Diskussion:Abhängigkeit (Medizin)

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--Richard (Diskussion) 13:51, 7. Apr. 2014 (CEST)[Beantworten]

Substanzverlangen[Quelltext bearbeiten]

Abhängigkeit stellt sich heute als neurobilogischer Lernprozeß dar, der nur teilwiese wieder rückgängig zu machen ist. Dabei läßt sich Abhängigkeit auf grundsätzlich zwei Arten bestimmen, nämlich einmal als Anpassungsprozeß (Toleranz) und einmal als Gedächtnisleistung (Craving).

1.) Toleranz und Toleranzgedächtnis

Einerseits handelt es sich bei der (substanzgebundenen) Abhängigkeit um einen biologischen Anpassungsprozeß des Organismus an bestimmte Substanzen, mit dem der Organismus versucht, ein bestimmtes natürliches Gleichgewicht (bestimmte natürliche Funktionsfähigkeit) wieder herzustellen, auf das er zum Überleben angewiesen ist. Zu diesem Zweck reguliert der Organismus bestimmte biochemische oder biologische Bedingungen (z.B. durch die Bildung einer höheren Zahl an Rezeptoren an der Zelle). Dieser Vorgang wird auch als "zelluläre Adaption" bezeichnet.

Toleranz

"Nervenzellen weisen grundsätzlich eine gewisse Plastizität auf (vergl. Kap.4). Das bedeutet, dass sie sich ändernden Umweltbedingungen und Prozessen innerhalb des Körpers anpassen. Dies gilt jedoch nicht nur für "gewünschte" Änderungen, wie beispielsweise bei der Bildung neuer synaptischer Verbindungen als physiologisches Korrelat von Lern- und Gedächtnisprozessen. Auch durch eine chronische Substanzeinnahme kommt es zu neuroplastischen Änderungen, die vor allem Kompenstionsmechanismen darstellen, um das durch die Substanzexposition in Ungleichgewicht gebrachte neurochemische System wieder funktional werden zu lassen. Man spricht hier auch von dem Prozess der zellulären Adaption. Am Beispiel von Alkohol und seiner Interaktion mit dem NMDA-Rezeptor lässt sich dieser plastische Vorgang gut veranschaulichen." (Pritzel, Monika, Gehirn und Verhalten, 2009)

Rebound

Wenn über einen längeren Zeitraum hinweg dem Körper Substanzen zugeführt wurden, an die sich der Orgnamismus angepaßt hat, befindet sich der Körper folglich in einem veränderten, an die Substanzen angepaßten Zustand, der subjektiv als "normaler" Zustand wahrgenommen wird. Wenn die Aufnahme der Substanzen ausbleibt, wird auch der veränderte Zustand nicht mehr als normal empfunden. Dieser Zustand wird in der Fachwelt auch als "Rebound-Effekt" bezeichnet. Im deutschsprachigen Raum bezeichnet er die Entzugserscheinungen, die nach dem Absetzen einer Substanz auftreten können. Weil der Körper ständig bemüht ist, sich an bestimmte Bedingungen anzupassen, um eine gewisse, lebensnotwendige Funktionalität aufrecht zu erhalten, wird der Anpassungsprozeß nach dem Absetzen der Substanzen vom Körper wieder rückgängig gemacht, um das Gleichgewicht wieder herzustellen. Toleranz ist also ein Prozeß, der reversibel ist und der mit den Entzugserscheinungen des Rebound-Effektes in Erscheinung tritt.

Toleranzgedächtnis

Neben den rein physiologischen Vorgängen der Toleranz verfügt das Zentranervensystem mit seinem Gehirn auch noch über die Eigenschaft, die Vorgänge der Toleranzbildung abzuspeichern und für die Zukunft zu konservieren. Hat also bereits einmal eine Toleranzentwicklung stattgefunden und war ein Mensch von einem bestimmten Typus an Substanzen einmal abhängig, so kann der Organismus bei erneuter Einnahme der Substanz die Toleranz schneller ausbilden, als beim ersten Mal. Der Organismus lernt also bestimmte Substanzen, um seine Anpassungsfähigkeit zu erhöhen. Das Toleranzgedächtnis ist vor allem bei sogenannten Rückfällen von Bedeutung, weil die Gewöhnung an die Substanzen in der Regel sehr viel schneller verläuft und die Dosen dementsprechend auch schneller erhöht werden müssen, um die gleiche Wirkung zu erreichen. Es ist für Dauerkonsumenten also wichtig die Mechanismen der Toleranzentwicklung zu kennen und bei erneutem Konsum nach längeren Abstinenzphasen das Toleranzgedächtnis in die Beurteilung des eigenen Konsumverhaltens mit einzubeziehen.

Craving (Verlangen)

Neben den rein physiologischen Vorgängen der Abhängigkeit, wie sie durch die Toleranzentwicklung gegeben sind, besteht eine weitere Komponente im Abhängigkeitsprozeß, das sogenannte "Craving" (Verlangen). Im Unterschied zur Toleranzentwicklung kann das Craving nicht direkt wieder rückgängig gemacht werden und bleibt mehr oder weniger ein Leben lang erhalten. Beim Craving handelt es sich im Prinzip um eine natürliche Gedächtnisleistung des Gehirns, bei der durch ständige Konditionierung von bestimmten Verhaltensweisen ein "Suchtgedächtnis" gefestigt wird.


