Diskussion:Über Gewißheit

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Letzter Kommentar: vor 11 Jahren von HPsy in Abschnitt Zusammenfassung mit Bezug zu ÜG
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"1. Grundsätzlich haben wir keinen direkten Zugang zur Wahrheit"[Quelltext bearbeiten]

Ich wage zu bezweifeln, ob dies eine richtige Widergabe der Aussagen des Buchs ist. Wittgenstein geht ja vielmehr von diesem philosophischen Allgemeinplatz aus und bemerkt, dass an ihm etwas nicht stimmen kann, da er in hohem Grade paradox klingt. Er untersucht unseren alltäglichen Begriff von Wahrheit als das, was jedem begründeten Zweifel standhält, und verschafft ihm gegenüber dem überhöhten akademischen Wahrheitsbegriff, das, was auch dem "übertriebenen" Zweifel standhalten soll, neue Geltung.

Der Satz "1. Grundsätzlich haben wir keinen direkten Zugang zur Wahrheit" beruht ja auf dem Argument, dass ein radikaler Zweifel niemals auszuschließen ist. Insofern widerspricht er dem, was darauf folgt: "2. Wir können jedoch gar keinen radikalen Zweifel durchführen..."

Ich schlage vor, diesen ersten Punkt der Zusammenfassung einfach wegzulassen. Benzh 10:23, 30. Sep 2006 (CEST)


Hi. Ich denke dass dieser Punkt so wie er da steht richtig ist, da Wittgenstein Gewißheit und Wahrheit nicht koppelt. Er erklärt immer wieder, dass die Unmöglichkeit eines Irrtums keinesfalls mit Unfehlbarkeit gleichzusetzen ist. Und der Satz _Grundsätzlich haben wir keinen direkten Zugang zur Wahrheit"´_ beruht nicht auf der Möglichkeit des Zweifels, sondern auf der sich wandelnden Lebensform. Mein Prof hat mir in der Prüfung recht gegeben in diesem Punkt von daher glaub ich auch nicht dass meine Annahme so ganz naiv ist.

Um die Diskussion mal wieder aufzunehmen: „Grundsätzlich haben wir keinen direkten Zugang zur Wahrheit.“ ist tatsächlich ein Satz, der eher in philosophische Teestübchen passt als zu Wittgenstein. Auch wenn schon das Richtige gemeint ist - so, wie er jetzt dasteht, ist er falsch. Wittgensteins Position ist eher so: die Wahrheit ist zunächst mal ein philosophischer Begriff, schon als Substantiv ist er mindestens so verdächtig wie die Begriffe „das Sein“, „das Schöne“ usw., nämlich abstrahiert aus alltäglichen, wohlvertrauten und relativ problemlos funktionierenden Sprachspielen. Wenn man aber wissen will, was „wahr“ und „falsch“ tatsächlich bedeuten, muss man sich anschauen, wie diese Worte in unserer Sprachpraxis verwendet werden. Das heißt, selbstverständlich wissen wir, was „wahr“ und „falsch“ bedeutet, nur ist das eben keine absolute, sondern eine Lebensform-relative Wahrheit: wahr ist, was in einer bestimmten Sprachgemeinschaft als „wahr“ gilt. Zu dieser Wahrheit hat jeder Teilnehmer dieser Sprachpraxis einen Zugang. (Ok, manche mehr, manche weniger...) Was Wittgenstein zeigt, ist eher, dass jedes Reden von der Wahrheit nur in Bezug auf eine Lebensform denkbar ist, in der unsere Sprache wurzelt und aus der sie ihre Kriterien für Richtigkeit und Falschheit bezieht. Es ist kein Standpunkt außerhalb der Sprache (außerhalb einer Lebensform) möglich, von dem etwas objektiv Wahres zu erkennen wäre, und das heißt also nicht nur, dass wir „keinen Zugang“ zur objektiven Wahrheit haben, sondern dass wir schon nicht einmal verständlich explizieren können, was mit „objektiver Wahrheit“ überhaupt gemeint sein soll. Der Satz „Grundsätzlich haben wir keinen direkten Zugang zur Wahrheit.“ klingt so, als gäbe es die Wahrheit, nur könnten wir sie eben nicht erkennen. Wittgenstein sagt aber nichts darüber, ob es diese Wahrheit gibt oder nicht, sondern inwiefern wir sinnvoll darüber sprechen können oder nicht. - Und zu allem Überfluss: um Wahrheit geht es doch eigentlich in ÜG kaum, oder?
Auch dieser Abschnitt ist missverständlich: „Der Zweifel ist nur im Sprachspiel sinnvoll. Dieses darf jedoch nicht als Sprechakt verstanden werden, also sozusagen als kleinstes, essentielles Element der Sprache, sondern muss als Vergleichsobjekt für die Sprache begriffen werden.“ - Die Sprachspiele sind doch keine „Vergleichsobjekte“ für unsere Sprache. Die Sprache besteht einfach aus Sprachspielen, und das heißt nicht viel mehr als: Sprechen heißt zugleich immer auch Handeln (eingebettet sein in eine Lebensform).
Und noch ein Vorschlag: zur Illustrierung sollte man vielleicht Auszüge aus den Weltbild-Flussbett-Paragraphen ÜG 93-97 zitieren. Die machen wesentliche Gedanken aus ÜG ziemlich klar, finde ich. --Usw. 13:49, 11. Aug. 2007 (CEST)Beantworten

Zusammenfassung mit Bezug zu ÜG[Quelltext bearbeiten]

1. Grundsätzlich haben wir keinen direkten Zugang zur Wahrheit.
ÜG 140. Wir lernen die Praxis des empirischen Urteilens nicht, in dem wir Regeln lernen; es werden uns Urteile beigebracht und ihr Zusammenhang mit anderen Urteilen. Ein Ganzes von Urteilen wird uns plausibel gemacht.
Urteile als Basis jedes einzelnen Sprachspiels in einer Lebensform. s.a. ÜG 142

2. Wir können jedoch gar keinen radikalen Zweifel durchführen, weil wir hierzu Gewissheiten benötigen
ÜG 115 Wer an allem zweifeln wollte, der würde auch nicht bis zum Zweifel kommen, Das Spiel des Zweifelns selbst setzt schon die Gewißheit voraus.
und weil uns zum Zweifeln oft die Gründe fehlen. (Neuer Gedanke)
Nur wenn ein Zweifel Teil des Sprachspiels in einer Lebensform ist, ist ein Zweifel als Stütze der Gewissheit in diesem Spiel möglich.

Den 3. Punkt "Therapie" kann ich nicht durch ÜG stützen.

In 1. würde ich mehr auf Wissen als auf Wahrheit abheben. --HPsy (Diskussion) 21:35, 26. Dez. 2012 (CET)Beantworten