Diskussion:Alter Mann an der Brücke

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Quellen für die Entstehungszeit etc. waren die Chroniken über Hemingway in dem Buch "49 Depeschen" in der Edition der Gesammelten Werke aus dem Rowohlt Verlag. (nicht signierter Beitrag von 93.207.16.228 (Diskussion) 17:29, 10. Sep. 2011 (CEST)) [Beantworten]

Neuer Bedeutungsstrang: Parallelen zu der Auferstehung Jesu Christi[Quelltext bearbeiten]

Die in diesem Deutungsansatz vorgenommene Parallelisierung der Situation des alten Mannes mit der Situation Jesu Christi zum Zeitpunkt der Auferstehung ist m. E. eher spekulativ und inhaltlich nicht unproblematisch, da wesentliche Unterschiede zwischen Hemingways Erzählung und der neutestamentlichen Eschatologie ausgeblendet werden. Während im christlichen Glauben die Auferstehung Christi am Ende der Passionszeit als Erfüllung der Heilsverheißung gilt und für die Gläubigen die Erlösung und Rettung zum ewigen Leben bedeutet, gibt es in Hemingways Geschichte keinerlei Anzeichen für eine derartige „frohe Botschaft”. Die Flucht des alten Mannes ist sinnlos; auch jenseits des Ebro gibt es für ihn weder Sicherheit noch Hoffnung auf irgendeine Zukunftsperspektive. Das Verlassen seiner Heimatstadt hat ihm seinen Lebensinhalt genommen, das Zurücklassen der hilfsbedürftigen und (mit Ausnahme der Katzen) schutzlosen Tiere kommt für den alten Mann einem Verrat gleich. Er verharrt am Ende in völliger Resignation und Bewegungslosigkeit bzw. Passivität. Den Berichten der Evangelisten zufolge nimmt Christus demgegenüber als Messiasgestalt bewusst Tod und Leiden auf sich, um die Menschheit zu erlösen. In den vierzig Tagen nach seiner Wiederauferstehung, die er zuvor angekündigt hat, bekräftigt er zudem im Gegensatz zu der völligen Passivität des alten Mannes aktiv den Missionsauftrag an die Apostel, bevor er gen Himmel fährt. Auf diesem Hintergrund gibt es meines Erachtens keine wirklich stimmigen Anhaltspunkte im Erzähltext für eine Parallelisierung der Vertreibung des alten Mannes aus seiner Heimatstadt mit dem Passionsweg Christi.

Nach meiner Kenntnis ist die zeitliche Fixierung auf den Ostersonntag in der Sekundärliteratur bislang unwidersprochen als ironischer Bezug auf die christliche Erlösungsbotschaft gedeutet worden. Dem würde auch die weitere Ironisierung im letzten Abschnitt der Erzählung entsprechen: „It was Easter Sunday and the Fascists were advancing toward the Ebro. It was a gray overcast day with a low ceiling so their planes were not up. That and the fact that cats know how to look after themselves was all the good luck that old man would ever have.” (vgl. Goetsch S. 94f). Die Schlussbemerkungen des Erzählers entsprechen eher lakonisch dem Stoizismus der Hemingwayschen Helden, die sich in das Unabänderliche fügen. Das Schicksal und die ausweglose Lage des alten Mannes (ironischerweise eben an einem Ostersonntag) verdeutlichen so am Ende nochmals die ganze Absurdität und Widersinnigkeit des Krieges. (vgl. auch Durzaks Deutung, Abschnitt Wirkungsgeschichte).

Für einen abweichenden und nicht ganz unkontroversen Interpretationsansatz, der die Situation des alten Mannes assoziativ mit der Situation Christi zum Zeitpunkt der Auferstehung gleichsetzt (und mit dem angedeuteten Übergang in eine neue Welt zugleich eine mögliche christliche Hoffnungsbotschaft impliziert), ist auf jeden Fall ein Beleg aus einschlägiger Sekundärliteratur erforderlich. Andernfalls ist diese Ausdeutung ohne enzyklopädische Relevanz und muss wieder entfernt werden - völlig unabhängig von der Frage, ob sie subjektiv als sinnvoll erscheinen mag oder nicht (vgl. Wikipedia:Neutraler Standpunkt und Wikipedia:Keine Theoriefindung). --WeiteHorizonte (Diskussion) 15:37, 25. Mai 2015 (CEST)[Beantworten]