die Kriegsziele verloren hat.

Hitler mobilisiert 130.000 Elsässer. Louis-Charles Kempf de la Tour und Peter Imhof (der junge Bruder von René, dem Nazi) verstecken den Grafen. Aber die Deutschen üben Druck auf die widerspenstigen Familien aus. Als die beiden Männer zurückkehren, werden sie zur Strafe in die Ukraine geschickt...

Auszeichnungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kritiken[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • „Jeder Mensch ist ein Spiegel der Historie, fast jeder Satz Politik“. „Der kunstvolle, melodramatische Vierteiler“ sei eine „überzeugende Zeitchronik mit Tiefgang“[1] und eine „tragische Geschichtsstunde aus Europa“,[2] urteilten die Kritiker der TV Spielfilm.
  • „Dieser Vierteiler, der auf ein sehr großes Echo stieß, erhielt 1997 für das Drehbuch von Henri de Turenne die renommierteste Fernsehauszeichnung, den Adolf Grimme Preis, der zum ersten Mal für eine nicht ausschließlich deutsche Produktion vergeben wurde.“
    ARTE (Memento vom 27. September 2007 im Internet Archive)

Diverses[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Schauplatz Alsheim, verortet im Unterelsass in der Gegend von Hagenau, ist fiktiv, nach dem gleichnamigen Ort in dem Roman Les Oberlé (1901) von René Bazin.[3]; reale Drehorte waren das Château Hervé in Dachstein, der historische Ortskern von Gueberschwihr und das Umfeld der Jakobuskirche in Hunawihr. Das Vorbild für die Familie Kempf ist die Industriellenfamilie De Dietrich, die zu dieser Zeit in Reichshoffen und Niederbronn-les-Bains lebte und auch ihre Fabriken hatte. Auch die kurzzeitige Mitarbeit von Ettore Bugatti ist real.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Die Elsässer (4). In: TV Spielfilm. Abgerufen am 27. Januar 2022.
  2. Die Elsässer (3). In: TV Spielfilm. Abgerufen am 27. Januar 2022.
  3. Gilles Pudlowski: L'Alsace des écrivains. Éditions Alexandrines, Paris 2016, ISBN 978-2-37089-025-2, S. 145.