"Craving bezeichnet ein (nahezu unwiderstehliches) starkes Verlangen nach der Einnahme eine Substanz (vergl. Soyka, 1997) wobei dieser "Suchtdruck" auch auf nicht substanzgebundes Suchtverhalten übertragen wird. Der Begriff "Craving" wird fälschlicherweise auch gelegentlich mit dem Ausdruck "Entzug" gleichgesetzt. Jedoch beschreibt vereinfacht gesagt der Begriff "Entzug" Zustände der süchtigen Person, die dann auftreten, wenn die Substanz nicht eingenommen wird. Dazu gehören neben körperlichen Entzugserscheinungen (z.B. Zittern, Schwitzen, körperliche Unruhe) auch psychische Symptome (z.B. Reizbarkeit und Nervosität). Unter dem Begriff Craving werden jedoch nicht nur die Entzugserscheinungen subsummiert, sondern auch die mit der Substanzeinnahme antizipierte Wirkung einer Droge. Eine süchtige Person, die einen Suchtdruck verspürt, hat also gewisse Erwartungen an die Wikungen der Droge, die weit über die Linderung der Entzugssymptome hinausgehen können. So trinken z.B. Alkoholabhängig nicht nur, um Entzugserscheinungen zu begegnen, sondern auch, um sich selbstsicherer und körperlich attraktiver zu fühlen, um sich als geselliger zu erleben, oder um gewisse Probleme zu vergessen. Mit anderen Worten: Das Verlangen nach der Einnahme einer Substanz kann nicht nur dann außerodentlich stark sein, um Entzugsymptomen bei Nichtkonsum vorzubeugen, sondern der Suchtdruck kann mindestens ebenso stark ausgeprägt sein durch die mit der Einnahme einer Substanz verbundene positive Erwartung des Konsumenten. Gerade diese psychologischen Wirkungserwartungen sind überdauernder als körperliche Entzugerscheinungen und spielen ein wesentliche Rolle für Rückfälle, d.h. einen erneuten Konsum einer Droge nach einer Phase der Abstinenz. Craving unterliegt stärker einem Lernprozeß als die Entwicklung von Entzugerscheinungen, die ihrerseits deutlicher von der Dosis und der Dauer der Substanzeinnahme abhängen. So lernt ein süchtiger Patient bestimmte situative Faktoren mit der Einnahme einer Substanz zu verknüpfen (z-B. "Partybesuch" als Auslöser für Alkoholkonsum), die dann als Schlüsselreize für das süchtige Verhalten fungieren. Die Einnahme vieler Substanzen ist an solche Schlüsselreize mehr oder minder gebunden: So berichten viele Raucher, dass sie nach dem Essen zu einer Tasse Kaffee ein enormes Verlangen nach einer Zigarette verspüren, und das unabhängig davon, wie lange der letzte Noctinkonsum zurückliegt (also unabhängig vom aktuellen Blutnicotingehalt). Kommt eine süchtige Person in eine entsprechende Situation, kann sich folglich ein Suchtdruck einstellen (Craving), ohne dass physiolopgische Anzeichen für Entzugsymptome vorliegen." (Pritzel, Monika, Gehirn und Verhalten, 2009)

Craving ist im Grunde also eine besondere Fähigkeit des Organismus. Die Erinnerungen an die Rauscherlebnisse stellen Gedächtnisleistungen dar, die unter normalen Umständen wünschenswert sind. Craving kann deshalb auch nicht "geheilt" werden, denn dies würde einer Löschung des Gedächtnisses gleichkommen. Dennoch ist auch Craving etwas, das vergehen kann, indem es im Laufe der Zeit durch andere Erlebnisinhalte überlagert wird und dabei dem natürlichen Prozeß des Verblassens von Erinnerungen unterliegt.


Insgesamt stellt sich die Abhängigkeit im medizinischen Sinn, die umgangssprachlich auch als Sucht bezeichnet wird, als ein neurobiologischer Lernprozeß und Anpassungsprozeß dar, der nicht direkt als Krankheit sondern als Fähigkeit des menschlichen Organismus aufgefaßt werden muß. Insbesondere die Vorgänge, die zum Craving führen müssen unter diesem Gesichtspunkt betrachtet werden. Ein gutes Verständnis der neurobiologischen Zusammenhänge im Inneren des menschlichen Organismus führt auch zu einem beseren Selbstverständnis der Abhängigen, das nicht selten von Selbstvorwürfen und Schuldgefühlen geprägt ist, weil sie es nicht schaffen, dem vermeintlichen "Suchtdruck" zu begegnen und damit ihrer eigenen Gefühle Herr zu werden. Weil sie über ein (fehlerhaft) erlerntes Verlangen nach bestimmten Erlebniszuständen verspüren, empfinden sich viele Abhängige vor allem deshalb als minderwertig, weil die Gesellschaft ihnen mit ihrem Krankheitbild der Sucht das Gefühl gibt, an einer unheilbaren Krankheit zu leiden, die die Sucht nun einmal nicht ist. Es ist deshalb auch wichtig, sowohl im klinischen Alltag wie auch in der Öffentlichkeit auf diese Zusammenhänge hinzuweisen und damit gleichsam das Paradigma von der Sucht als einer Krankheit zu überwinden.

Ich habe den Text bereits auf der Diskussionsseite von "Abhängigkeitssyndrom durch psychotrope Substanzen" unter "Neurobiologische Wirkmechanismen" veröffentlicht. Die im Artikel unter dem Abschnitt "Substanzverlangen" gegebene Definition von "Craving" ist falsch. Craving ist nicht das zentrale Moment des Abhängigkeits- und Entzugssyndroms. MFG - CFZ. (falsch signierter Beitrag von 80.153.77.236 (Diskussion) 23:13, 15. Jun. 2016 (CEST))[Beantworten]

Fehlt die Arbeitssucht hier absichtlich? Gruß, --Anselm Rapp (Diskussion) 09:13, 16. Feb. 2024 (CET)[Beantworten]