Dimethenamid

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Strukturformel
Strukturformel von Dimethenamid
Vereinfachte Strukturformel ohne Berücksichtigung der Stereoisomerie
Allgemeines
Name Dimethenamid
Andere Namen
  • 2-Chlor-N-(2,4-dimethyl-3-thienyl)-N-(2-methoxy-1-methylethyl)acetamid
  • Frontier
Summenformel C12H18ClNO2S
Kurzbeschreibung

gelb-braune Flüssigkeit[1]

Externe Identifikatoren/Datenbanken
CAS-Nummer 87674-68-8
EG-Nummer (Listennummer) 618-045-5
ECHA-InfoCard 100.121.887
PubChem 91744
ChemSpider 82842
Wikidata Q3028201
Eigenschaften
Molare Masse 275,79 g·mol−1
Aggregatzustand

flüssig

Siedepunkt

127 °C[1]

Dampfdruck

0,7 mPa (20–25 °C)[2]

Löslichkeit

löslich in Wasser (37,5 g·l−1)[2]

Sicherheitshinweise
GHS-Gefahrstoffkennzeichnung[3]
Gefahrensymbol Gefahrensymbol

Achtung

H- und P-Sätze H: 302​‐​411
P: 273​‐​301+312+330[3]
Toxikologische Daten
Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet. Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen.

Dimethenamid zählt zu den chemischen Verbindungen aus der Gruppe der Chloracetamide. Heute wird in Europa vor allem Dimethenamid-P als Herbizid eingesetzt, eine Mischung aus zwei besonders gut wirksamen Dimethenamid-Isomeren.

Gewinnung und Darstellung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Dimethenamid kann durch eine mehrstufige Reaktion aus 2-Mercaptopropionsäure, Methacrylsäure, 1-Methoxy-2-propylamin, Thionylchlorid und Chloressigsäurechlorid hergestellt werden. Methacrylsäure und 2-Mercaptopropionsäure reagieren miteinander und cyclisieren zu 2,4-Dimethyl-tetrahydro-3-thiophenon.[4]

Isomerie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Dimethenamid besteht – ähnlich wie die verwandten Chloracetamide Alachlor und Metolachlor – aus vier Stereoisomeren,[5] weil es

besitzt. Somit existieren folgende Stereoisomere: (1S,aS)-Form, (1R,aR)-Form, (1S,aR)-Form und die (1R,aS)-Form. Die Mischung aus der (1S,aS)-Form und der (1S,aR)-Form – bisweilen auch „(S)-Dimethenamid“ genannt – ist als Herbizid wirksamer und kann niedriger dosiert werden als das Gemisch der vier Stereoisomeren.[5]

Verwendung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Geschätzte Ausbringungsmenge von Dimethenamid 2011 in den USA

Dimethenamid wird als Herbizid vor allem im Mais- und Rüben-, aber auch beim Hülsenfrüchte- (Sojabohnen) und Sonnenblumenanbau verwendet.

Zulassung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die EU-Kommission entschied 2006, Dimethenamid nicht in die Liste der zulässigen Pflanzenschutzmittel-Wirkstoffe aufzunehmen. Grund war insbesondere die Bildung nicht-identifizierbarer Abbauprodukte im Boden.[6] In der Schweiz konnte Dimethenamid bis vor kurzem im Ackerbau verwendet werden. Die Ausverkaufsfrist des Produkts endete am 31. August 2010, die Aufbrauchfrist ist am 31. August 2013 abgelaufen. In Deutschland und Österreich sind keine Pflanzenschutzmittel-Produkte mit diesem Wirkstoff zugelassen.[7]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c d Eintrag zu Dimethenamid in der Pesticide Properties DataBase (PPDB) der University of Hertfordshire, abgerufen am 15. Februar 2014.
  2. a b Eintrag Dimethenamid in der GSI Chemical Database, abgerufen am 8. August 2013.
  3. a b Datenblatt Dimethenamid, PESTANAL bei Sigma-Aldrich, abgerufen am 23. März 2022 (PDF).
  4. Thomas A. Unger: Pesticide Synthesis Handbook. William Andrew, 1996, ISBN 0-8155-1853-6, S. 740.
  5. a b Patentanmeldung US5457085: Optical isomer of dimethenamid. Angemeldet am 21. September 1994, veröffentlicht am 10. Oktober 1995, Anmelder: Sandoz, Erfinder: Stefan Blarer, Reynold Chollet, Karl Seckinger, Thomas Vettiger.
  6. Entscheidung der Kommission vom 22. Dezember 2006 (PDF) über die Nichtaufnahme von Dimethenamid in Anhang I der Richtlinie 91/414/EWG des Rates und den Widerruf der Zulassungen für Pflanzenschutzmittel mit diesem Wirkstoff (Bekannt gegeben unter Aktenzeichen K(2006) 6895) (2006/1009/EG).
  7. Generaldirektion Gesundheit und Lebensmittelsicherheit der Europäischen Kommission: Eintrag zu Dimethenamid in der EU-Pestiziddatenbank; Eintrag in den nationalen Pflanzenschutzmittelverzeichnissen der Schweiz, Österreichs und Deutschlands, abgerufen am 19. Februar 2016.