Die Fackeljungfrau

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Die Fackeljungfrau ist eine Bergsage aus der Feder des deutschen Schriftstellers Ludwig Ganghofer.

Ausgabe der 'Weltbild-Sammler-Edition'; Titelbild 'Waldnymphe' von Moritz von Schwind

Historischer Hintergrund[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Diese seltsame Geschichte hat der Schriftsteller Ludwig Ganghofer in einer Abendstunde von einem alten Senn auf der Kalbrunner-Alm im Salzkammergut erzählt bekommen. Dieser alte Senn kannte diese kuriose Geschichte von seiner "Ahnl" (Großmutter).

Die Erstausgabe dieser Bergsage erschien im Adolf Bonz Verlag Stuttgart[1] im Jahre 1894.

Inhalt[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Guntram ist ein Jäger, der in der Abgeschiedenheit des Windachtales mit seiner Mutter Sanna lebt. Eines Tages geht er im winterlichen Wald mit viel Schnee auf die Jagd und erlegt mit seiner Armbrust ein Fuchspärchen. Als Guntram den Bolzen aus der tödlichen Wunde des erlegten Fuchses zieht, hört er plötzlich ein Stöhnen. Als er sich aufrichtet steht an einem Baum gelehnt ein berückend schönes Mädchen. Ihr zu Füßen liegt eine erloschene Fackel. Für diese Erscheinung hatte er keine Erklärung er rätselte, wie das nur leicht bekleidete Mädchen hierher, in diese tiefe Winterlandschaft kam und dabei keinerlei Spuren hinterlassen hatte.

Das Mädchen heißt Isa und ist, was Guntram aber nicht weiß, eine Tochter des Elfenkönigs Wute. Er verliebt sich unsterblich in sie, nimmt sie mit nach Hause und macht sie zu Frühlingsbeginn zu seiner Frau. Mit Isa erlebt Guntram einen Sommer voller Glückseligkeit. Isa wird zu einer beispielhaften Hausfrau und wird für Mutter Sanna zu einer großen Hilfe. Isa scheint mit besonderen Gaben begnadet zu sein, weil ihr alles was sie anfasst zur Perfektion gelingt. Wohl fiel Guntram so manches am Wesen des jungen Weibes auf, was ihn betroffen machte, was ihm rätselhaft und unerklärlich schien, aber gewaltsam unterdrückte er jeden grübelnden Gedanken, mit eisernen Willen verbarg er jede Unruh, die in ihm erwachte, und niemals kam eine Frage über seine Lippen.[2] Alsbald gebar Isa ein Töchterchen, das auf den Namen Jutta getauft wurde.

Doch das Glück ist nicht von langer Dauer. Uzzo, ein Fischer und der einzige Freund Guntrams, verfällt ebenfalls in eine tiefe Liebe zu Isa. Guntram steigert sich in eine maßlose Eifersucht und wird zum Feind seines eigenen Glückes. Im Wahn vor Eifersucht und Hass getrieben erschlägt er seinen besten Freund Uzzo. Auf der Suche nach der inzwischen verschwundenen Isa gerät Guntram auf den Gipfel der Trischuba.[3] Dort hörte er singende Stimmen und Saitenklang. Auf der Anhöhe angekommen sah er eine Schar von etwa hundert wunderschönen, lachenden Mädchen die mit Fackeln in den Händen tanzten. Unter ihnen erkannte er Isa, doch ihre Züge waren starr und ihr Augen blickten traurig. Guntram wurde von König Wute erkannt, der den Füchsen befahl sich auf ihn zu stürzen. Dieser feuerte in seiner Panik einen ungezielten Schuss auf die Füchse ab. Aber es fiel kein Fuchs, sondern eine der Tänzerinnen – es war Isa – die aus dem Reigen fiel. Sie preßte stöhnend die Hände auf ihr Herz, aus welchem rote Blutstropfen auf ihr weißes Kleid nieder sickerten. Daraufhin begannen die Füchse Guntram zu verfolgen, er konnte ihnen nicht entkommen und stürzte kraftlos eine Felswand hinunter, an deren Fuße er mit zerschmetterten Gliedern liegen blieb.

Am kommenden Morgen schritt müde und niedergeschlagen eine junge Frau durch den verschneiten Wald dem Jägerhaus entgegen. In der einen Hand trug sie eine erloschene Fackel. Die andere Hand hatte sie an die Brust gepresst und zwischen ihren Fingern ragte der gefiederte Schaft eines Pfeiles. Dort angekommen küßte sie die Stirn der schlummernden Schwiegermutter die daraufhin im Tode erstarrte. Sie holte aus der anschließenden Kammer ihr Kind. Dann ging Isa tränenüberströmt den dunklen Schluchten der Trischuba entgegen, ihre Spuren deckte der Schneestaub zu und sie wurde nie mehr gesehen.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Ludwig Ganghofer: Die Fackeljungfrau. Lizenzausgabe der Weltbild Sammler-Edition, Berlin ca. 2004.

Einzelnachweise und Anmerkungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Die Firma Adolf Bonz & Comp. wurde von Adolf Bonz (1824–1877) im Jahre 1876 gegründet und von dessen ältestem Sohn Alfred Bonz (* 1854) weitergeführt. Der Verlag ging aus der ältesten Stuttgarter Buchhandlung, der 1682 gegründeten Metzlerschen Buchhandlung, hervor. Der Verlag war der Hausverlag von Ludwig Ganghofer, der nahezu alle seine Werke bei diesem Verlag drucken ließ.
  2. Die Fackeljungfrau, S. 61 (siehe Literatur)
  3. Die "Trischuba" ist ein fiktiver in der Realität nicht existierender Berg.