Diskussion:Analytischer Sprachbau

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Letzter Kommentar: vor 8 Jahren von Haspelmt in Abschnitt WALS-Karte
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Folgende widersprüchliche Aussagen über die Klassifizierung des chinesischen bei den Definitionen des analytischen und des isolierenden Sprachbaus sind mir aufgefallen:

"Isolierender Sprachbau: Ein isolierender Sprachbau ist in der Sprachtypologie von Humboldt und Schlegel ein Sprachbau, in der die grammatische Funktion eines Begriffes durch dessen Position innerhalb eines Satzes deutlich gemacht wird, wodurch die Satzstellung zum zentralen Element wird. … Die chinesische Sprache ist ein häufiges Beispiel für isolierenden Sprachbau.

Von "http://de.wikipedia.org/wiki/Isolierender_Sprachbau"

und

Analytischer Sprachbau: Ein analytischer Sprachbau ist in der Sprachtypologie von Humboldt und Schlegel eine Sprache, in der die grammatische Funktion eines Begriffes durch unabhängige Einzelwörter deutlich gemacht wird. … Das Chinesische … ist ein sehr gutes Beispiel für analytische Sprache. … Von "http://de.wikipedia.org/wiki/Analytischer_Sprachbau"

Es ginge , denke ich, darum, beide Bauarten klarer zu definieren und zu zeigen, wie (glaube ich - ?) Chinesisch tatsächlich Grundmerkmalen beider Bauarten entspricht.

Oder sind beide Begriffe in etwa gleich bedeutend und entspringen unterschiedlicher Klassifizierungen?

Jean-Marc V.


Im Artikel Isolierender Sprachbau wird das Chinesische als typisches Beispiel angeführt, hier auch. Also irgendwie sollten wir uns schon einigen. Meiner Ansicht nach ist das Chinesische isolierend und nicht analytisch. Für den analytischen Sprachbau benötigt man lexikalisch "entleerte" Wörter, die als Träger der grammatischen Funktionen dienen, so zum Beispiel Artikel bei Nomina und Hilfsverben bei Verben. Das gibt es im Chinesischen nicht.--Djehouty 10:45, 18. Jul. 2007 (CEST)Beantworten

der Satz "ist in der Sprachtypologie von Wilhelm von Humboldt und August Wilhelm Schlegel" taucht immer und immer wieder in allen Satzbauarten auf. Bedenke: Jemand, der agglutinierende Sprachen nachschlägt, schlägt womöglich auch die anderen nach und will kurz wissen, was diese Sprachen kennzeichnet und nicht jedes mal "ist in der Sprachtypologie von Wilhelm von Humboldt und August Wilhelm Schlegel" lesen. Vorschlag: Am Ende in einem Satz irgendwo erwähnen, nicht aber in der Definition oben.

Beispielsatz noch mal in verständlichem Deutsch wiedergeben.[Quelltext bearbeiten]

Mir - und ich vermute mal vielen anderen Laien auch - würde es sehr beim Verständnis helfen, wenn jemand den Satz in "normales" Deutsch übertragen könnte. Ist meine Vermutung: "Meine Freunde wollen alle Ei esssen." richtig?? --Uwe Rumberg 22:16, 10. Jul. 2007 (CEST)Beantworten

isolierend-analytisch[Quelltext bearbeiten]

Die Begriffe isolierend und analytisch werden tatsächlich synonym verwendet - so jedenfalls im "Lexikon der Sprachwissenschaft" von Hadumod Bussmann (2002). Dass, das Chinesische keine lexikalisch lehren Wörter habe, um grammatische Relationen auszudrücken stimmt nicht! Sowohl das klassische Chinesisch wie auch das moderne Chinesisch kennt eine Reihe von rein grammatischen Morphemen. In der traditionellen chinesischen Philologie kennt man zwar z.B unsere Unterscheidung der Nomen und Verben nicht, trennt aber klar zwischen shící 實詞 "bedeutungsvollen" und xūcí 虛詞"bedeutungsleeren" Wörtern, den grammatischen Partikeln. Eine häufige Partikel taucht schon im chinesischen Beispielsatz auf: "de", das hier aus wǒ 'ich' einen Possessiv 'meine' macht.

Der chinesische Beispielsatz ist übrigens in zwei Punkten falsch: 1. sollte man in diesem Kontex für Eier das zweisilbige Wort jīdàn verwenden. 2. ist der "Plural" men kein Wort für sich, sondern ein Suffix! Das erkennt man daran, dass men NIE alleine auftreten kann, immer nur nach dem betreffenden Nomen (immer Menschen) kommt, nichts zwischen Nomen und -men treten kann und schliesslich die Silbe unbetont ist. Da es auch noch andere Suffixe, z.B die nominalen Suffixe -zi und -r gibt, die einfach an ein Nomen oder Verb angehängt werden, zeigt sich schon, dass das Chinesische KEIN gutes Beispiel für eine isolierende, bzw. analytische Sprache ist. Zumindest bei der Wortbildung finden wir einige agglutinierende Prozesse. Die Tatsache, dass diese Morpheme immer mit eigenen Schriftzeichen geschrieben werden, ist wohl häufig dafür verantwortlich, dass sie für eigene Wörter gehalten werden. Ich empfehle dazu die Lektüre des Kapitels "the isolating myth" in DeFrancis, John: "The Chinese language: fact and fantasy" Honolulu: University of Hawaii Press, 1992.

Thomas Preiswerk

WALS-Karte[Quelltext bearbeiten]

Die Herkunft der WALS-Karte muss angegeben werden, sonst handelt es sich um eine Lizenzverletzung. (nicht signierter Beitrag von Haspelmt (Diskussion | Beiträge) 16:13, 20. Apr. 2016 (CEST))Beantworten